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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition)
Autoren: Elmore Leonard
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sagte: »Verdammte Ratten, lecken schon wieder das schmutzige Geschirr ab.« Er zog die oberste Schublade eines alten Garderobenschranks auf.
    »Was suchst du?«
    »Meine Smith, verdammte Scheiße.«
    »Was ich dich noch fragen wollte«, sagte Dickie, »hat’s dir eigentlich was ausgemacht, Angel in die Badewanne zu verfrachten?«
    »Ob es mir was ausgemacht hat?«
    »Das ganze Blut.«
    »War ja nicht unsres, oder?« Aus der obersten Schublade zog Coover eine verchromte .44er Smith & Wesson. Dann sagte er: »Ich hab ihn zugemacht, so wie ich sollte. Ich will nichts mehr davon hören.«
    »Nur mit dem Ausziehen waren wir nicht schnell genug«, sagte Dickie.
    »Was hab ich dir gesagt? ›Wenn du ihn nackig willst, wieso hast du dann keine Schere eingepackt?‹ Aber weißt du was«, sagte Coover, »wenn wir noch ein paar Mal zukucken, Scheiße, dann wissen wir selbst, wie man eine Niere rausschnipselt. Dann können wir die Hunderttausend unter uns aufteilen.«
    »Aber was, wenn uns der Typ versehentlich wegstirbt?«, sagte Dickie.
    »Klar, kann sein, dass wir beim ersten Mal irgendwas wegschneiden, was wir nicht hätten wegschneiden sollen, dann haben wir aber immer noch die Nieren. Und wenn wir Glück haben, überlebt der Wichser und wir verkaufen ihm seine eigenen Dinger zurück.«
    »Würd ich sofort machen«, sagte Dickie, »aber mich nervt diese scheiß Hektik.«
    »Musst du so sehen, als würdest du ein Handwerk lernen«, sagte Coover und ließ den Zylinder seines Revolvers rotieren, um die Patronen zu prüfen.
    Dickie öffnete die Tür, um Luft ins Haus zu lassen. Er sah hinaus, beobachtete, wie der Cadillac in einer Staubwolke auf den Hof einbog, und sagte: »Cuba ist zurück. Hey, und hinter ihm kommt noch ein anderes Auto.«
    Ohne sich umzublicken, ging Coover mit seiner Smith in die Küche.
    Sie hatten den Wald hinter sich gelassen und fuhren auf den Hof, Raylan im Schlepptau des Cadillacs, aber das Geräusch von Pistolenschüssen – erst fielen zwei Schüsse, mit diesem trockenen, harten Geräusch, dann noch mal zwei – bewegte ihn dazu, den Cadillac zu überholen, während Rachel schrie:»Wo ist er?« Raylan bremste und kam direkt vor der Veranda zum Stehen.
    »Er hat gar nicht auf uns geschossen«, sagte Raylan.
    Cuba Franks in dem Cadillac hielt direkt neben ihnen, stieg aus und sagte: »Coover macht mit seinem Revolver das Haus sauber, das ist alles.«
    Raylan stand schon auf der Veranda, Rachel gab ihm vom Wagen aus Feuerschutz. Cuba Franks gab sich entspannt wie immer, als er ihm folgte, aber sie sah, dass er Angst hatte. Sie behielt Raylan im Blick, als Dickie in seinem Elvis-Hemd auf die Veranda trat, Dickie, der genauso aussah wie auf den Fotos. Sie hörte, wie er zu Raylan sagte: »Ich hätte geschworen, Sie fahren einen BMW.«
    Rachel sah, wie seine langen Finger erst auf den Oberschenkeln lagen und von dort in die Taschen seiner Levi’s fuhren.
    Jetzt kam auch Coover heraus, in der einen Hand baumelte lose ein metallen glänzender Revolver, in der anderen eine tote Ratte, die er am Schwanz hielt.
    »Mehr«, sagte Dickie, »hast du mit dem ganzen Geballer nicht erwischt?«
    Coover drehte den Kopf zu Raylan, schenkte dem Marshal einen finsteren Blick und sagte: »Eins von den Biestern springt noch in der Küche rum. Wollen Sie mal?«
    »Ich habe auf Ratten geschossen, als ich ein Kind war«, sagte Raylan. »Hab sie aus den Scheißhäusern vertrieben.« An Coover gewandt: »Sie sollten einfach Ihre Küche nicht mehr betreten.«
    Coover sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Kennen wir uns?«
    »Er und die Negerin«, sagte Dickie, »sind Marshals.«
    Coover sah Cuba an. »Bau die Gartenstühle auf – müssen hierirgendwo sein –, dann können wir uns setzen und reden.« Zu Raylan sagte er: »Sie können mich gern fragen, ob ich Gras anbaue, ich werde Ihnen mit Nein antworten. Aber vorher darf ich Sie jeden Scheiß fragen, den ich will. Was halten Sie davon?«
    »Ich habe nur eine einzige Frage«, sagte Raylan. »Wie sind Sie und Ihr Bruder eigentlich ins Nieren-Business geraten?«
    Rachel stand neben dem Audi und beobachtete Raylan, der seine Lieblingsshow abzog. Sah, wie er vor Coover stand, der einen metallen glänzenden Revolver in der Hand hielt. Sah, wie Coover die Ratte am Schwanz im Kreis schwenkte und losließ, sah, wie die Ratte auf sie zuflog und direkt vor ihrer Nase auf der Motorhaube des Audi landete. Rachel rührte sich nicht. Auch Raylan nicht, er drehte sich nicht einmal
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