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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht
Autoren: Asa Larsson
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ertragen. Sie schien ihm das alles nehmen zu wollen.
    Es kam zu einem Krieg zwischen ihnen. Den nur er und sie sehen konnten. Sie versuchte, ihn in Verruf zu bringen. Er verteidigte sich, so gut er konnte. Aber diese Art von Spiel hatte ihm nie gelegen.
    Die Frau ist wieder in die Toilette gekrochen. Sie liegt zusammengekrümmt zwischen Toilettensitz und Waschbecken und hält die Arme vors Gesicht, wie um sich vor Schlägen zu schützen. Er packt ihre Füße und zieht sie die Treppe hinunter. Ihr Kopf schlägt auf jeder Stufe auf. Bums, bums, bums. Und draußen ruft Teddy: »Was? Was?« Es fällt ihm schwer, nicht hinzuhören. Die Sache muss ein Ende nehmen. Jetzt muss sie endlich ein Ende nehmen.
    Er denkt an die Reise nach Mallorca. Auch das war eine von Mildreds Ideen. Plötzlich sollte die kirchliche Jugendgruppe ins Ausland fahren. Und Mildred wollte, dass Teddy mitkam. Lars-Gunnar hatte abgelehnt. Aber Mildred sagte, die Kirche werde nur für Teddy zusätzliches Personal mitschicken. Auf Kosten der Gemeinde. »Und überleg doch mal«, sagte sie, »was Jugendliche in diesem Alter sonst kosten. Slalomskier, Reisen, Computerspiele, teure Kleider…« Und Lars-Gunnar hatte begriffen. »Es geht nicht um das Geld«, hatte Lars-Gunnar gesagt. Aber er hatte begriffen, dass es im Ort genau so aufgefasst werden würde. Dass er Teddy diese Reise nicht gönnte. Dass Teddy auf alles verzichten müsste. Dass er jetzt, wo Teddy die Möglichkeit einer schönen Abwechslung hatte…Also musste Lars-Gunnar sich geschlagen geben. Er konnte nur noch zu seiner Brieftasche greifen. Und alle sagten ihm, es sei doch sicher sehr schön für ihn, dass Mildred sich so um Teddy kümmerte. Schön für den Jungen, dass sie hergezogen war.
    Aber Mildred wollte ihn fertig machen, das wusste er. Wenn ihre Fenster eingeschlagen wurden, oder als dieser Blödmann Magnus Lindmark versucht hatte, ihren Schuppen in Brand zu stecken, war sie nicht zur Polizei gegangen. Und das hatte den Klatsch doch noch geschürt. Genau, wie sie es vorgehabt hatte. Die Polizei kann nichts machen. Wenn es wirklich drauf ankommt, dann sitzen sie tatenlos herum. Das ganze Gerede traf Lars-Gunnar. Und er stand mit der Schande da.
    Und danach hatte sie sich auf seinen Platz in der Jagdgesellschaft eingeschossen.
    Auf dem Papier gehört der Boden vielleicht der Kirche. Aber der Wald gehört ihm. Er kennt sich da aus. Gut, die Pachtsumme war immer sehr niedrig. Aber eigentlich, wenn Recht Recht bleiben soll, dann müsste die Jagdgesellschaft dafür bezahlt werden, dass sie Elche schießt. Die Elche richten im Wald große Verbissschäden an.
    Die Elchjagd im Herbst. Die Planung, zusammen mit den anderen Jungs. Die letzte Besprechung am frühen Morgen. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Die Hunde sind vom Jagdeifer angesteckt worden und reißen an ihren Leinen. Wittern zum grauen Dunkel des Waldes hinüber. Irgendwo dort befindet sich die Beute. Tagsüber Jagd. Herbstluft und Hundegebell aus der Ferne. Die Gemeinschaft, wenn man das Wild angeht. Die Mühe im Schlachthaus, wenn die Tiere zerlegt werden. Das Fachsimpeln abends am Hüttenfeuer.
    Sie schrieb einen Brief. Wagte nicht, das von Angesicht zu Angesicht zu sagen. Schrieb, sie wisse, dass Torbjörn wegen Wilderei verurteilt worden war. Dass er trotzdem seinen Waffenschein nicht verloren hatte. Dass er das Lars-Gunnar zu verdanken hatte. Dass es ihm und Torbjörn nicht gestattet werden dürfe, auf kirchlichem Boden zu jagen. »Das ist nicht nur unpassend, sondern direkt empörend, wenn wir an die Wölfin denken, die die Kirche zu schützen gedenkt«, schrieb sie.
    Er spürt, wie seine Brust sich zusammenkrampft, wenn er daran denkt. Sie wollte ihn in die Einsamkeit stoßen, so war das. Wollte aus ihm einen verdammten Verlierer machen. Wie Malte Alajärvi. Keinen Job und keine Jagd.
    Er hatte mit Torbjörn Ylitalo gesprochen. »Was, zum Teufel, kann man machen?«, fragte Torbjörn. »Ich muss ja froh sein, wenn ich meinen Posten behalten darf.« Lars-Gunnar hatte das Gefühl gehabt, in einem Moorloch zu versinken. Er konnte sich selbst in einigen Jahren sehen. Wie er zu Hause mit Teddy vor sich hin alterte. Sie könnten wie zwei Trottel dasitzen und sich Bingo im Fernsehen ansehen.
    Das war nicht gerecht! Und die Sache mit dem Waffenschein! Die lag doch fast zwanzig Jahre zurück! Das war nur ihr Vorwand, um ihm zu schaden.
    »Warum«, hatte er Torbjörn gefragt. »Was will sie von mir?« Und Torbjörn hatte mit den
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