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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich
Autoren: A.F.Morland
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Sobald der Wagen auf einem flachen Stück der Straße ausgerollt war, zog sie die Handbremse an. Dann griff sie nach dem Türhebel und öffnete den Wagenschlag.
    Ein kühler Novemberwind wehte ihr ins Gesicht. Er zerzauste ihr rötliches Haar, grub sich in den Ausschnitt ihres Kleides, das sie unter dem leichten Mantel trug und ließ sie frösteln.
    Zähneklappernd beschritt sie den Zebrastreifen. Palmen rauschten. Zypressen wiegten sich im nächtlichen Wind. Sie sahen aus wie drohend erhobene Finger.
    Langsam schritt Ceclina Palamos in den dunklen Park hinein. Etwas hatte sie hier hergelockt. Sie war zu Hause – vor nunmehr zwanzig Minuten – von einer unheimlichen Unruhe erfasst worden.
    Gleich darauf hatte sie geistig völlig abgeschaltet. Sie hatte das Haus verlassen, wie es die Stimme in ihr verlangt hatte, sie hatte sich in ihren Wagen gesetzt und war hier hergekommen.
    Nun stand sie an der breiten Steinbalustrade und blickte verwirrt auf die nächtliche Hafenstadt hinunter. Das Lichtermeer endete da, wo das Mittelmeer seinen Anfang hatte. Allmählich begann Ceclina zu begreifen, wo sie war. Ihr Geist funktionierte wieder. Sie schaute sich verwundert um und konnte nicht verstehen, wie sie um diese Zeit hier hergekommen war. Allein!
    Sie wollte den Park hastig verlassen.
    Da war ihr mit einem Mal, als stünde jemand hinter ihr.
    Erschrocken kreiselte sie herum.
    Nichts als unwirtliche Nacht konnte sie sehen. Doch plötzlich war da noch etwas. Ihr Gehirn weigerte sich, die Realität als solche zu akzeptieren. Die Erscheinung war zu fantastisch. Ceclina Palamos dachte, eine Halluzination zu haben. Mit schockgeweiteten Augen starrte sie auf den unheimlichen Gegenstand, der in einer Entfernung von zwei Metern scheinbar in der Luft hing.
    Sie konnte und wollte es nicht fassen.
    Es war zu schrecklich.
    Sie starrte das grauenvolle Halseisen an, sah ganz deutlich die furchtbare Würgeschraube, wusste, dass sie eine Garrotte vor sich hatte, mit der hierzulande die Todesstrafe vollstreckt wurde.
    Eine Garrotte!
    Für den Hals von Mördern bestimmt.
    Der Anblick dieses schrecklichen Mordinstruments raubte Ceclina beinahe den Verstand.
    Sie wollte sich umwenden und fortlaufen, doch ihre Beine versagten ihr den Dienst.
    Mit fieberndem Blick schaute sie die Garrotte an, die durch nichts gehalten wurde und trotzdem in Halshöhe in der Luft hing.
    Eine wilde Panik erfasste Ceclina.
    Als sich die Garrotte langsam auf sie zu bewegte, stieß sie einen grellen Schrei aus.
    Plötzlich erklang eine dumpf dröhnende Stimme. Sie kam aus dem Nichts und ließ Ceclina furchtbar erschauern.
    »Ceclina Palamos!«, donnerte die Stimme gnadenlos. »Bereue deine Sünden! Deine Stunde ist gekommen! Du musst sterben!«
    »Nein!«, kreischte die Frau hysterisch. »Ich will nicht sterben! Ich will nicht…!«
    Da sie nicht fortlaufen konnte, warf sie den Kopf kreischend hin und her. Ihr Gesicht war von Angst und Schrecken verzerrt. Von ihrer Schönheit war kaum noch etwas übrig.
    »Bereue, Mörderin!«, bebte die Stimme.
    Ceclina riss die Augen entsetzt auf. »Ich? Ich bin doch keine Mörderin! Ich habe nichts getan! Ich habe in meinem ganzen Leben niemandem ein Leid zugefügt!«
    »Du hast deinen Mann vergiftet, Ceclina Palamos.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Es ist wahr! Es hat keinen Sinn, zu leugnen! Die irdischen Gerichte mögen dir nichts nachweisen können! Ich aber weiß, dass du schuldig bist. Deshalb wirst du von mir den Tod empfangen, den du verdienst!«
    »Ich bin unschuldig!«, schrie die Frau bestürzt.
    »Bete, Ceclina Palamos!«, befahl die Stimme rau.
    »Ich will nicht sterben!«
    »Auch dein Mann wollte nicht sterben, Ceclina!«
    »Ich habe es nicht getan!«
    »Deine Schuld ist erwiesen!«
    »Das gibt es nicht…«
    »Bete!«
    »Ich will nicht beten! Ich will nicht sterben!«
    »Dann wirst du eben sterben, ohne dein letztes Gebet gesprochen zu haben. Möge der Herr mir vergeben!« Plötzlich spürte Ceclina Palamos das kalte Eisen der Garrotte um den schlanken Hals. Sie stieß gellende Schreie aus, wehrte sich verzweifelt gegen den unheimlichen Tod. Eine unsichtbare Hand drehte die Würgeschraube zu.
    Ceclinas Schrei wurde zu einem Gurgeln, zu einem Röcheln, erstarb schließlich.
    Sie sank mit gebrochenen Augen zu Boden…
    ***
    Zwei Tage nach diesem mysteriösen Mord gab der Industrielle Angel Carrona eine Party in seinem 36-Zimmer-Haus. Die Leute, die er zu dieser Fete geladen hatte, vertraten alle Schattierungen der
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