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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition)
Autoren: Elmore Leonard
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Zeitung lesen, wenn nichts über sie drinsteht.«
    »Für hundert Pfund Marihuana«, sagte Art, »kriegst du dreihunderttausend – du musst es aber erst mal pflanzen, hochpäppeln und auf den Markt bringen. Ein menschlicher Körper, dessen Teile du einzeln verkaufst, die Nieren, das Herz, die anderen Organe, die Leber, die Augen ... Knochen, Sehnen, die Haut, quadratzentimeterweise verkauft, das alles kann dir eine knappe Viertelmillion bringen.«
    Raylan sagte: »In New Jersey, das war doch der Typ mit dem Krematorium.«
    »Dieser Bestattungsunternehmer«, sagte Art. »Bringt die Trauerfeier über die Bühne und ruft seine Chirurgen an. Eine Stunde später haben sie alle Körperteile geerntet, die es wert sind, rausgeholt zu werden, und den Rest in den Ofen geschoben.«
    »Unser Fall liegt anders«, sagte Raylan. »Unserer riecht eher nach Familienunternehmen. Aber auch hier weiß man genau, wie man den Rubel ins Rollen bringt.«
    »Mal angenommen, ein Arzt verliert seine Zulassung und verkauft Rezepte aus der Hintertür«, sagte Art. »Die Crowes kennt er schon, seit sie in den Windeln lagen.«
    »Und hat sie ab der Pubertät gegen ein bisschen Dope weiterbehandelt«, sagte Raylan. »Die Jungs wohnen in zwei verschiedenen Tälern und schieben sich die Mädchen hin und her. Die Drogenfahndung behauptet, Mädchen, die zu ihnen gehen, kommen schreiend zurück nach Hause gerannt.«
    »Dieser Arzt betäubt also Angel«, sagte Art, »braucht aber noch Leute, um ihn in die Wanne zu kriegen.«
    »Und kaum hat man sich versehen«, sagte Raylan, »sind die Crowes schon im Organhandel tätig. Ist das plausibel?«
    »Für mich ja«, sagte Art. »Was ich dir noch sagen wollte: Ich habe Rachel wieder mitgebracht, damit jemand auf dich aufpasst.«
    ***
    Raylan fuhr einen Audi quattro, den er vom Rauschgiftdezernat in Harlan geliehen bekommen hatte. Zu Rachel Brooks, die neben ihm saß, sagte er: »Diesen Wagen hatte ich schon mal. Ich mochte ihn, allerdings hat die Motorhaube bei hundertvierzig Meilen pro Stunde geklappert.«
    »Hundertvierzig, auf den Straßen hier?«, fragte Rachel zweifelnd.
    »Wenn wir alles aus ihm rausholen würden«, sagte Raylan, »wäre er in fünf Sekunden von null auf sechzig.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Hoch zu einem Friedhof, von dem aus man Pervis’ Laden sehen kann. Da Pervis kein Treffen mit seinen Söhnen arrangieren wird, müssen wir warten, bis die beiden ihren alten Herren besuchen kommen.«
    Bei der Gabelung vor Buckeye bogen sie von der Stinking Creek Road ab und fuhren einen flachen Hang hinauf zum Friedhof, einem Feld voller Grabsteine, auf denen nur die Namen Mills und Messer standen.
    »Ein paar sind hier schon seit über hundertfünfzig Jahren«, sagte Raylan. »Hier liegt ein John Mills, ›Eingegangen in die Häuser der Ewigen Ruhe‹. Was willst du mal auf deinem Stein stehen haben?«
    »Keine Ahnung«, sagte Rachel. »Darf ich noch ein paar Jährchen drüber nachdenken?«
    »Auf dem von Gobel Messer steht ›Wir sehen uns im Himmel wieder‹. Der war zum Zeitpunkt seines Ablebens sehr zuversichtlich.« Raylan legte den Gang ein und fuhr im Schritttempo quer über den Friedhof auf die andere Seite. Dann sagte er: »Und jetzt schau genau geradeaus. Das, was man da durchdie Bäume sieht, ist Pervis’ Laden. Ich würde sagen, wir sind ungefähr fünfzig Meter entfernt.«
    Rachel holte ihr Fernglas heraus, hielt es sich vor die Augen und sagte: »Ich kann reinkucken, heute Morgen scheint niemand einzukaufen. Jetzt steht ein Mann in der Tür und zündet sich eine Zigarette an.«
    »Eine Camel«, sagte Raylan. »Das ist Pervis. Seine Söhne sollten auf dem Weg sein. Die müssen schließlich ihrem alten Vater noch seinen Anteil geben.«
    »Anteil von was?«
    »Von dem Geld, das sie Angel abgenommen haben.«
    »Und das wissen wir woher?« Rachel beobachtete immer noch den Laden.
    »Die von der DEA gehen davon aus, dass Pervis hier der Boss ist, der Big Daddy. Die Jungs hängen rum, bekiffen sich und stellen den Mädchen nach, so lange, bis ihr Papa ihnen sagt, was sie tun sollen. Die Mexikaner erledigen die Feldarbeit für ihn. Organisieren tut er das Ganze von seinem Ramschlädchen aus. Er ist der Marihuana-König von East Kentucky, aber die DEA kann ihm das nicht beweisen.«
    Rachel fragte: »Dann ist also der Vater jetzt im Organhandel tätig?«
    »Nein, und ich glaube auch immer noch nicht, dass seine Söhne das sind«, sagte Raylan. »Mit dem, was ich ihm über die Nieren erzählt
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