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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze
Autoren: Sue Twin
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Monaten. Irgendwann passen
die Falkgreifer einen geeigneten Moment ab und zerstören sie. Ich bete, dass
die Verbindung heute funktioniert und McDays Geiselaustausch nicht im letzten
Moment abgelehnt wird.
    Connor greift nach meinem Handgelenk und deutet
mit dem Kopf auf den zerkratzten, blutenden Handrücken.
    »Die Greifer?«
    »Ja. Ist nicht schlimm.«
    Er hält mich fest. »Ich muss dir was sagen, bevor
du gehst.«
    Ich blicke zur Stahltür und zum Verwaltungsleiter.
Er telefoniert immer noch. »Hat das nicht Zeit?«
    »Nein.«
    »Dann sag schon!« Ich werde allmählich ungeduldig.
Mir ist elend zumute. Und ich will jetzt nicht auch noch mit Connor
diskutieren.
    Er bedeutet mir mit dem Zeigefinger, dass ich mich
zu ihm hinunter beugen soll. Ich zögere, doch dann mach ich es. Er flüstert mir
ins Ohr. »Pa:ris ist der Sohn einer Demoganierin.«
    »Lügner!«, zische ich. Nur die herannahende Gruppe
hält mich davon ab, ihn zu ohrfeigen.
    »Kannst du dich an das Foto mit der blonden
Kriegerin erinnern?«, fragt er mich. »Die mit dem langen Zopf.«
    Ich nicke und spüre wie sich ein eiskalter Ring um
meine Stirn und meine Schläfen lägt.
    »Sie war eine Rebellin«, zischt er. »Cesare
persönlich hat den Tötungsbefehl erteilt und nach ihrem Tod die Sache
runtergespielt. Wenn du mich fragst, hat er alles … vertuscht.«
    Connors Worte treffen mich wie ein Schlag in die
Magengrube. Meine Knie werden weich. Durch meinen Kopf wirbelt ein Orkan.
    »Tut mir leid«, stammelt Connor verlegen, »ich
hätte es dir längst sagen sollen.«
    Ungläubig starre ich ihn an. Die Ungeheuerlichkeit
seiner Worte flutet mein Denken und Fühlen.
    Sie … sie
war Pa:ris’ Mutter und Cesares Frau.
    Ich sacke in die Knie und halte mich am Greifring
des Rollstuhls fest. Deshalb war Cesare so verbittert und ist so brutal gegen jeden
vorgegangen, der aufbegehrte. Er hat die Frau für ihren Verrat gehasst und
töten lassen. Schlimmer noch, er hat seinen Hass an seinem Sohn ausgelassen und
ihn für jedes kleinste Vergehen brutal bestraft.
    Und das hat er auch mit mir gemacht – ohne zu wissen,
dass ich Pa:ris’ Schwester bin. Auf einmal ergibt alles einen Sinn: Vor allem
die tiefe Zuneigung zwischen Pa:ris und mir. Dieses innere Band, das ich mir
nie erklären konnte. Diese Liebe, die ohne Begehren ist.
    Ich bete, dass Cesare nicht mein biologischer Vater
ist. Lieber Gott im Himmel, bitte nicht
das auch noch!, schicke ich ein stilles Stoßgebet los.
    Die Eskorte mit den Gefangenen ist da.
    Ich zwinge mich dazu, mich aufzurichten, trotz
meiner zitternden Knie, die sich anfühlen, als wären sie aus Gummi.
    »Ich muss gehen, Connor.«

 
    ***
    Wir erklimmen den steilen Pfad zu langsam. Ich
muss meine Ungeduld unterdrücken. Kill hat mich gelehrt, dass sie zu nichts
führt, außer dass man Fehler macht.
    Trotzdem. Wir müssen schneller gehen. Der
Verwaltungsleiter hat keinen Hehl daraus gemacht, dass General Stone gegen
jegliche Verhandlungen war und als Einziger dem Geiselaustausch nicht
zugestimmt hat. Er werde angreifen, sobald seine Truppe eintreffe, hat der
General gesagt. Andy McDay hat mich unverhohlen mitleidig angesehen. Ich müsse
das nicht machen. Eriksons Miene hingegen drückte Zuversicht aus, so als wollte
er mir sagen, dies sei meine Bewährungsprobe. Ich hätte alles bei ihm und Kill
gelernt, was ich für diese Mission bräuchte.
    Im Laufen blicke ich durchs Fernglas. Oben auf dem
Plateau des Apollo warten die drei
Falkgreifer. Pa:ris kann ich plötzlich nicht mehr sehen. Vermutlich sitzt er
hinter einem der Felsen. Ich hoffe, er lebt noch. Die Greifer blicken in unsere
Richtung. Von hier unten sehen sie aus wie drei dunkle Engel. Ihre Gesichter
kann ich nicht erkennen, da ich gegen die Sonne blicke. Aber ich sehe auch so,
dass sie uns zugewandt sind. Ihre Flügel sind halb geöffnet, so als wollten sie
jeden Moment abheben und davon fliegen.
    Sie werden mir nicht entgegen kommen, denn dann
geraten sie ins Schussfeld der Wachen oben auf dem Turm. Das werden sie nicht
riskieren. Ich muss den Weg zu ihnen allein schaffen.
    Die freigelassene Greiferfrau ist erschöpfter als
ich dachte. Vermutlich hat sie bei unserer Begegnung im Kerker ihre letzte
Kraft darauf verwendet, sich mit ausgebreiteten Schwingen vor mir aufzubauen.
Damals blitzte noch ein Funke Stolz in ihren glühenden, grünen Augen. Nun wirkt
sie nur noch ausgemergelt und schwach auf mich – und das ist sie auch. Ihre
Flügel hängen schlaff und die Spitzen
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