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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition)
Autoren: Elmore Leonard
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Leela, die heißt Lihala, oder? Wie der Song.«
    Cuba trat auf den staubigen Hof hinaus. Er blickte zu den Bäumen und den tief über dem Kamm hängenden Wolken, während er auf dem Handy ihre Nummer wählte. »Wie geht’s? Hast du schon den nächsten Job geplant?«
    Ihre Stimme sagte: »Ich will nicht noch mal mit diesen Typen arbeiten, die schaden mehr, als sie nutzen.«
    »Du willst die beiden loswerden?«
    »Sie wissen, wer ich bin.«
    »Sie kriegen noch nicht mal deinen Namen auf die Reihe.«
    »Lass dir einfach etwas einfallen, um sie loszuwerden«, sagte Layla. »Ja?«

Sechstes Kapitel
    S chon vor Monaten, lange bevor er in die Gesellschaft der Crowes geraten war, war Cuba Layla, der Drachenlady, erstmals begegnet. Im Blue Grass Room, dem Club von Keeneland, der Pferderennbahn am Stadtrand von Lexington; sein Boss, Mr. Harry Burgoyne, hatte zu ihm gesagt: »Geh und warte an der Bar. Sobald ich dir ein Zeichen gebe, betrittst du das Parkett.«
    Was bedeutete, dass sie eine ihrer Der-Boss-und-sein-dummer-Afrikaner-Shows aufführen würden. Cuba sah zu, wie Mr. Harry von einem Tisch voller Pferdenarren zum nächsten zog und sich für den Gewinn des dreihunderttausend Dollar schweren »Maker’s Mark Mile«-Rennens, das gerade stattgefunden hatte, Beifall spenden ließ.
    Weezie, das Mädchen, das neben Cuba an der Bar saß und deren Vater Pferdetrainer war, schlürfte ihren Collins leer und sagte: »Findest du’s nicht total beschissen, dass das Siegerpferd Black Boy heißt?«
    »Es blieb ihnen gar nichts andres übrig, als ihn Black Boy zu taufen«, sagte Cuba. »Wie sonst sollte man einen Hengst nennen, für den alle Stuten freiwillig den Schweif zur Seite nehmen.«
    Das Mädchen ging grinsend zum nächstgelegenen Tisch, um sofort weiterzuerzählen, was er gesagt hatte, und Cuba sahLayla, die Drachenlady, mit glänzendem schwarzem Regenmantel und, trotz des trüben Aprilnachmittags, dunkler Sonnenbrille direkt gegenüber an der Bar sitzen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Cuba in der abgehackten afrikanischen Intonation, die er sich bei Taxifahrern in Atlanta abgekuckt hatte, »aber könnten Sie mir sagen, wie viel Uhr es ist?«
    Er betrachtete sie, während sie ihre Brille abnahm, hinter der braune Augen zum Vorschein kamen, die ihn kalt taxierten. Sie lächelte, und ihr Blick wurde weich. »Was Sie gerade zu Weezie gesagt haben, war lustig.«
    Cuba warf einen prüfenden Blick auf ihre hübsche Nase und ihren Mund. Die Sorte Unterlippe, in die er bei Frauen gerne biss.
    »Aber«, sagte sie, »Sie haben Ihren afrikanischen Akzent ganz vergessen.«
    Sie hatte recht. Da redete er über diesen verdammten Hengst und wollte cool klingen. Er spielte mit dem Gedanken nachzufragen, woher sie den Akzent überhaupt kannte, tat es aber nicht. Cuba ließ einen Moment verstreichen und fragte dann: »Ost- oder Westafrika?«
    Womit er den Ball wieder an die Frau zurückgab, die mit dem Spiel begonnen hatte.
    Sie sagte: »Westafrika, Nigeria. Ich habe ein ganzes Jahr mit einem Transplantationsteam in Lagos verbracht. Bin gerade erst ans UK Medical zurückgekommen, meinen Heimatstandort.«
    Cuba sagte: »Da habe ich Mr. Burgoyne mal hingefahren, als seine Nieren Theater gemacht haben.«
    »Seine Nieren funktionieren noch«, sagte Layla. »Aber seine Leber bräuchte mal eine Pause.«
    »Der Mann liebt seine Drinks. Braucht ein paar, bevor er zum Menschen wird«, sagte Cuba. »Sie sind also Krankenschwester?«
    Sie antwortete: »Warum nicht Ärztin?«
    »Dann würden Sie sich nicht mit mir abgeben«, sagte Cuba.
    Daraufhin erzählte sie ihm, sie sei Transplantationsschwester, und Cuba fragte: »Spielen Sie gerne mit den Körperteilen anderer Leute?«
    »Wenn ich darf, ja«, sagte Layla. »Kommt drauf an, wer die Operation leitet. Ich bin schon so lange Assistentin, wie manche der älteren Ärzte Organe auswechseln, bald elf Jahre. Ich habe mittlerweile so viele Nierentransplantationen gesehen, dass ich den Organtausch selbst vornehmen und den Patienten danach auch wieder zumachen kann. Und jetzt will doch tatsächlich einer der jungen Ärzte, dass ich ihm nur die Instrumente reiche und dann mit ihm ins Bett gehe.«
    Sie wartete.
    Cuba sagte: »Sie stehen eher auf die älteren Typen, was?«
    »Darum geht’s doch gar nicht. Der junge Typ kommt aus dem OP und hält sich für Gott, weil er gerade ein Patientenleben gerettet hat, und erwartet jetzt, dass ich mich dafür revanchiere.«
    »Und ...?«
    »Ich sage ihm, dass ich erledigt
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