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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Autoren: Jonathan Kellerman
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Coladose. »Kommt das, was ich sage, in irgendein Protokoll?«
    »Hätten Sie damit ein Problem?«, fragte Milo.
    »Ich will nicht verklagt werden.«
    »Wer sollte Sie denn verklagen wollen?«
    »Jemand aus ihrer Familie.«
    »War die auch so schwierig?«
    »Keine Ahnung«, sagte Belleveaux. »Ich habe nie jemanden aus ihrer Verwandtschaft kennengelernt. Aber man muss auf der Hut sein. Vorsicht ist besser als Nachsicht, wie man so sagt.«
    »Es gibt also keinen bestimmten Grund dafür, dass Sie sich vor einer Klage fürchten.«
    »Nein, aber solche Dinge«, setzte Belleveaux an, »solche Charakterzüge wie Streitsucht, so was liegt oft in der Familie, oder? Wie bei Emmaline, meiner Schwiegermutter. Ihre Schwestern sind genauso wie sie, kratzbürstig, immer auf Zank aus. Die reinsten Hyänen.«
    »Hat Vita Berlin gedroht, Sie zu verklagen?«
    »Ungefähr hunderttausend Mal.«
    »Weswegen?«
    »Wegen allem, was sie störte«, erzählte Belleveaux. »Wenn das Dach undicht war und ich sie nicht binnen einer Stunde zurückrief. Wenn der Teppich einen Riss hatte. ›Da könnte ich ja stürzen und mir das Genick brechen. Reparieren Sie das sofort, oder ich verklage Sie.‹ Deshalb war ich so sauer, als ich wegen der Toilette kam und sie nicht aufmachte. Deshalb habe ich den Ersatzschlüssel benutzt. Obwohl ich genau wusste, dass sie mich anrufen und zur Schnecke machen würde, weil ich ihre Wohnung ohne ihre Erlaubnis betreten hatte. Was ich nach Recht und Gesetz sehr wohl tun darf, wenn es dafür einen angemessenen Grund gibt, zum Beispiel notwendige Reparaturen, die auf Wunsch des Mieters erfolgen sollen. Dabei war die Toilette gar nicht kaputt.«
    »Sie waren im Bad?«, fragte Milo.
    »Ich stand vor der Leiche und konnte mich ein paar Sekunden lang nicht rühren, hab nur versucht, mein Frühstück bei mir zu behalten. Und da war es still. Wenn die Toilette nicht funktioniert, hört man das. Da schoss es mir durch den Kopf: Die ist ja gar nicht kaputt.«
    »Vita hatte Spaß daran, Ihnen das Leben schwerzumachen.«
    »Ob sie Spaß daran hatte, weiß ich nicht. Aber dass sie mir das Leben schwergemacht hat, das stimmt.«
    »Haben Sie mal versucht, ihr zu kündigen?«
    Belleveaux lachte. »Es gab ja keinen Grund. So funktioniert eben das Mietrecht. Damit man einem Mieter kündigen kann, muss er schon …« Er brach ab. »Ich wollte sagen, da muss er schon jemanden umgebracht haben. Oh Mann, was für ein Horror.«
    »Sieben Jahre, acht Monate«, sagte ich.
    »Ich habe das Haus vor vier Jahren und fünf Monaten gekauft, da hat sie schon dringewohnt. Zuerst fand ich das gut, eine Langzeitmieterin zu haben. Aber dann … Im Grunde tat sie so, als wäre sie die Eigentümerin und ich ihr Hausmeister.«
    »Sie hatte etwas Anmaßendes«, sagte ich.
    »Wenn Sie meinen«, entgegnete er.
    »Sie war also eine Schreckschraube.«
    »Also gut«, sagte er. »Ich sag’s, wie es ist: Sie war ein furchtbarer Mensch und hatte für niemanden ein gutes Wort übrig. Es war, als hätte sie Galle in den Adern statt Blut. Ich denke, Sie werden nicht viele finden, die um sie weinen. Viele werden entsetzt sein oder ängstlich. Aber weinen werden nicht viele.«
    »Entsetzt über …«
    »Über das, was ihr passiert ist.« Belleveaux presste die Augen zu. Seine Lider zuckten. »Mann, niemand verdient so was.«
    »Es wird also niemand um sie trauern.«
    »Vielleicht hat sie Verwandte, die sie betrauern«, sagte er. »Aber niemand, der mit ihr zu tun hatte, wird sie vermissen. Das ist natürlich nur eine Vermutung, genau weiß ich es nicht, aber ich würde Geld dafür verwetten. Wenn Sie wissen wollen, was ich meine, gehen Sie ins Bijou, das ist ein Coffeeshop am Robertson Boulevard. Dort hat sie hin und wieder gegessen und schlechte Laune verbreitet. Oder zu den Feldmans, den Mietern unter ihr. Ein nettes junges Paar. Sie wohnen erst seit einem Jahr hier, wollten aber schon wieder ausziehen – und zwar einzig und allein ihretwegen.«
    »Nachbarschaftszwist.«
    »Zwist kann man das nicht nennen. Sie hat die beiden schikaniert. Die wohnen unten, sie oben, aber sie ist diejenige, die sich über laute Schritte beschwert. Sie hat mich sogar ein paarmal gerufen, damit ich es selbst höre. Alles, was ich gehört habe, war dann aber ihr Gezeter. ›Hören Sie das, Stan? Die trampeln da unten herum wie die Wilden.‹ Dann hat sie sich auf den Boden gekniet, das Ohr auf den Teppich gelegt und mir gesagt, ich soll es ihr nachmachen. Dabei hab ich dann ein bisschen
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