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0996 - Die Grabkriecherin

0996 - Die Grabkriecherin

Titel: 0996 - Die Grabkriecherin
Autoren: Jason Dark
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Irgend etwas gab es hier. Irgend etwas war da. Eine Gestalt, ein Geschöpf, wie auch immer. Niemand wußte, was sich auf dem Friedhof herumtrieb. Es gab Menschen, die von einer Gestalt mit menschlichem Aussehen sprachen, andere wiederum redeten von irgendwelchen Tieren oder Halbmenschen.
    Jedenfalls war die Angst groß, auch bedingt durch die Nähe zu London, wie man uns erklärt hatte.
    Uns - das waren Suko und ich.
    Mein Freund wartete außerhalb des Friedhofs, nicht weit vom Eingang entfernt. Hätte ich nicht beim Losen verloren, wäre das jetzt mein Platz gewesen. Suko im Wagen, während ich mich im Freien aufhalten mußte, wo es kälter war.
    Ich schaute auf meine Armbanduhr. Mitternacht war erst in dreißig Minuten. Für abergläubische Menschen begann damit eine magische Zeit. Ich allerdings glaubte nicht daran, daß sich plötzlich die Gräber öffnen und ihre Toten entlassen würden, obwohl ich ähnliche Dinge schon erlebt hatte.
    Nein, dieser Friedhof barg ein anderes Geheimnis. Aber welches?
    Ich stand auf. Das Sitzen auf der kalten Grabplatte hatte mich steif werden lassen.
    Wer dort unten begraben lag, wußte ich nicht. Die Schrift auf der Platte war von Verwitterung und Flechten unkenntlich gemacht worden.
    Ich streckte mich, machte Lockerungsübungen. In der Tasche meines gefütterten Parkas steckte eine lichtintensive Taschenlampe. Ich hatte sie auf meinem ersten Rundweg schon eingeschaltet und mir so einen Überblick verschaffen können.
    Es war ein normaler Friedhof, mit alten, mit niedrigen Kleingehölzen und mit mächtigen Bäumen.
    Manche Gräber waren sehr schlicht, mit einfachen Holzkreuzen bestückt oder Findlinge, die statt teurer Steinmetzarbeiten aufgestellt worden waren. Dann gab es noch die großen, die schon prächtigen Gräber mit ihren Figuren, mit Steinen, bei deren Kauf niemand gespart hatte oder hatte sparen müssen. In derartigen Gräbern lagen Neureiche und der Landadel begraben. Die Nachkommen hatten die letzten Ruhestätten entsprechend geschmückt.
    Was die Zeugen gesehen oder gehört haben wollten, das mußte ich erst suchen.
    Es war von einer Gestalt die Rede gewesen, aber es hatte auch andere böse Dinge gegeben. Stellen des Friedhofs, die geschändet worden waren. Aufgebrochene Gräber, verschmierte oder umgekippte Grabsteine. Aufgesprayte Teufelszeichen und alte Gebeine, die man achtlos hatte liegenlassen.
    Wahrscheinlich lief alles darauf hinaus. Es war unter bestimmten Typen Mode geworden, sich in der Nacht auf einsam liegende Friedhöfe zurückzuziehen, um dort makabre Feste zu feiern. Daß dabei gegen zahlreiche Gesetze verstoßen wurde, interessierte sie nicht. Die Totenruhe war diesen Typen egal. Sie störten sich nicht daran. Sie brauchten Schädel, Knochen und Blut für ihre Rituale und waren scharf darauf, mit der Hölle Kontakt aufzunehmen.
    Keine gute Sache.
    Aber hatten sie etwas mit unserem Fall zu tun, der eigentlich noch keiner war?
    Ich wußte es nicht, aber ich nahm mir vor, es herauszufinden. Wenn nicht in dieser Nacht, dann in der nächsten oder übernächsten, denn drei Nächte hatten wir uns gegeben.
    Drei Nächte im Dezember!
    Nicht das Wahre, und ich hatte mit Suko abgesprochen, daß wir nicht unbedingt bis zum Morgengrauen hier auf dem Friedhof bleiben wollten. So gegen zwei Uhr sollte Schluß sein.
    Die Handys waren immer flacher geworden, und auch die Walkie-talkies. Wir waren damit ausgerüstet und hatten auch abgemacht, uns regelmäßig zu melden. Diesmal war ich an der Reihe, ging zwei Schritte vom Grab weg und zog die Antenne hervor.
    Dann erstattete ich Bericht, vielmehr wollte ich es tun, denn Suko unterbrach mich.
    »Du bist schon eine Minute über die Zeit.«
    »Das macht nichts.«
    »Hast du was gesehen?«
    »Nein, nicht mal ein Tier. Und du?«
    Suko lachte. »Überhaupt nichts. Hier ist es still wie auf einem Friedhof.« Er lachte noch einmal.
    »Ich werde gleich mal mit meiner Wanderung beginnen. Ist verdammt kalt hier. Da hast du es besser.«
    »Hör auf«, sagte er nur. »Die Kälte zieht auch durch den Wagen.«
    »Etwas bequemer hast du es schon. - Es sei dir gegönnt. Bis später.« Das Ding verschwand wieder in meiner tiefen Parkatasche, dann überlegte ich, in welche Richtung ich gehen sollte.
    Nicht hin zu Suko, also zum Eingang. Mehr in die Mitte oder auch zur anderen Seite des Friedhofs, wo diese Ritualplätze irgendwelcher Schänder lagen. Man hatte zwar die großen Spuren beseitigt, aber die verbrannte Erde war noch da.
    Ich
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