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0778 - Die ERHABENE

0778 - Die ERHABENE

Titel: 0778 - Die ERHABENE
Autoren: Volker Krämer
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Es war kalt in dem Raum, dessen einziges Möbel die Medo-Liege war, auf der nun der unbekleidete Körper einer schönen jungen Frau ruhte.
    Nazarena Nerukkar fror nicht. Die ERHABENE war innerlich weitaus aufgewühlter, als sie es sich selbst eingestehen wollte.
    Langsam umrundete sie die komplett mit Metallplatten verkleidete Liege. Dahinter befanden sich die lebenserhaltenden Gerätschaften, die die Körperfunktionen der augenscheinlich Toten aufrechterhielten.
    Augenscheinlich tot.
    Ein Trugschluss. Zumindest würde die ERHABENE alles versuchen, um dies zu verhindern. Sie hatte Verwendung für die Frau vor ihr. Ein weiteres und letztes Mal benötigte sie deren Fähigkeiten.
    Es war an der Zeit, eine ganz bestimmte Sache zum Ende zu bringen. Endgültig und in perfekter Ausführung. Das hatte Nazarena sich in einer Nacht geschworen, in der sie kein Auge zugetan hatte. Wut und Hass hatten sie nicht schlafen lassen.
    Und die Ohnmacht dieser Nacht hatte heiße Tränen gebracht, die sie noch heute auf ihren Wangen brennen fühlte. Eine Nazarena Nerukkar würde das nicht ungesühnt lassen. Ganz sicher nicht!
    Beinahe zärtlich drehte die ERHABENE das Gesicht der Nackten zu sich. Die rechte Augenhöhle der Frau war leer. Ein hässliches schwarzes Loch, in dem noch vor kurzem ein technisches Wunderwerk gesessen hatte. Irgendwer hatte den Wert der Prothese erkannt und sie an sich gebracht.
    »Du hast also versagt, kleine Mörderin.« Nazarena Nerukkar sprach leise, als wolle sie die Frau auf der Medo-Liege nicht in ihrer Ruhe stören. »Und dann hast du dich feige in dich selbst geflüchtet. Was hast du dort gefunden? Deinen Ultiven Weg? Wohl kaum…«
    Nazarena Nerukkar löste den schimmernden Kristall aus seiner Halterung, umschloss ihn fest mit der rechten Hand. Der Machtkristall - das Zeichen der ERHABENEN der Dynastie. Die Insignie, die sie zur absoluten Machtposition berechtigte. Mit ihm hatte sie sich an die Spitze ihres Volkes gekämpft. Und diesen Platz wollte sie nicht wieder hergeben. Um keinen Preis dieses Universums!
    Innerhalb der DYNASTIE DER EWIGEN war ihre Stellung so umstritten wie nie zuvor. Mehrfach waren Nazarenas Aktionen gescheitert. Fehler, Neid, Missgunst und Verrat in den eigenen Reihen - all das kam zusammen und sorgte dafür, dass die Beine ihres Thrones dünn und brüchig wie Streichhölzer waren.
    Das Bild des hilflos im All treibenden Raumschiffs SCHLACHTSTEIN hatte ihre Gegner laut aufjubeln lassen. Das mächtige Schlachtschiff der Dynastie war vernichtend von einem Nichts geschlagen worden. Von einem Insekt…
    Die ERHABENE musste sich beherrschen, denn die Wut stieg bei dem Gedanken daran erneut in ihr hoch.
    Sindor Mellant, der Kommandant der SCHLACHTSTEIN, hatte einen der Meegh-Raumer bei dessen Testflug abgefangen und festgesetzt. Dieser Narr hatte in seinem Größenwahn nicht damit gerechnet, dass die Besatzung des Spiders sich nicht wie Schlachtvieh ergab, sondern Zurückschlagen könnte.
    Aber genau das hatte sie mit vollem Risiko und Erfolg getan. Der Zwerg besiegte den Titanen. Erneut hatten die Gaianer, die sich selbst Menschen nannten, Nazarena Nerukkars Machtdenken eine tiefe Wunde geschlagen.
    Gaia… die Erde… immer mehr rückte sie in das Zentrum der Verbalattacken von Nazarenas Gegnern. Solange die ERHABENE sich dort immer wieder schallende Ohrfeigen abholte, konnte sie ihr eigenes Volk niemals geschlossen hinter sich bringen.
    Ein großer Erfolg, ein Sieg wie ein Donnerschlag, das war es, was sie nun brauchte.
    Der absolute Triumph über eine ganz bestimmte Gruppe von Gaianern. Und ganz speziell über einen, der ihr so ähnlich war, dass er eine ständige Bedrohung darstellte. Ted Ewigk…
    »Fast tut es mir Leid, Assassine, aber ich kann dir deine Ruhe nicht lassen. Noch nicht. Einen letzten Kampf wirst du für mich noch führen müssen.« Der Dhyarra der 13. Ordnung berührte die Stirn der einäugigen Frau. Nazarena Nerukkar konzentrierte sich.
    Und ein Zucken durchlief den Körper, der eben noch so leblos gewirkt hatte…
    ***
    Schal, ekelhaft und irgendwie vollkommen taub.
    So in etwa hätte Ted Ewigk das Geschmacksempfinden in seinem Mundraum beschrieben, wenn er denn dazu momentan in der Lage gewesen wäre.
    Doch das war er nicht. Das war er ganz und gar nicht!
    Der Kloakengeschmack rückte sprunghaft in die Bedeutungslosigkeit zurück, als er mit der gebotenen Vorsicht versuchte, seinen Kopf etwas anzuheben. Der beißende Schmerz an seiner Nasenwurzel hätte ihm
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