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R4ge Inside

R4ge Inside

Titel: R4ge Inside
Autoren: Jeyn Roberts
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seine Kapuze über und steckte die Hände in die Jackentaschen. Dann drehte er sich um und warf einen Blick auf das Krankenhaus. Er rechnete damit, dass ein paar große, stämmige Pfleger herausstürmen und ihn verfolgen würden. Doch niemand folgte ihm – außer einem älteren Mann im Rollstuhl, dessen bleistiftdünne Beine unter einem Krankenhaushemd herausragten, während er versuchte, eine Dose Pepsi zu öffnen.
    Ein kaltes Rinnsal bahnte sich den Weg in seine Schuhe und ließ seine Socken nass werden. Als er an sich hinuntersah, fiel ihm auf, dass er mitten in einer großen Pfütze stand. Wie hypnotisiert starrte er das Wasser an, während die Regentropfen in einem gleichmäßigen Rhythmus auf den Boden trommelten.
    Plötzlich wollte er schwimmen gehen. Wenn er einen Bus zum Buntzen Lake nahm, könnte er dort baden. Es war noch nicht so kalt. Es wäre schön, im Wasser zu schweben, während der Regen auf sein Gesicht prasselte und die Berge vor ihm aufragten. Vielleicht schaffte er es vorher, eine Tauchermaske zu holen, damit er den Atem anhalten und die Fische unter seinen Füßen beobachten konnte.
    Direkt hinter ihm hupte ein Auto. Das riss ihn aus seiner Trance. Daniel trat auf den Bürgersteig, während er den Kopf schüttelte, um wieder klar denken zu können. Schwimmen? Jetzt? Mann, er musste endlich Prioritäten setzen. Es gab erheblich wichtigere Dinge, um die er sich jetzt Gedanken machen musste.
    Als er noch einmal einen Blick zurück zum Krankenhaus warf, wusste er, dass er Ärger bekommen würde. Seine Bewährungsauflagen schrieben vor, dass er einmal in der Woche wegen seiner Wutanfälle ein einstündiges Gespräch mit einem Psychologen führte.
    Aber das schien alles so unwichtig zu sein.
    Er wusste nicht, was es war, nur dass es kam.
    Bald.
    Nichts davon würde mehr eine Rolle spielen.

MASON
    Â»Das ist Selbstmord.«
    Â»Ist es nicht. Das machen sie hier schon seit Jahren. Mein Dad hat es letzten Sommer mal erwähnt. Früher musste es die gesamte Football-Mannschaft tun, als Initiationsritus oder so ähnlich. Er hat gedroht, mir die Beine zu brechen, wenn er mich dabei erwischt. Aber er hat es auch gemacht. Das hab ich ihm angesehen.«
    Mason stand mit seinen Freunden zusammen neben der Diefenbaker-Eisenbahnbrücke. Seit einer halben Stunde waren sie nun dort und versuchten, den Mut aufzubringen, in die Metallstreben zu klettern und bis in die Mitte oberhalb des Flusses zu gelangen.
    Für September war es noch irrsinnig warm. Die Leute trugen Shorts und es fühlte sich merkwürdig an, durch das Einkaufszentrum zu gehen und Winterkleidung in den Geschäften hängen zu sehen. Der Schnee schien eine Ewigkeit weit weg zu sein.
    Der Fluss hatte immer noch eine angenehme Temperatur zum Schwimmen, und obwohl es mitten in der Woche war, taten das auch viele Leute. Es gab einige, die mit Wasserskiern und Kajaks unterwegs waren. Vor ein paar Minuten war ein Motorboot mit hübschen Mädchen in knappen Bikinis unter der Brücke durchgefahren. Tom und Kurt hatten ihnen nachgebrüllt, doch zurückzukommen.
    Richtig tolles Sommerwetter. Mädchen in leichten Kleidern und kurzen Shorts. Es war zum Kotzen, wieder in die Schule zu müssen.
    Doch selbst Mason musste zugeben, dass er offenbar ein paar Gehirnzellen zu wenig hatte: Er stand unter einer Brücke und diskutierte darüber, wie man über den Fluss kletterte, ohne abzustürzen und sich das Genick zu brechen.
    Die Brücke war alt. Der untere Teil war aus Stahl, schwarz gefärbt durch die Zugabgase vieler Jahre. Darüber befand sich ein System aus ebenfalls dunkel angelaufenen Holzbohlen, zwei langen, parallel verlaufenden Stahlstäben und Hunderten von Bahnschwellen. Es gab keinen Fußweg auf die andere Seite. Genau genommen war um die gesamte Brücke herum ein Maschendrahtzaun gezogen, damit man sie gar nicht erst betreten konnte. Was für Teenager natürlich kein Hindernis war: An mehreren Stellen hatten Jugendliche Löcher in den Zaun geschnitten, damit sie sich durchzwängen konnten. Obwohl die Brücke am Rand des Diefenbaker-Parks lag, wurde sie nachts fast nie überwacht – das machte sie zur perfekten Partylocation. Mason hatte hier am Wochenende schon oft bei Saufgelagen mitgemacht.
    Doch jetzt war es Donnerstagnachmittag. Gott sei Dank hatte keiner von ihnen Alkohol dabei. Dennoch schoss
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