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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht
Autoren: Asa Larsson
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Arbeit als Pastor nicht zu schätzen weiß. Und dann muss Lars-Gunnar sich sein unerträglich kindisches Jagdgerede anhören. Als ob Stefan irgendetwas begriffen hätte. Der kleine Junge, dem der Platz in der Jagdgesellschaft vom Probst geschenkt worden ist.
    Lars-Gunnar findet das Gefasel aber auch verwirrend. Worauf will der Pfaffe eigentlich hinaus? Stefan scheint Lars-Gunnar den Probst unter die Nase zu halten, wie ein kleines Kind das mit einem zerkratzten Arm macht. Blas drauf, dann tut es nicht mehr weh.
    Er hat nicht vor, sich von dieser Seidenraupe unterbuttern zu lassen. Er ist bereit, den Preis für seine Taten zu bezahlen. Aber nicht an Stefan Wikström. Nie im Leben.
    Stefan Wikström starrt den Teil des Weges an, der im Licht der Scheinwerfer zu sehen ist. Ihm wird im Auto leicht schlecht. Er muss nach vorn blicken.
    Langsam macht sich Angst in ihm breit. Er spürt, dass sie sich wie ein Wurm durch seinen Magen schlängelt.
    Sie sprechen über alles Mögliche. Nicht über Mildred. Aber sie scheint anwesend zu sein. Könnte fast auf der Rückbank sitzen.
    Er denkt an die Nacht vor Mittsommer. Als er am Schlafzimmerfenster stand. Er sah jemanden bei Mildreds Boot. Plötzlich machte diese Person einige Schritte. Verschwand hinter einer Holzhütte auf dem Grundstück des Heimatmuseums. Mehr sah er nicht. Aber später dachte er natürlich daran. Dass es Lars-Gunnar gewesen war. Dass er jetzt etwas in der Hand hatte.
    Nicht einmal jetzt denkt er, dass es falsch war, der Polizei nichts davon zu sagen. Lars-Gunnar und er gehören doch zu den Auserwählten in der Jagdgesellschaft. Und in gewisser Hinsicht ist er doch Lars-Gunnars Seelsorger. Lars-Gunnar gehört zu seiner Herde. Ein Geistlicher muss anderen Gesetzen gehorchen als ein normaler Bürger. Als Pastor kann er nicht den Finger heben und auf Lars-Gunnar zeigen. Als Pastor muss er in dem Moment bereit sein, wenn Lars-Gunnar bereit ist zu sprechen. Das ist eine weitere Last, die ihm auferlegt worden ist. Und er fügt sich. Legt alles in Gottes Hände. Betet: Dein Wille geschehe. Und fügt hinzu: Ich habe nicht das Gefühl, dass dein Joch süß und dass deine Bürde leicht ist.
    Sie haben den See erreicht und steigen aus dem Wagen. Er muss die Kette tragen. Lars-Gunnar bittet ihn, schon einmal vorauszugehen.
    Er geht über den Weg. Der Mond scheint.
    Mildred geht hinter ihm. Das spürt er. Er hat den See erreicht. Lässt die Kette auf den Boden fallen. Sieht sie an.
    Mildred klettert in sein Ohr.
    Lauf, sagt sie dort drinnen. Lauf!
    Aber er kann nicht laufen. Steht nur da und wartet. Hört Lars-Gunnar kommen. Langsam nimmt der im Mondschein Gestalt an. Und ja, er hat die Waffe bei sich.

LARS-GUNNAR BLICKT HINUNTER auf Rebecka Martinsson. Seit er sie die Treppe herunterzogen hat, zittert sie nicht mehr. Aber sie ist bei Bewusstsein. Lässt ihn nicht aus den Augen.
    Rebecka Martinsson schaut zu dem Mann hoch. Sie hat dieses Bild schon einmal gesehen. Den Mann wie eine Sonnenfinsternis. Sein Gesicht ruht im Schatten. Die Sonne aus dem Küchenfenster. Wie ein Heiligenschein um seinen Kopf. Es ist Pastor Thomas Söderberg. Er sagt: Ich habe dich geliebt wie meine eigene Tochter. Gleich wird sie ihm den Schädel einschlagen.
    Als der Mann sich über sie beugt, packt sie ihn. Nein, packen ist zu viel gesagt, der Mittel- und Zeigefinger ihrer rechten Hand stehlen sich unter den Halsbund seines Pullovers. Das Gewicht der Hand allein zieht ihn näher an sie heran.
    »Wie kann man damit leben?«
    Er befreit sich von ihren Fingern.
    Womit denn leben, fragt er sich. Stefan Wikström? Er hat tiefe Trauer empfunden, als er damals in Paksuniemi eine Elchkuh geschossen hat. Das ist über zwanzig Jahre her. Eine Sekunde nachdem sie gestürzt war, kamen zwei Kälber aus dem Wald. Dann verschwanden sie im Wald. Er hat lange an diesen Fehler denken müssen. Zuerst die Kuh. Und dass er dann nicht reagiert und auch die Kälber erschossen hat. Sie müssen doch qualvoll verendet sein.
    Er öffnet die Kellerluke im Küchenboden. Packt sie und schleift sie zu dem Loch.
    Teddys Hand klopft ans Küchenfenster. Sein verständnisloser Blick zwischen den Plastikpelargonien.
    Und jetzt kommt Leben in die Frau. Als sie die Luke im Boden sieht. Sie versucht, sich seinem Zugriff zu entwinden. Streckt die Hand nach dem Tischbein aus, der Tisch kippt um.
    »Loslassen«, sagt er und reißt ihre Hand weg.
    Sie zerkratzt ihm das Gesicht. Dreht und windet sich. Ein stummer, verkrampfter Kampf.
    Er
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