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Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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Kapitel 1
     
    Die Nacht war für Ende April ungewöhnlich warm, deshalb hatte ich das Fenster einen Spaltbreit offen gelassen - gerade so weit, dass ein wenig frische Luft hereinkam. Von meinem Bett aus betrachtete ich den Mond, der im dritten Viertel schimmerte. Eine niedrige Wolkenbank glitt als an den Rändern erhellte Silhouette vor dem Himmel vorüber. Die Wolken malten dem Mond Streifen mit ihren langen Tintenfingern. Ich schlüpfte unter der Decke hervor und ging leise über den gemusterten Flickenteppich, den Iris kürzlich in einem Antiquitätenladen gefunden hatte, zum Fenster hinüber.
    Ich schob es so weit hoch, dass ich den Kopf hinausstrecken konnte, und spähte in den dunklen Garten hinter dem Haus. Meine Schwester Camille war nicht da. Sie verbrachte die Nacht mit ihren Ehemännern, Morio und Smoky - einem Fuchsdämon und einem Drachen - im Wald in der Nähe von Smokys Hügel. Sie versuchten mit einem weiteren Zauber, einen unserer Leute nach Hause zu holen: Trillian, Camilles Alpha-Männchen, galt immer noch als vermisst. Wir wussten, dass er noch lebte, mehr aber nicht. Er war verschwunden, und nach allem, was man so gehört hatte, war er drüben in der Anderwelt von einem Trupp Goblins geschnappt worden. Das konnte zu einer wahren Katastrophe werden... sowohl für Trillian als auch für uns.
    Menolly, meine jüngere Schwester, sollte demnächst von der Arbeit nach Hause kommen. Sie führte eine Kneipe namens »Wayfarer Bar & Grill«.
    Die Auffahrt konnte ich von meinem Fenster aus nicht erkennen und auch nicht sehen, ob ihr Jaguar schon vor dem Haus stand.
    Ich drehte mich wieder zum Bett um. Chase hatte beschlossen, hier zu übernachten, und er schlief tief und fest, alle viere über die Matratze ausgebreitet, die Bettdecke beiseite geworfen. Der Mann war heißblütig, weshalb er auch jene Nächte gut ertrug, wenn ich alle Decken an mich riss und mich darin einrollte, so dass er nackt dalag. Apropos nackt, dachte ich. Wie auch immer der aussehen mochte, seinen Traum genoss Chase offensichtlich sehr. Entweder das, oder er versuchte sich im Traum als Sonnenuhr. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. Es war an der Zeit, ihn auf eine ganz besondere Art zu wecken. Wenn ich vorsichtig war...
    Langsam stieg ich wieder ins Bett, beugte mich hinab und fuhr mit der Zunge an seiner prächtigen Erektion entlang.
    »Erika?«, murmelte er.
    Ich runzelte die Stirn und hielt inne, die Zunge noch an seiner Haut. Wer zum Teufel war Erika? »Delilah, komm schnell!«
    Die Tür wurde aufgestoßen und krachte gegen die Wand. Ich verlor das Gleichgewicht, Chase fuhr heftig zusammen, und mein Reißzahn hinterließ eine knapp drei Zentimeter lange, rasiermesserfeine Schnittwunde, aus der ein paar Blutstropfen sickerten. O Scheiße!
    »Was zum Teufel machst du da?«, brüllte Chase mit unnatürlich schrill er Stimme und krabbelte rückwärts von mir weg. Sein Gesichtsausdruck drückte nicht das aus, was ich hatte erreichen wollen, so viel war sicher.
    »Chase! Es tut mir leid...«
    »Herrgott!« Sein Fuß verfing sich in der Steppdecke, und er kullerte über die Bettkante.
    Er schlug mit einem dumpfen Krach auf dem Fußboden auf und fluchte wie ein Bierkutscher.
    Ich eilte zu ihm, während Menolly in der Tür stehenblieb, vom Licht im Flur hinterleuchtet. Sie schnaubte vor Lachen, und Blut blubberte ihr aus der Nase bis zum Mund.
    »Könntest du das nächste Mal bitte anklopfen?« Ich starrte sie kopfschüttelnd an. »Ich nehme an, du hast gerade gegessen?«
    Sie hüstelte, und ich bemerkte das belustigte Glitzern in ihren Augen. Es widersprach zwar jedem meiner Impulse, aber ich schaffte es, nicht laut aufzulachen. Chase tat mir leid - vor allem, da ich ihn ja verletzt hatte -, aber ich kam mir vor wie in einer schlechten Slapstick-Klamotte.
    Dennoch wagte ich es nicht, ihn mein Lächeln sehen zu lassen. Mein Detective hatte es in den vergangenen Tagen sehr schwer gehabt, deshalb war sein Sinn für Humor vorübergehend auf Urlaub. Sein Job oder vielmehr seine Jobs machten ihn wahnsinnig.
    Ganz zu schweigen davon, dass Zachary Lyonnesse - ein Werpuma, mit dem ich einmal geschlafen hatte und der ständig versuchte, mich Chase abspenstig zu machen - jetzt öfter bei uns zu Hause herumhing. Seine Besuche häuften sich, seit er mitbekommen hatte, dass Chase seit etwa einem Monat zu beschäftigt war, um abends noch vorbeizuschauen.
    Zachary hatte mich zu nichts gedrängt, aber ich spürte die Spannung, die noch
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