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Willkommen in Wellville

Willkommen in Wellville

Titel: Willkommen in Wellville
Autoren: T. C. Boyle
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Buch
    Um ein amerikanisches Trauma und einen Traum der Menschheit geht es in T. C. Boyles neuester Tour de force, bei der kein Auge trocken bleibt – und das Erstaunliche daran: es ist fast nichts übertrieben, und zumindest die Person, um die das riesige Aufgebot an Personal und an Ereignissen kreist, ist eine reale historische Figur. 1907, Battle Creek, Michigan. Mitten in der Ödnis des Mittleren Westens erhebt sich der Tempel der Gesundheit, das luxuriöse Sanatorium von John Harvey Kellogg, Erfinder der Corn-flakes und der Erdnußbutter, ganz zu schweigen von ca. 75 weiteren gastrisch einwandfreien Nahrungsmitteln. Zu ihm wallfahrtet die gesundheitsbewußte, reformfreudige Oberschicht Amerikas, die sich nicht nur von allen Zipperlein befreien will, sondern gedenkt, sich mittels physiologisch korrekter Lebensweise die ewige Jugend zu bewahren oder – eher zurückzugewinnen. Daß der Weg dorthin nicht mit Rosen bestreut ist, muß Will Lightbody, vermögender Privatier aus Peterskill, New York, am eigenen dürren Leibe erfahren. Er wird gemartert mit Schwedischen Körperbewegungen, Sinusbädern und Lachübungen, muß den altbösen Feinden Alkohol, Tabak und Fleisch abschwören und wird auf eine Diät gesetzt, die selbst den gesündesten Menschen umbringen würde. Wills einziger Lichtblick ist die liebevolle, kurvenreiche Schwester Irene, die ihn jedoch – Sex ist nach Ansicht des allmächtigen Doktor K. die schlimmste Geißel der Menschheit – kategorisch zurückweist. Und Eleanor, Wills schöne, frostige Frau, eine der gläubigsten Anhängerinnen des guten Doktors, goutiert die im geheimen verabreichten Massagen weitaus mehr als die teils stürmischen, teils täppischen Annäherungsversuche ihres Mannes. Um unseren Helden von der buchstäblich traurigen Gestalt herum tummelt sich eine kuriose Fauna von Gesundheitsaposteln, Nudisten, Körnerfressern, Sonnenanbetern, Vegetariern. Doch wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Windige Unternehmungen schießen aus dem Boden, unlautere Geschäfte werden getätigt. Abenteurer und Scharlatane aller Couleur versuchen, von dem Gesundheitswahn 7,u profitieren. Charlie Ossining ist einer dieser Müsli-Glücksritter, der von den Millionen träumt, die mit Hilfe von Corn-flakes zu scheffeln sind – und für ihn gibt es ein schreckliches Erwachen.

Autor
    T. Coraghessan Boyle wurde in Peekskill, New York, geboren. Er unterrichtet an der University of Southern California in Los Angeles.

 
    T. CORAGHESSAN BOYLE
     
    WILLKOMMEN IN WELLVILLE
    ROMAN
     
    AUS DEM AMERIKANISCHEN VON ANETTE GRUBE
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    CARL HANSER VERLAG

Die Originalausgabe erschien 1993 unter dem Titel
    The Road to Wellville
    bei Viking Penguin in New York.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    ISBN 3-446-17435-4
    ©T. Coraghessan Boyle 1993
    Alle Rechte der deutschen Ausgabe
    © Carl Hanser Verlag München Wien 1993
    GeB 07 uc 2013
    Satz: Fotosatz Reinhard Amann Aichstetten
    Druck und Bindung: Friedrich Pustet Regensburg
    Printed in Germany

Rosemary Post
1923-1981
     

Das Leben ist ein zeitweiliger Sieg über die Ursachen, die zum Tode führen.
     
    Sylvester Graham
Vortrag über epidemische Krankheiten

ERSTER T EIL D IAGNOSE

1.
VON FLEISCH UND SÜNDE
    Dr. John Harvey Kellogg, Erfinder von Corn-flakes und Erdnußbutter, ganz zu schweigen von Malzkaffee, Bromose, Nuttolene und ungefähr weiteren fünfundsiebzig gastrisch einwandfreien Nahrungsmitteln, hielt inne, um den Blick auf die schwergewichtige Frau in der ersten Reihe zu richten. Er konnte kaum glauben, was er gerade gehört hatte. Ebensowenig die Zuhörerschaft, dem fassungslosen Staunen nach zu urteilen, das sich ausbreitete, nachdem sie die Hand gehoben hatte, schwankend aufgestanden war und gefragt hatte, was an einem guten Porterhousesteak so sündhaft sei – den Pionieren sei es schließlich gut bekommen, oder etwa nicht? Und ihrem Vater und dessen Vater auch.
    Der Doktor schob nachdenklich sein flottes weißes Brillengestell nach oben. Dem Anschein nach war er ein Musterbeispiel an Konzentration, ein Wissenschaftler, der über seine Antwort nachsann, aber in Wahrheit versuchte er verzweifelt, sich an ihren Namen zu erinnern – wie hieß sie nur? Er wußte es doch, oder? Die Nase, die Augen … er kannte sie alle, kannte ihre Namen, war stolz darauf … und dann, mit einem Schlag, fiel es ihm ein: Tindermarsh. Mrs. Violet. Befund: Fettleibigkeit. Zugrunde liegende Ursache: Autointoxikation.
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