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Bombe im Bikini

Bombe im Bikini

Titel: Bombe im Bikini
Autoren: Carter Brown
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1
     
    Man hätte auch ohne die Tafel
mit der Aufschrift Mexico City gewußt, daß man in Mexiko war. Man merkte
es erstens an den vielen Mexikanern auf der Straße und zweitens an dem riesigen
Schild gegenüber vom Hotel Plaza de Toros stand darauf, das heißt auf deutsch Stierkampfarena.
Und gerade aus diesem Grunde war ich nach Mexiko gefahren — ich wollte
Stierkämpfe sehen.
    Ich wollte sie besuchen, weil
man mir erzählt hatte, daß es bei jedem Stierkampf einen Moment gibt, der
»Augenblick der Wahrheit« genannt wird. Ich dachte ja immer, für ein Mädchen
kommt dieser Zeitpunkt irgendwann nach Mitternacht in ihrer Wohnung, aber
vielleicht rührt diese Ansicht daher, daß ich in Hollywood geboren und dort
aufgewachsen bin.
    Mein Name ist Mavis Seidlitz,
und einige Leute behaupten, ich sei eine sinnverwirrende Blondine, was
natürlich Unsinn ist, denn ich bin nur ein einziges Mal verwirrt gewesen — und
zwar war das auf einem Rummelplatz, und bis mein Kopf wieder halbwegs
funktionierte, war ich schon zwei Drittel durch die Geisterbahn gefahren, und
eins können Sie mir jedenfalls glauben: mit diesem Seemann gehe ich nie wieder
aus!
    Ich bin Teilhaberin der Rio Investigations , deren anderer Teilhaber ein Mensch
namens Johnny Rio ist, der sich für die wichtigere Hälfte des Unternehmens
hält. Um ihm einmal zu zeigen, wie sehr er sich damit irrt, war ich eben mal in
Urlaub gefahren. Nun also stand ich in meinem Hotelzimmer, blickte aus dem
Fenster auf die Stierkampfarena gegenüber, und alles war so herrlich
romantisch, daß ich sehr tief Luft holte und aus vollem Herzen seufzte... Und
da passierte es — mir riß ein Träger ab.
    Das war ein Omen. Jeder wichtige
Tag in meinem Leben beginnt nämlich damit, daß mir ein Träger reißt. Fragen Sie
mich bitte nicht, wieso das so ist — es ist eben mein Schicksal, und ich denke
nicht daran, mir eine Diät zu verordnen, nur um dem Schicksal ein Schnippchen
zu schlagen. Außerdem haben alle Herren, die ich je kennengelernt habe, mit mir
übereingestimmt, daß es unbedingt meine Persönlichkeit ändern würde, wenn ich
mich solch einer Kur unterzöge — und wer möchte schon seine Persönlichkeit
ändern?
    Kaum war mein Träger gerissen,
da klingelte auch schon das Telefon. Ich warf mir schnell einen Morgenmantel
über, nahm den Hörer und sagte: »Rio Investigations «, aus reiner Gewohnheit.
    »Pardon ?« sprach ein wohl tönender Baß.
    »Verzeihung — ich meine Mavis
Seidlitz«, sagte ich.
    »Mein Name ist Luis Salazar«,
erläuterte die Stimme. »Und ich bitte um Vergebung, wenn ich Sie gestört habe,
Señorita .«
    Ich lächelte und zog den
Morgenmantel ein bißchen enger um mich. »Well, ich will Ihnen noch einmal
verzeihen«, sagte ich, »wenn es sich gelegentlich machen läßt .«
    Eine lange Pause folgte, und
ich dachte schon, er hätte aufgelegt oder sei tot umgefallen — man weiß ja bei
diesen Ausländern nie, was sie sich im nächsten Augenblick einfallen lassen.
    Aber dann sagte er: »Bitte,
entschuldigen Sie, Señorita, aber ich bin ein guter Freund von Johnny Rio, und
er hat mir geschrieben, daß seine Teilhaberin nach Mexiko City komme, worauf
ich mir gleich gesagt habe: Du mußt ihr unbedingt die Sehenswürdigkeiten zeigen .«
    »Well«, sagte ich erfreut, »das
ist aber wirklich nett von Ihnen, Mr. Salazar. «
    »Sie hätten also Lust dazu,
Señorita ?«
    »Nun ja«, erwiderte ich
vorsichtig, »ich weiß zwar noch nicht ganz genau, was Sie mit >dazu<
meinen, aber auf Anhieb würde ich sagen: Ich glaube schon .«
    »Ausgezeichnet !« rief er. »Dann werden Sie mir die Ehre erweisen, mir
heute beim Lunch Gesellschaft zu leisten ?«
    »Ich wüßte nicht, was ich
lieber täte«, sagte ich.
    »Dann erwarte ich Sie um eins
in der Halle des Hotels — ja, Señorita ?«
    »Bitte«, sagte ich und legte
auf.
    Nach allem, was ich gehört
hatte, sollten die Männer in Mexiko ja toll sein — in mondhellen Nächten und
mit einer Gitarre. Ich wollte jedenfalls mal die Probe aufs Exempel machen,
schließlich war ich ja nicht umsonst Detektivin.
    Und so stand ich Punkt eins in
der Empfangshalle. Ich hatte das neue weiße Kostüm angezogen, dazu die
mitternachtsblaue Bluse, und ich atmete hübsch ruhig und gleichmäßig, weil ich
nicht noch einen Träger ruinieren wollte.
    Und dann rauschte dieser Traum
quer durch die Hotelhalle geradewegs auf mich zu. Ein großer, hübscher,
schwarzhaariger Mann — ein Prinz wie aus dem Märchen. Seine schwarzen
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