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0996 - Die Grabkriecherin

0996 - Die Grabkriecherin

Titel: 0996 - Die Grabkriecherin
Autoren: Jason Dark
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durch die Windschutzscheibe. Da lag der Eingang voll unter seiner Kontrolle.
    Aber er drehte auch hin und wieder den Kopf, um durch die Seitenfenster zu blicken, die durch seinen Atem leicht beschlagen waren.
    Viel war nicht zu erkennen. An der linken Seite nahmen ihm die herabhängenden Zweige der Trauerweide die Sicht. An der rechten verlor sich der Blick ins Dunkel. Der Friedhof lag außerhalb des Ortes, und nicht mal eine Kirche stand in seiner Nähe.
    Suko gähnte.
    Kein Wagen war bisher angefahren. Keine Scheinwerfer durchtanzten mit ihren Glotzaugen das Dunkel der Nacht, die in einer kompakten Stille lag.
    Weder Nebel noch Dunst trieben über das Gelände hinweg. Die Sicht war relativ klar, was auch am kalten Schein des Mondes lag, der wie scharf gezeichnet am Himmel stand.
    Hätte ihn jemand gefragt, ob etwas in den folgenden Stunden passieren würde, Suko hätte ihm keine Antwort geben können. Er hatte sich innerlich darauf eingerichtet, daß diese Nacht zu denen gehörte, die im Prinzip nichts brachten, abgesehen von eingeschlafenen Gliedern und einer bleiernen Müdigkeit.
    Wieder streckte er sich und mußte auch gähnen, weil er eben an den Schlaf gedacht hatte. Er rieb seine Augen, warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett und stellte fest, daß Mitternacht schon seit einer Minute vorbei war.
    Zeit für einen neuen Kontakt mit John Sinclair. Suko gab sich selbst noch einige Sekunden, rutschte auf dem Sitz hoch und schaute automatisch aus dem Seitenfenster, während er mit der rechten Hand in die Tasche griff.
    Die Bewegung fror ein!
    Plötzlich saß Suko unbeweglich. Er kam sich eingefroren vor. Ohne daß es ihm aufgefallen war, hatte sich draußen an der linken Seite etwas verändert.
    Dort stand jemand, der von der Seite her in den Rover hineinstarrte…
    ***
    Der Inspektor bewegte sich nicht. Er wußte auch nicht, ob diese Person erfahren hatte, daß sie entdeckt worden war, jedenfalls tat sie nichts, was darauf hingedeutet hätte. Sie stand einfach nur da, wobei die herabhängenden, dünnen Zweige mehr an eine Gardine erinnerten, die einen großen Teil verdeckte.
    Auch Suko bewegte sich nicht. So gut wie eben möglich versuchte er, durch die schmalen Lücken zwischen den dünnen Zweigen zu schauen, um die Gestalt genauer erkennen zu können.
    Zunächst einmal fiel ihm auf, daß sie sich nicht bewegte. Was im schwachen Wind auch nur leicht zitterte, das waren die dünnen Zweige, an denen hin und wieder Blätter hingen, wobei die meisten von ihnen tot und farblos waren.
    Sehr leise atmete Suko aus. Er hatte mittlerweile lange genug hingesehen, um wichtige Einzelheiten erkennen zu können. Die Gestalt war dunkel gekleidet, ziemlich schmal, aber das kurze Haar auf dem Kopf schimmerte hell, als hätte sich dort das Restlicht des Mondes in jeder Strähne verfangen.
    Es war eine Frau!
    Jung noch, schmal, starr, als gäbe es nichts anderes für sie zu tun, als in den Wagen zu schauen.
    Suko stellte fest, daß diese Deckung auch Nachteile barg. So war es der anderen Person gelungen, sich ungesehen anzuschleichen. Eben in Deckung der großen Trauerweide.
    Es stand für ihn auch fest, daß sie etwas von ihm wollte, aber wohl darauf wartete, daß er die Initiative ergriff.
    »Dann wollen wir mal«, flüsterte er vor sich hin. Angst kannte Suko in diesen Augenblicken nicht.
    Er wußte sich zu wehren, das hatte er schon oft genug unter Beweis gestellt.
    Den Anruf mit John Sinclair hatte er vergessen, diese Frau dort draußen war jetzt wichtiger.
    Suko, der hinter dem Lenkrad gesessen hatte, öffnete die Tür an seiner Seite. Es störte ihn wohl, daß die Innenbeleuchtung ihren Schein ausbreitete, aber er hatte nichts zu verbergen.
    Es war draußen noch kälter als im Wagen, das merkte Suko sofort. Neben dem Rover richtete er sich auf, schloß den Wagenschlag sehr leise und schaute über das Dach hinweg zu der Trauerweide, wo die schmale Person noch immer stand.
    Selbst bei diesen Lichtverhältnissen war zu sehen, wie dünn dieses Mädchen war. Auch in der Mode wurden die Mannequins immer dürrer, magerten ab und wurden zusätzlich noch so geschminkt, daß sie aussahen wie Kranke.
    Es war der Trend, und den hatten tatsächlich die Grufties oder Friedhof-Fans gemacht.
    Suko hatte bewußt einige Sekunden gewartet, weil er damit rechnete, angesprochen zu werden, aber die Gestalt enttäuschte ihn. Sie blieb einfach nur stumm.
    Der Inspektor setzte sich in Bewegung. Er ging dabei um die Vorderseite des Rovers
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