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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition)
Autoren: Elmore Leonard
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habe, konnte er sich partout nicht abfinden. Hat gar nicht mehr aufgehört, den Kopf zu schütteln. Niemals würden seine Söhne einen menschlichen Körper aufschneiden oder danebenstehen, wenn jemand anderes so etwas macht.«
    »Glaubst du ihm?«, fragte Rachel.
    »Ja, er kann sich nämlich nicht vorstellen, selbst so etwas zu tun. Ich hab ihn gefragt: ›Die wissen doch, wie man einemHasen das Fell abzieht und ihn ausnimmt, oder?‹ Es war dämlich, das zu sagen. Pervis hatte eine Waffe, er hätte auf mich schießen können.«
    Rachel sah in die andere Richtung.
    »Da kommt ja endlich mal jemand. Sieht aus wie einer der Brüder, fährt einen Cadillac. Er ist alleine im Wagen.«
    Sie gab Raylan das Fernglas.
    Er hielt es sich vor die Augen und sagte: »In den Unterlagen der DEA stand was von einem Mann, der seit ein paar Wochen für die Jungs arbeitet. Fährt Coover und Dickie durch die Gegend. Heißt Cuba irgendwas. Findest du in meiner Mappe, zusammen mit einem Foto.«
    Sie öffnete Raylans Aktenordner und las vor: »Cuba Franks, fünfundvierzig, Afroamerikaner ... Also echt, der Mann hier ist doch mindestens sechzig. Sieh dir mal die Falten an, diese alten Narben im Gesicht. Fünf Verhaftungen, zwei Schuldsprüche. Schlank, lässiger Gang.« Sie beobachtete, wie Cuba ausstieg und zum Kofferraum ging.
    »Achte mal auf seine Haare«, sagte Raylan und gab Rachel das Fernglas zurück. »Hast du schon mal dermaßen glatte Haare bei einem Schwarzen gesehen?«
    »Nicht hier in der Gegend«, sagte Rachel.
    »Der hat auch weiße Gene, aber nicht genug, um als Weißer durchzugehen.«
    »Vielleicht hat er sich früher sogar mal darum bemüht, aber mittlerweile ist es ihm scheißegal«, meinte Rachel.
    »Den Rhythmus hat er nicht mehr ganz drauf«, sagte Raylan, »aber cool ist er immer noch.«
    »Was er auch weiß«, sagte Rachel, »sogar sein Do-Rag passt zum Shirt. Hast du die Bügelfalte in der Hose gesehen? Der muss beim Anziehen aufpassen, dass er sich nicht schneidet.«
    Raylan sagte: »Was, glaubst du, macht er für die Jungs?«
    »Du meinst, außer sie rumzukutschieren?«
    »Kaum taucht Cuba auf, stehlen die Crowe-Brüder Nieren.«
    Rachel überlegte. »Du willst wissen, wer hier für wen arbeitet?«
    »Ich will nur nichts übersehen«, sagte Raylan.
    Er nahm wieder das Fernglas und beobachtete den Mann mit dem merkwürdigen Namen dabei, wie er einen Kasten Budweiser aus dem Kofferraum hob und ihn an den Fingern einer Hand gegen sein Bein baumeln ließ, während er den Kofferraumdeckel schloss. Dann nahm er den Kasten wieder in beide Hände, ging auf den Laden zu und trat gegen das Fliegengitter, damit Pervis ihm aufmachte.
    Raylan ließ das Fernglas sinken.
    »Was ist in dem Bierkasten?«
    »So, wie er das Ding gehalten hat«, sagte Rachel, »eher kein Bier.«
    »Ich glaube, der Anteil des Alten«, sagte Raylan. »Lass uns losfahren, sehen wir zu, dass Cuba auf der Straße unseren Weg kreuzt.«
    ***
    Sie fuhren bis zu der Stelle, wo die Straße aus Buckeye auf den Weg zum Friedhof traf, und warteten an der schmalsten Stelle.
    Rachel sagte: »Die Crowes fahren ihre eigenen Autos seit sie zwölf sind. Meistens schnell.«
    »Ich weiß«, sagte Raylan.
    »Warum setzen sie sich dann seit Neuestem auf den Rücksitz und sagen einem Chauffeur, wo’s hingehen soll?«
    »Vielleicht, weil er ihnen Dinge erzählt«, sagte Raylan, »von denen sie noch nie gehört haben?«
    »Über Körperteile?«, sagte Rachel. »Meinst du das?«
    »Er kommt«, sagte Raylan, der zwischen den Bäumen Staub aufsteigen sah. Der Cadillac hielt direkt auf sie zu, bremste dann und kam knapp zehn Meter vor der Schnauze des Audi zum Stehen.
    »Der will, dass wir zu ihm gehen«, sagte Raylan. »Damit er uns in Ruhe taxieren kann.«
    »Auf so was hab ich mich schon mal eingelassen«, sagte Rachel und hob das Fernglas. »Jetzt hat er sein Handy draußen und ruft irgendwen an.«
    »Wen wohl, was glaubst du?«
    »Die Brüder«, sagte Rachel, »also Coover und Dickie.«
    Wartend saßen sie im Auto. Schließlich stieg Cuba aus dem Cadillac und kam in aller Seelenruhe auf sie zu.
    »Wow, der hat’s drauf, der weiß, wie man sich bewegt ...«, sagte Rachel.
    »Ohne Zweifel, ein echter Kerl«, sagte Raylan.
    »Könnte mir durchaus gefallen«, sagte Rachel, »wenn er nicht Autos geklaut hätte.«
    »Schalt mal dein kleines Spielzeug an«, sagte Raylan, »wir sollten aufnehmen, was er zu sagen hat. Er kommt an dein Fenster.«
    Genau das tat Cuba, lächelte
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