Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
gebrochen gewesen, und seine Fingerknöchel waren vernarbt.
    »Ihre Mutter«, sagte Milo.
    »Bitte?«
    »Sie sagten nicht: ›ihre Mom‹, sondern ›meine Schwiegermutter‹.«
    »Das liegt an dem Verhältnis, das ich zu ihr habe. Meine Schwiegermutter ist der schrecklichste Mensch, den ich kenne. Wie in dem Song Mother-in-law von Ernie K-Doe. Aber den kennen Sie wahrscheinlich gar nicht.«
    Milo summte ein paar Takte.
    Belleveaux lächelte schwach, wurde wieder ernst und rang erneut die Hände. »Ich kann immer noch nicht fassen, was mit Ms. Berlin passiert ist. Ich kann nicht fassen, was ich da gesehen habe.« Er schloss die Augen und öffnete sie wieder. Auf dem Tisch vor ihm stand eine Dose Cola light, kein Alkohol.
    »Doch kein Whiskey?«, sagte Milo.
    »Lust hätte ich schon«, antwortete Belleveaux. »Aber es ist noch ein bisschen zu früh am Tag. Was, wenn ich einen Anruf bekomme und noch mal ins Auto steigen muss?«
    »Einen Anruf? Von wem?«
    »Von einem Mieter. Davon lebe ich, Sir.«
    »Wie viele Mieter haben Sie denn?«
    »Die Feldmans unterhalb von Ms. Berlin, die Soos, die Kims, die Parks und die anderen Parks in einem Dreifamilienhaus in der Nähe von Korea Town. Und dann habe ich noch ein Problemhaus unten in Willowbrook, das ich von meinem Dad geerbt habe. Da wohnt jetzt eine nette Familie, die Rodriguez’, aber in der Gegend gibt es ziemlich viel Kriminalität.« Er rieb sich die Augen. »Das hier ist die beste Nachbarschaft, deshalb bin ich auch hierhergezogen. Ich hätte nie gedacht, dass es hier mal … Ärger geben könnte. Ich kann immer noch nicht glauben, was ich gesehen habe. Es ist wie ein Film, ein schlimmer Film, ein echter Horrorstreifen. Ich will immer umschalten, aber es geht nicht, die Bilder bleiben.« Er drückte die Spitze seines Daumens gegen seine Stirn.
    »Sie werden verblassen«, sagte Milo. »Aber das braucht Zeit.«
    »Sie kennen sich doch mit so was aus«, sagte Belleveaux. »Wie lange wird es dauern?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Für Sie ist es wahrscheinlich einfacher, schließlich ist es Ihr Job. Das Schlimmste, was ich in meinem Job sehe, ist mal eine Fledermaus in einer Garage, ein Leck in der Abwasserleitung oder Mäuse, die an Kabeln nagen.« Er runzelte die Stirn. »Oder Einbrecher in dem Haus in Willowbrook, aber da war ich nicht so nah dran. Das hier hätte ich wirklich nicht gebraucht.«
    »Wie lange wohnt sie schon dort drüben?«
    »Seit sieben Jahren und acht Monaten.«
    »Das wissen Sie aber sehr genau, Mr. Belleveaux.«
    »Ich bin jemand, der es sehr genau nimmt, Lieutenant. Präzision hab ich bei der Armee gelernt, da wurde ich zum Mechaniker ausgebildet. Ich hab’s auch ohne Studium zu was gebracht. Als ich später Waschmaschinen und Trockner für Sears reparierte, hab ich mich an das gehalten, was ich beim Militär gelernt hatte: Es gibt nur eine Art, einen Job gut zu machen – korrekt. Wenn eine Maschine drei Schrauben braucht, bringt man nicht nur zwei an.«
    »Das Gleiche gilt fürs Boxen«, sagte ich.
    »Bitte?«
    »Ihre Hände. Ich habe mal Karate gemacht, und Sie sehen aus wie jemand, der sich aufs Kämpfen versteht.«
    »Kämpfen?«, sagte Belleveaux. »Nein, das ist nichts für mich. Früher, bei der Armee, da hab ich ein bisschen geboxt, Halbweltergewicht, ich war mal richtig dünn. Aber nachdem meine Nase zum dritten Mal gebrochen war, hat meine Frau, damals war sie noch meine Freundin, gesagt, Stan, wenn du so weitermachst, wirst du irgendwann potthässlich sein, dann muss ich mir einen hübscheren Jungen suchen. Das war natürlich ein Scherz. Also, ich denke, es war ein Scherz. Aber ich wollte sowieso da raus, was ist das denn für ein Leben, sich dauernd auf die Fresse hauen zu lassen und dann tagelang belämmert rumzulaufen? Das Geld war verdammt hart verdient.«
    Er trank einen Schluck Cola und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Was können Sie uns über Vita Berlin sagen?«
    »Was ich Ihnen über Vita Berlin sagen kann?«, echote Belleveaux. »Das ist eine schwierige Frage.«
    »Wieso?«
    »Sie war nicht gerade einfach … also, hören Sie, ich will nicht schlecht über eine Tote reden. Schon gar nicht über jemanden, der … so zu Tode gekommen ist. So was verdient niemand. Wirklich niemand.«
    »Sie hatte einen schwierigen Charakter«, sagte ich.
    »Sie wissen also, was ich meine.«
    Dem konnte ich nicht widersprechen. »Ihr Vermieter zu sein war manchmal nicht ganz einfach«, fuhr ich fort.
    Belleveaux griff zu seiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher