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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze
Autoren: Sue Twin
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bekomme. Die Frau und die
beiden Kinder. Ich muss sie gegen ihn eintauschen.«
    Der Offizier und der Mensch aus der Verwaltung
beschließen, sich zunächst mit dem Verwaltungsleiter zu beraten. In diesem
Moment taucht er auch schon in der Tür auf. Er macht ein ernstes Gesicht und
streicht sich unaufhörlich das weiße Haar aus der Stirn, das der Wind immer
wieder zurückbläst. Ich erkenne den Verwaltungsleiter von den Fotos wieder, die
überall an den Wänden hängen. Auf dem Schild, das an seinem grauen Anzug
heftet, steht sein Name: Andy McDay. Ich bin dem Mann noch nie zuvor begegnet
und kann ihn nicht einschätzen. Immerhin bleibt er ruhig. Er steht da,
überlegt, und späht zum Berg des Apollo .
    Ich blicke durch das Fernglas des Offiziers. Die
Silhouetten der drei Falkgreifer zeichnen sich als dunkle Schatten deutlich
gegen die Mittagssonne ab. Sie haben sich auf den hohen Steinspitzen der
Terrasse postiert und spreizen demonstrativ ihre Flügel. Pa:ris, mit dem
militärischen Kurzhaarschnitt und den breiten Schultern, ist ebenfalls gut zu
erkennen. Er steht an der Kante und blickte zu uns rüber. Ich gebe das Fernglas
zurück.
    McDay senkt seinen Feldstecher ebenfalls herunter.
    »Haben Sie Offizier Pa:ris und die Falkgreifer
gesehen?«, frage ich.
    Der Verwaltungsleiter nickt. Schweißperlen treten
auf seine Stirn. Er wischt sich die Hände an der Hose ab. Dann beschließt er,
die Angelegenheit nicht allein zu entscheiden und über Funk mit Imperator Gaius
Nerokratus, unserem Präsidenten, zu reden – natürlich von seinem klimatisierten
Büro aus. Nach dem Gespräch mit dem Imperator, so erklärt er, dürfe der
Offizier dann den General informieren. Das sei das offizielle Prozedere.
    Erikson schließt sich ihnen an, um ein gutes Wort
für mein Vorhaben einzulegen. Ich soll auch mitgehen, aber ich weigere mich.
Ich will Pa:ris nicht aus den Augen lassen. McDay nickt ernst. »In Ordnung. Ich
brauche Sie nicht. Warten Sie hier!«
    Immerhin überlässt mir der Offizier sein Fernglas.
    Kurz darauf stehe ich allein am elektrisch
gesicherten Tor und blinzele abwechselnd zu Pa:ris und zu den drei
Falkgreifern. Traurig spähe ich über die Felsen. Nirgends ist ein Lebenszeichen
von Kill zu sehen. Keine weitere Silhouette. Ich darf nicht darüber nachdenken,
dass er tot ist. Dann bin ich handlungsunfähig.
    Eine halbe Stunde vergeht, ohne dass etwas
passiert. Langsam werde ich unruhig. Von meiner Position aus kann ich nicht
erkennen, wo sich der General mit seiner Mannschaft befindet. Es gibt ein Stück
am Berg Joshua , das ich von hier
unten sehen kann, aber Apollo verdeckt
mir die komplette Sicht auf Moses .
Vom Dach aus wäre die Sicht besser. Verdammt. Irgendwo da oben am Bergkamm
marschiert die Kompanie auf uns zu. Nur wo?
    Die Stahltür wird aufgestoßen und Connor kommt auf
mich zugerollt. »Soraya, du musst das nicht machen«, ruft er mir zu und seine
Augen funkeln blauschwarz.
    »Doch. Sie haben Pa:ris.«
    »Er muss sich selbst helfen.«
    »Nein. Das kann er nicht … und … er ist doch mein
Verlobter.«
    »Ich dachte, du willst ihn nicht.«
    Überrascht reiße ich die Augen auf. Connor Doubt ist
manchmal der größte Idiot, den ich kenne. Ich könnte ihn erwürgen. »Was hat das
damit zu tun? Er ist mein … bester … Freund«, stammele ich.
    »Vielleicht ist er es gar nicht wert«, sagt Connor
und kneift die Augen zusammen.
    »Er ist es wert, aber natürlich.«
    »Okay, okay, ich hab’s begriffen«, zischt er und
hebt die Arme. »Du willst unbedingt für ihn sterben. Du glaubst doch wohl
nicht, dass die Biester euch lebend gehen lassen?«
    »Doch, das denke ich.«
    Er schüttelt den Kopf. »Du spinnst.«
    Die Stahltür geht erneut auf und die Greiferin mit
den beiden Kindern erscheint in meinem Blickfeld. Dahinter sehe ich Eriksons
blasses Gesicht, dann den ranghohen Offizier und zuletzt den Verwaltungsleiter.
Er bleibt stehen, hält ein schwarzes Handy ans Ohr und redet.
    Den Luxus einer Telefonverbindung gibt es nur für
ganz wichtige Leitungen zwischen superwichtigen Gebäuden. Verbindungen
außerhalb der Stadt funktionieren nicht und die wenigen intakten
Kabelverbindungen innerhalb der Stadt müssen rund um die Uhr bewacht und
ständig erneuert werden. Entweder sabotieren die Rebellen sie oder die Mutare
buddeln Gänge dorthin und knabbern die Kabel an. Ebenso verhält es sich mit
unseren Antennen. Innerhalb der Stadt hat das Com-Equipment eine
durchschnittliche Überlebensdauer von zwei bis drei
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