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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition)
Autoren: Elmore Leonard
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weißt, wie man an Zeug kommt? Auch egal. Kannst du kochen?«
    Darauf Rita: »Worauf hätten Sie denn Appetit?«
    Seitdem war sie sein Hausmädchen und kochte so lala, meistens mexikanisch. Pervis bezahlte ihr hundert Dollar pro Tag, täglich beim Abendessen. Letztens hatte er sie mal gefragt: »Wie viel hast du eigentlich in deinem Koffer? Dem im Schrank?« Er dachte nach und sagte: »Himmelarsch, es müssen locker hunderttausend sein.«
    »Hundertfünf«, sagte Rita. »Aber die sind nicht im Koffer.«
    »Willst du kündigen?«
    »Irgendwie musste ich die Kohle ja anlegen, also hab ich alles in Gras gesteckt, das ich günstig von dir gekriegt habe, weil wiruns über alles lieben. Immerhin juckt es dich mindestens einmal pro Woche im Schwanz, und wer sagt dann jedes Mal, Zeit, in die Heia zu gehen?«
    Pervis fragte: »Du willst dealen?« Als ob er seinen Ohren nicht traute. »Das ist alles? Du willst, dass ich dich ins Geschäft bringe? Sag’s mir.«
    Schon fühlte er sich besser, erleichtert. Er würde sie unterstützen, Hauptsache, sie bliebe bei ihm. Sie würden alles besprechen. Jetzt musste er erst mal Bob Valdez treffen. Er setzte sich neben das Telefon und wählte Bobs Nummer. Ließ es ein paar Mal klingeln, legte auf, wartete einen Augenblick und wählte erneut.
    Diesmal wurde abgenommen: »Bob Valdez, was kann ich für Sie tun?«
    »Bob«, sagte Pervis, »du sollst dein Handy immer bei dir haben, habe ich dir das nicht schon mal gesagt? Ich glaube, ja.« Bob bekam keine Gelegenheit, darauf etwas zu erwidern, Pervis befahl ihm, »rühr dich nicht vom Fleck, ich komme vorbei!«, und legte auf.
    Bob Valdez, wie er sich zur Zeit nannte, gehörte zur mexikanischen Mafia – den Namen hatten sie sich selbst gegeben – und war an Pervis als Sicherheitsmann ausgeliehen worden, um die Felder zu bewachen und aufzupassen, dass die Mexikaner ihren Anteil bekamen. Fürs Erste nahm Pervis das so hin. Bob Valdez hatte während diverser Streiks als Sicherheitsmann für die Minenbesitzer gearbeitet. Er besaß sein eigenes Feld und fuhr einen viertürigen schwarzen Mercedes. Außerdem hatte er ein Angeberquad, so ein kleines Geländeding, das jeden Berghang hochkam. Bob war gebürtiger Amerikaner, zog es jedoch vor, sich als Mexikaner auszugeben. Heute würde Pervis Bob von diesem Marshal erzählen, der ihn behelligt hatte.
    ***
    Sie frühstückten im Huddle House in Harlan, Art sah Raylan zu, wie er einen Speckstreifen in seine Grütze schnitt, in der schon ein Stückchen Butter schmolz, und nachsalzte. Dann fragte er ihn, wie der Schnaps schmeckte, den Pervis ihm geschenkt hatte.
    »Gutes Zeug. Der Pfirsich stört überhaupt nicht. Ich habe ein paar Schlucke getrunken und die Flasche dann einem alten Knacker auf der Straße gegeben. Dem sind Tränen in die Augen gestiegen.«
    Art fragte: »Weißt du, dass Marihuana die zurzeit am häufigsten angebaute Pflanze in unserem Bundesstaat ist?«
    »Da kannst du stolz drauf sein«, sagte Raylan. »Wir sind Kalifornien dicht auf den Fersen, und Hawaii wahrscheinlich auch. Beweist nur, wie erfinderisch wir sind. Von siebzigtausend arbeitslosen Bergarbeitern werden eben ein paar Pflanzer. Gestern Abend hat dieser Nachrichtensprecher mit den Haaren im Fernsehen gesagt, dass der Marihuanaanbau außer Kontrolle gerät. Er sagte, wer irgendwo ein Feld sieht, soll es sofort der Polizei melden. Nicht zu fassen. Die einzigen, die sich wegen Gras aufregen, sind die, die’s nie probiert haben.«
    Art sagte: »Mit Pervis’ Söhnen hast du aber nicht gesprochen.«
    »Noch nicht.«
    »Dir ist hoffentlich klar, dass er sie inzwischen angerufen hat«, meinte Art. »Von deinem BMW kannst du dich verabschieden, wenn sie davon erfahren. Vielleicht leihen die von der DEA dir ihren Mercedes.«
    Raylan gefiel die Richtung, die das Frühstück nahm.
    Er sagte: »Ich will den Arzt kriegen, und der einzige Weg zuihm führt über die Crowes, die mir etwas über ihn erzählen können. Hat da einer freiwillig wegen des Profits mitgemacht? Oder haben die sich einen von der Straße geholt? Der Arzt im Krankenhaus hat ihn als Profi bezeichnet. Er hat nach der neuesten Methode gearbeitet, die Nieren sind genau an den richtigen Stellen entnommen worden, nur zugemacht hat er die Wunden hinterher nicht selbst. Das hat er demjenigen überlassen, der dann die Klammern gesetzt hat. Einer der Crowes? Ich würde die beiden gern irgendwo in der Öffentlichkeit befragen, damit ich nicht erschossen oder
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