Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
R4ge Inside

R4ge Inside

Titel: R4ge Inside
Autoren: Jeyn Roberts
Vom Netzwerk:
sagten, logischer.
    Sie erklärten ihm ganz genau, was für eine Rolle er spielen würde. Er war begeistert, als sie ihm sagten, was er zu tun hatte. Er sollte einen bedeutenden Part in der neuen Welt übernehmen. Er war wichtig.
    Der Keller war schon immer sein Reich gewesen. Er war nicht fertig ausgebaut, deshalb war es dort kalt und dunkel. Seine Frau ging nicht gern hinunter, weil sie den Keller hässlich fand. Hässlich. Ihr Wort. Sie zog die Spitzengardinen und das Bett mit den unzähligen Kissen vor, in dem er erst schlafen durfte, wenn er geduscht hatte.
    Hier unten bewahrte er den größten Teil seiner Werkzeuge auf. Im hinteren Teil stand ein Regal, in dem sich alle möglichen wunderbaren Dinge angesammelt hatten. Eine Bohrmaschine. Eine Kettensäge. Dutzende Kunststoffkästen mit Nägeln, Schrauben und anderem Kleinkram. Er hatte seine Frau davon überzeugt, dass er die Sachen brauchte. Kleinere Reparaturen übernahm er selbst, und sie konnte sich nicht beschweren, weil er es meistens sehr gut machte. Er arbeitete gern mit den Händen.
    In der Mitte stand sein Arbeitstisch, an dem er jetzt gerade saß. Vor ihm stand das Gerät – eine wunderbare Konstruktion, die er selbst gebaut hatte. Die meisten der Informationen hatte er aus dem Internet; es war erstaunlich, was man heutzutage alles auf Websites finden konnte. Vor den Stimmen hatte er das Internet eigentlich nur für seine E-Mails gebraucht. Und gelegentlich für Pornoseiten, was seine Frau natürlich nicht wissen durfte.
    Das war jetzt alles nicht mehr wichtig.
    Sie war seit dem Vormittag tot.
    Er war irgendwie enttäuscht. Er hatte gewusst, dass er derjenige sein würde, der sie umbrachte. Doch es wäre schöner gewesen, wenn er dabei nicht so unter Zeitdruck gestanden hätte. Er hatte das Töten genießen, den Moment auskosten wollen, in dem er sie dafür büßen ließ, dass sie ihn im Laufe der Jahre so oft geärgert hatte. Aber sie hatte ihn überrascht. War aus irgendeinem Grund die Treppe herunter in sein Reich gekommen. Sie hatte die Augen aufgerissen, als sie sein Werk gesehen hatte, und den Blick nicht vom Dynamit losreißen können.
    Als sie seinen Blick sah, hatte sie geschrien. Er hatte sie zum Schweigen bringen müssen.
    Jetzt lag ihre Leiche in der Ecke. Er überlegte nicht mal, wie er sie loswerden sollte. Er würde nicht mehr lange in diesem Haus sein. Die Erdbeben kamen. Danach würde er dorthin gehen, wo die Stimmen ihn hinschickten. Sie würden noch mehr Arbeit für ihn haben. Doch zuerst würde er in eine andere Stadt reisen müssen.
    Wenn er hier fertig war, würde die ganze Stadt tot sein.
    Von oben hörte er, dass seine Kinder aus der Schule nach Hause gekommen waren. Drei. Ein Junge, zwei Mädchen. Zwölf, zehn und sieben. Fluchend sah er auf die Uhr und fragte sich, wo die Zeit geblieben war.
    Â»Mom? Dad?«, brüllte sein ältester Sohn so laut, dass selbst Tote aufgewacht wären.
    Â»Ich bin gleich oben!«, rief er. Es gefiel ihm, wie ruhig seine Stimme klang.
    Er nahm die Waffe vom Tisch und überprüfte, ob sie geladen war. Als er aufstand, verzog er das Gesicht, weil seine Knie knackten. Er drehte sich um und ging zur Treppe. Die Stimmen flüsterten ununterbrochen. Sie waren eine sanfte Versuchung, die sein Gehirn einlullte. Sie wussten, was zu tun war. Alles, was sie sagten, war so furchtbar logisch.
    Keine Gnade.
    Er musste seine Arbeit machen.

DANIEL
    Â»Hallo, Daniel.«
    Er hob nicht einmal den Kopf, sondern starrte einfach weiter die Wand an. Jemand hatte sie vor Kurzem abgewaschen. Die Stellen, an denen irgendwer ohne viel Erfolg versuchte hatte, den Dreck wegzuwischen, waren ganz streifig. Risse. Da war etwas an die Wand geschmettert worden.
    Schwarze Risse auf einer weißen Wand. Merkwürdig. Irgendwie war er davon ausgegangen, dass hier alles total sauber sein würde. Aber so war es nicht. Die Bodenfliesen waren alt und ausgetreten. Die Spuren im Staub zeigten, dass jemand den Schreibtischstuhl ein paar Zentimeter näher ans Fenster gerückt hatte. Die Tür wies zahlreiche Schrammen auf, die Jalousien am Fenster waren verbogen und schief. Die Putztruppe machte ihre Arbeit nicht besonders gut.
    Die Frau vor ihm trug keinen weißen Arztkittel und hatte kein Stethoskop um den Hals hängen. Sie war mit einem Hosenanzug bekleidet, in Beige, an den Füßen Laufschuhe. Ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher