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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht
Autoren: Asa Larsson
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Schultern gezuckt.
    Dann verging eine Woche, in der er mit keinem Menschen sprach. Ein Vorgeschmack auf sein kommendes Leben. Abends trank er. Um einschlafen zu können.
    Am Abend vor Mittsommer saß er in der Küche und feierte. Wenngleich »feiern« nicht das richtige Wort war. Er war mit seinen eigenen Gedanken in der Küche eingesperrt. Kümmerte sich um seinen eigenen Kram, redete mit sich selber und trank allein. Ging endlich ins Bett und versuchte zu schlafen. In seiner Brust schien etwas zu pochen. Etwas, das er zuletzt als Kind gespürt hatte.
    Dann saß er im Auto und versuchte, sich zusammenzureißen. Er weiß noch, dass er fast rückwärts in den Straßengraben gefahren wäre, als er den Hof verlassen wollte. Und dann kam Teddy in der Unterhose angerannt. Lars-Gunnar hatte gedacht, er sei schon längst eingeschlafen. Teddy rief und winkte. Lars-Gunnar musste anhalten. »Du darfst mitkommen«, sagte er. »Aber du musst dir etwas anziehen.« – »Nicht, nicht«, sagte Teddy und wollte zuerst die Autotür nicht loslassen. »Nein, nein, ich fahre nicht weg. Aber geh dich jetzt anziehen.«
    In seinem Kopf scheint alles trübe zu werden, wenn er versucht, sich weiter zu erinnern. Er wollte mit ihr sprechen. Sie sollte ihm verdammt noch mal zuhören. Teddy schlief auf dem Beifahrersitz ein.
    Er weiß noch, wie er zugeschlagen hat. Wie er dachte: Das muss genug sein. Das muss genug sein.
    Sie wurde einfach nicht leiser. Egal, wie er auch zuschlug. Sie röchelte und jammerte. Er zog ihr Schuhe und Strümpfe aus. Stopfte ihr die Strümpfe in den Mund.
    Er war noch immer außer sich vor Wut, als er sie zur Kirche hochtrug. Hängte sie an der Kette an der Orgel auf. Dachte, als er da oben auf der Empore stand, dass es wirklich keine Rolle spielte, ob jemand kam, ob jemand ihn gesehen hatte.
    Dann kam Teddy herein. Er war aufgewacht und kam in die Kirche gestiefelt. Stand plötzlich unten im Mittelgang und schaute aus großen Augen zu Lars-Gunnar und Mildred hoch. Sagte nichts.
    Lars-Gunnar war sofort stocknüchtern. Wurde wütend auf Teddy. Und hatte plötzlich fürchterliche Angst. Er weiß noch, wie er Teddy zum Auto zog. Sie fuhren los. Und sie schwiegen. Teddy sagte nichts.
    Jeden Tag rechnete Lars-Gunnar damit, dass sie kommen würden. Aber niemand kam. Das heißt, natürlich kamen sie und fragten, ob er etwas gesehen hätte. Oder etwas wüsste. Stellten ihm die gleichen Fragen wie allen anderen.
    Er dachte daran, dass er die Arbeitshandschuhe angehabt hatte. Die hatten im Kofferraum gelegen. Er hatte überhaupt nicht weiter darüber nachgedacht. Wegen Fingerabdrücken oder so. Es war automatisch gegangen. Wenn man ein Werkzeug wie ein Brecheisen nimmt, dann zieht man vorher Handschuhe an. Das pure Glück. Das pure Glück.
    Und dann war alles wieder wie vorher. Teddy schien sich an nichts zu erinnern. Er war genau wie immer. Auch Lars-Gunnar wurde wieder so wie immer. Nachts schlief er gut.
    Ich war waidwund, dachte er jetzt, wo er mit der Frau vor seinen Füßen dastand. Wie ein Tier, das sich in eine Mulde legt und bei dem es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Jäger es findet.
    Als Stefan Wikström anrief, war es seiner Stimme anzuhören. Dass er wusste. Allein schon, dass er Lars-Gunnar anrief, warum machte er das? Sie sahen sich bei der Jagd, sonst hatte er nichts mit diesem Seidenpfaffen zu tun. Und jetzt rief der an. Teilte mit, der Probst schiene ins Wanken geraten zu sein, was die Zukunft der Jagdgesellschaft anging. Vielleicht würde Bertil Stensson dem Gemeindevorstand vorschlagen, die Pacht zu kündigen. Und Stefan Wikström redete über die Elchjagd auf eine Weise, die…als ob er in dieser Angelegenheit mitzureden hätte.
    Und als Stefan angerufen hatte, löste sich der Nebel in Lars-Gunnars Erinnerung auf. Er wusste wieder, wie er am Anleger gestanden und auf Mildred gewartet hatte. Mit einem Puls wie eine Dampframme. Er schaute zum Pfarrhaus hinüber. Und dort stand im Obergeschoss jemand am Fenster. Erst als Stefan Wikström angerufen hatte, fiel ihm das wieder ein.
    Was wollte er von mir, überlegt er jetzt. Er wollte Macht über mich haben. Genau wie Mildred.

LARS-GUNNAR UND STEFAN WIKSTRÖM sitzen im Auto und fahren zum See. Lars-Gunnar hat gesagt, dass er für den Winter das Boot an Land holen und die Ruder anketten will.
    Stefan Wikström jammert wie ein kleines Kind über Bertil Stensson. Lars-Gunnar hört nur mit halbem Ohr zu. Es geht um die Pacht und darum, dass Bertil Stefans
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