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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition)
Autoren: Elmore Leonard
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da gewesen sein. Oder haben Sie sogar den Arzt zum Motel gefahren? War’s so? Ich glaube, ja, denn der Arzt hat wiederum Sie angeheuert. Hat Sie erwischt, als Sie sein Auto stehlen wollten, und Sie ins Boot geholt. Dann haben Sie sich nach ein paar dummen weißen Jungs umgesehen und die Crowes angeheuert.«
    »Wollen Sie mir erzählen«, sagte Cuba, »ich würde den Leuten die Nieren rausschneiden und sie dann verkaufen?«
    »Ich sehe Sie als Mittelsmann«, sagte Raylan, »zwischen dem Arzt und den Crowes.«
    »Wollen Sie sich nicht mal mit Coover und Dickie unterhalten? Sie über Nierenraube befragen?«, meinte Cuba. »Da wäre ich ja gerne dabei.«

Viertes Kapitel
    O bwohl Mitte vierzig, waren Coover und Dickie Crowe nie ganz erwachsen geworden. Wenn sie nicht gerade durch die Gegend kurvten und nach Muschis Ausschau hielten, hingen sie in Dickies Haus auf der anderen Seite des Berges rum und schauten Pornos. Coovers Haus war ein einziges stinkendes Durcheinander. Dickies Haus dagegen quoll fast über vor Elvis-Presley-Memorabilien: Siebenundfünfzig Elvis-Fotos im Wohnzimmer, Poster im Flur und in der Küche. Es gab Elvis-Wackelkopf-Puppen, eine Bong in Elvis-Form, eine Flasche mit Erde aus dem Garten in Graceland, ein Foto von einer Wolkenformation, die wie Elvis aussah und für die Dickie hundert Dollar gezahlt hatte, und zwei Handtücher, mit denen sich Elvis während Konzerten das Gesicht abgewischt hatte und die jetzt als Zierdeckchen auf den Rückenlehnen von Dickies Fernsehsesseln lagen.
    Coover sagte: »Ich dachte, du wolltest das Elvis-Zeug endlich loswerden, ich kann den Scheiß echt nicht mehr sehen.«
    »Sobald ich mal Zeit dafür finde«, sagte Dickie.
    »Gib das Zeug doch dem Nigger, soll der’s verkaufen.«
    »Ich sagte, sobald ich mal die Zeit dafür finde.«
    Dickie hatte spärliches Haar, das er zurückkämmte und zu einer Welle toupierte, die nur hielt, wenn er sie festsprayte. Er trug gestärkte weiße Hemden, in Las Vegas im Dutzend für einen Dollar das Stück gekauft, mit bis zu den Ohrläppchen hochstehenden Kragen.
    Coover hatte eine wilde Mähne auf dem Kopf, die er niemals kämmte. Die Mädchen sagten zu ihm: Gott, es könnte wirklich nicht schaden, hin und wieder zu baden, das Haus zu putzen und dem Stapel dreckigen Geschirrs wenigstens ein bisschen Spülmittel zu schenken. Sie sagten ihm, bald würden Ratten Nester in seiner Küche bauen. Und Coover entgegnete: »Tun sie längst.« Er trug Ed-Hardy-T-Shirts oder seine Death-and-Glory-Trainingsjacke mit Totenkopf und Kreuz.
    Man wäre nie auf die Idee gekommen, dass die beiden Brüder waren. Dickie war sehr pedantisch, sein knochiges Gesicht blickte meist mürrisch aus den gestärkten Hemdkragen hervor. Coover war meistens bekifft und machte, wozu er gerade Lust hatte. Dickie sagte zu Coover Sachen wie: »Ich sag’s dir jetzt zum letzten Mal, entweder du wäschst dich jetzt oder ich schieß dir in den Arsch, während du schläfst.« Coover sagte zu Dickie Sachen wie: »Und seit wann hast du die Eier dafür?« So redeten sie eigentlich immer miteinander.
    Jetzt fragte Dickie: »Hast du mit Papa gesprochen?«
    »Er ist mir doch tatsächlich mit den Nieren gekommen«, sagte Coover. »Und ich so: ›Was bitte soll ich gemacht haben? Bist du jetzt total verrückt geworden?‹«
    »Ich hab ihn mit verletztem Gesichtsausdruck angesehen«, sagte Dickie, »und gefragt: ›Glaubst du wirklich, ich und Coove würden so was machen?‹«
    »Ich so: ›Säufst du wieder?‹«
    »Dass wir Leute aufschneiden, will er nicht hören«, sagte Dickie, »aber er findet es völlig in Ordnung, die Nieren zu verkaufen. Er hat zu mir gesagt: ›Ist euch eigentlich klar, dassHunderte von Menschen Nieren brauchen?‹ Und ob ich wüsste, dass die auch zahlen würden, um an welche zu kommen. Papa erzählte was von Tausenden von Dollar. Du weißt, was er uns damit sagen will, oder?«
    »Dass er, solange er sein Geld kriegt, nichts dagegen hat, wenn wir im Nierengeschäft sind«, sagte Coover.
    Dickie grinste.
    »Man muss unseren alten Vater einfach lieb haben, oder?«
    Coover hatte Cuba Franks erlaubt, mit seinem Wagen zu Pervis zu fahren, um bei dem Alten zehntausend Dollar abzuliefern, dessen Anteil von Angels Geld. Das bedeutete, dass Dickie an diesem Vormittag zu Coover rüberfahren, in dem müffelnden Haus sitzen und mit ihm über das Nieren-Business reden musste. Dickie war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel.
    Coover kam aus der Küche ins Wohnzimmer und
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