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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Autoren: Jonathan Kellerman
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noch, wenn sich ein Psycho gegen jeglichen Therapieversuch wehrt?«
    »Die Angst der Wurst vor dem Schlachter.«
    »Nur dass bei ihr tatsächlich ein Schlachter am Werk war. Vielleicht kann uns Shacker über ihre Persönlichkeit Auskunft geben. Kennst du ihn?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Bedford Drive«, sagte er. »Beste Lage. Eigentlich viel zu edel für eine Frau wie Vita.« Er tippte Shackers Nummer in sein Handy, horchte, runzelte die Stirn und beendete den Anruf.
    »Nur der Anrufbeantworter«, erklärte er. »Ich find’s besser, wie du das machst.«
    Ich nutze immer noch einen Telefonservice, der Anrufe für mich entgegennimmt, weil es für mich zu den Grundprinzipien meines Jobs gehört, dass Menschen mit Menschen reden. »Du hast nichts hinterlassen.«
    »Ich wollte ihm keinen Schrecken einjagen, nicht dass er mir kommt von wegen Schweigepflicht. Außerdem dachte ich, mit ihm zu reden wäre eher was für dich. So von einem Gedankenverschmelzer zum anderen.«
    »Vielleicht jemand, mit dem ich endlich mal das Thema Seelenwanderung erörtern kann.«
    »Hätt ich dir gar nicht zugetraut, Amigo. Also, machst du’s?«
    Ich lächelte.
    »Bestens. Dann schauen wir uns jetzt dieses Restaurant an.«
    Milo ließ seinen zivilen Polizeiwagen am Tatort stehen, und wir fuhren in meinem Cadillac Seville in westlicher Richtung zum Robertson Boulevard. Das Bijou hatte eine braune Klinkerfassade und lag so nah am Freeway 10, dass der Ruß der vorbeirauschenden Fahrzeuge sein Schild puderte. Auch die Klinker sahen ziemlich verdreckt aus, das große Panoramafenster jedoch war blitzblank geputzt.
    An diesem Vormittag standen Heidelbeerpfannkuchen auf der Tageskarte. Unter Öffnungszeiten hieß es: Nur Frühstück und Mittagessen, geöffnet bis 15 Uhr .
    Im Innern sah es aus, als wäre ein altehrwürdiger Diner bei einer noch nicht lange zurückliegenden Sanierung auf Retro getrimmt worden – mit grünen Vinylbänken und laminierten Tischen, die wie Resopal gemustert waren. An den Wänden hingen Porträts von Kinostars, wie man sie aus Reinigungen kennt, neben Schwarzweißansichten von L. A. vor dem Bau des Freeways.
    An der Bar saß ein alter Mann und las im Wall Street Journal . Von den sieben Tischen waren drei besetzt: Ganz vorne saßen zwei junge Mütter, die versuchten, sich zu unterhalten, während sie sich gleichzeitig um ihre zappelnden Babys kümmerten, die mit Lätzchen um den Hals in Kinderstühlen thronten. Hinter ihnen aß ein stämmiger Typ mit Mondgesicht Steak und Eier und kritzelte dazu in ein Rätselheft. Weiter hinten arbeitete sich ein braun uniformierter Paketbote, der klein war wie ein Jockey, durch einen Berg Pfannkuchen, während er gleichzeitig mit seinem iPod spielte. Beide Männer blickten auf, als wir eintraten, und widmeten sich dann wieder ihren jeweiligen Beschäftigungen. Die Frauen waren viel zu sehr auf ihre Kinder konzentriert, um uns zu bemerken.
    Die Kellnerin, jung, blond, wohlgeformt, ein Tattoo über den ganzen Arm, war allein. Hinter der Durchreiche in der Küche schwitzte ein Mann, der aussah wie ein Inka.
    Milo wartete, bis die Kellnerin dem Wall-Street -Mann Kaffee nachgeschenkt hatte, ehe er sie ansprach.
    »Setzt euch, wohin ihr möchtet, Jungs.«
    Ihr Namensschild rief fröhlich Hedy! , doch Milos Dienstmarke verdarb ihr sofort die gute Laune. Der alte Mann legte die Zeitung beiseite, um nichts zu verpassen.
    Hedy sagte: »Ich gehe den Geschäftsführer holen.«
    »Kennen Sie Vita Berlin?«, fragte Milo.
    »Sie kommt hierher zum Essen.«
    »Regelmäßig?«
    »Schon irgendwie«, sagte sie. »So zweimal die Woche?«
    Der alte Mann warf ein: »Was hat die denn angestellt?«
    Milo sah ihn an. »Sie ist tot.«
    »Oh mein Gott!«, rief Hedy aus.
    Der Alte fragte ungerührt: »Wie ist sie gestorben?«
    »Keines natürlichen Todes.«
    »Was heißt das? Selbstmord? Unfall?« Die buschigen weißen Augenbrauen schoben sich zu einem eindrucksvollen Giebeldach zusammen. »Noch schlimmer? Ja, wahrscheinlich noch schlimmer, wenn sich sogar die Polizei herbemüht.«
    »Ach, Sam«, sagte Hedy.
    Der Wall-Street -Typ sah sie mitleidvoll an.
    Milo wandte sich an ihn. »Sie kennen Vita?«
    »Ich wusste zumindest so viel über sie, dass ich sie nicht leiden konnte. Was ist mit ihr passiert? Hat sie sich zur Abwechslung mit einem angelegt, der sich das nicht gefallen ließ?«
    Hedy sagte: »Oh mein Gott, Sam, das ist furchtbar. Soll ich Ralph holen gehen? Er ist hinten.«
    »Ralph ist der
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