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Ravinia

Titel: Ravinia
Autoren: Thilo Corzilius
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Krah.«
    Â»Tue ich aber. Wieso?«
    Die Tür wurde aufgestoßen und herein kam mit wehendem Flickenmantel Marcion.
    Â»Wir müssen nach London!«, sagte er nur.
    Lee konnte es nicht fassen.
    Â»Du!«, schrie er.
    Â»Krah«, machte der Rabe, bevor sich Lee auf Marcion stürzen konnte. Mit einem Hechtsprung warf er den verräterischen Niederländer zu Boden. Marcion trat im Fallen nach Lee, und dieser rutschte einige Meter weit über den polierten Holzfußboden.
    Â»Lass mich das erklären!«, versuchte Marcion sich zu rechtfertigen und hielt sich die Seite, die noch vom Kampf mit Francesco lädiert war. Lee rappelte sich auf. Nichts würde Marcion ihm erklären, höchstens, dass er sich wünschte, nie geboren worden zu sein.
    Â»Krah, er hat recht!«, lamentierte der Rabe, und Lee stutzte endlich.
    Â»Lord Hester schickt mich«, rief Marcion, während er die Hände hob, um Lees Schlag zu parieren.
    Da hielt Lee inne.
    Â»Warum sollte er das tun?«, fragte Lee. »Du bist ein Verräter.«
    Â»Ich weiß«, stöhnte Marcion. »Und ich werde die Konsequenzen tragen, versprochen. Aber zuerst geht es darum, deinen Freunden zu helfen. Bevor Roland Winter sie alle umbringt.«
    Â»Krah, er hat tatsächlich recht«, unterstrich der Rabe Marcions Worte.
    Lee knurrte.
    Â»Also gut«, meinte er. »Erzähl, worum es geht! Aber beeil dich!«
    Marcion rappelte seinen Oberkörper auf und stützte sich auf die Hände.
    Â»Noch während Ma’Haraz’ Befreiungsaktion habe ich eingesehen, dass ich einen riesigen Fehler gemacht habe«, begann er. »Ich habe meine Ideale verraten. Roland Winter und seine Gefolgsleute sind machthungrige, besessene Verrückte. Ma’Haraz hatte mir versichert, Roland Winter stünde später in meiner Schuld und die Situation der Stadtvaganten würde sich bessern.
    Aber ich habe zu spät begriffen, dass das alles nur eine Lüge war, um mich mit ins Boot zu holen. Roland Winter ist es vollkommen egal, wie er sein Ziel erreicht. Ich weiß nicht, was ihn antreibt. Er ist nicht schlecht um des Schlechtseins willen, aber er ist kompromiss- und skrupellos.«
    Â»Das ist ja schön, dass du das gemerkt hast«, stellte Lee sarkastisch fest.
    Â»Halt, das ist noch nicht alles. Ich weiß, wie Ma’Haraz Winter regenerieren konnte. Ich kenne die Schwachstelle des Plans.«
    Lee hob die Augenbrauen.
    Â»Bitte, du musst mir glauben!«, bettelte Marcion. »Selbst Lord Hester hat mir geglaubt. Er hat mir den Raben zur Seite gestellt. Aber er ist gerade in Cardiff und nicht hier. Wenn ich richtig gehört habe, gebietet uns die Zeit höchste Eile!«
    Â»Krah!«
    Â»Wohin führt Ihr Schlüssel?«, fragte Marcion den völlig perplexen Christopher Davenport.
    Â»Tooting«, sagte dieser.
    Marcion stand langsam und offenbar unter den schmerzhaften Nachwirkungen diverser blauer Flecken und anderer Verletzungen auf.
    Â»Mist, das ist ein ganzes Stück weg von Highgate«, fluchte er und sagte zu Lee gewandt: »Wenn du etwas zur Rettung deiner Freunde beitragen willst, dann stell keine Fragen und komm mit, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren!«
    Lee kratzte sich am Kopf. Anscheinend blieb ihm keine andere Wahl, wenn er hier nicht versauern wollte, während er anderswo vielleicht gebraucht wurde. Und was sollte ihm der Holländer schon antun?

Epilog
    The regrets are useless in my mind
    Â  Billie Joe Armstrong
    Es sind die Belanglosigkeiten, nicht die großen Momente eines Lebens, die das Herz leichter machen.
    Frei nach diesem Motto hatten Tom und Lara am Morgen nach Baltasars Beerdigung ein üppiges britisches Frühstück zubereitet mit allem, was dazugehörte. Gegrillte Tomaten und Pilze, Würstchen, Spiegeleier, Black Pudding, Toast und viel Kaffee.
    Den ganzen Vormittag lang saßen sie mit Lee, Geneva, Henry McLane, Hermann Falter, Robert Garbow und dem Raben Dexter am Frühstückstisch und plauderten über dies und das, während Spot sich unter dem Tisch an einigen Speckresten gütlich tat. Zwar waren weder Tom noch Mr Falter die geborenen Stimmungsmacher und außerdem war allen auch zu viel Schlimmes widerfahren in den letzten Tagen, aber trotzdem genossen sie sichtlich die – endlich einmal – friedliche Atmosphäre. Sie sprachen über die Welt und das Leben und darüber, was aus zwei jungen Menschen noch
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