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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin
Autoren: M Zagha
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Imogen, wie die Tür des Restaurants aufging. Ein Schwall reiner, kalter Luft drang herein, dann sagte eine Männerstimme: »Entschuldigen Sie, dass ich zu spät komme, Madame«, und ließ ein köstliches elektrisches Knistern durch ihren ganzen Körper schießen.
    »Wir haben Ihre Nachricht bekommen, Archer«, erwiderte Daphne freundlich. »Es war reizend von Ihnen, uns Bescheid zu geben, dass wir nicht warten sollen. Jetzt haben wir schon zu Mittag gegessen, aber Sie kommen gerade rechtzeitig für ein Stück Kuchen. Schauen Sie, das hier ist für Sie. Michel, chéri, bitte fang jetzt nicht wieder mit dem mittelalterlichen Bettelmann an. Dieser junge Mann hat Hunger – das ist doch genauso gut.«
    »Komm rein und wärm dich auf, mein lieber Junge!«, rief Gene. »Schneit es immer noch?«
    »Ein bisschen«, antwortete Archer, bevor er wissen wollte: »Wo ist denn mein Mädchen?«
    Imogen vernahm einen ganzen Chor an unterdrücktem Gekicher: Bestimmt zeigten alle auf ihr Versteck. Monty begann nachdrücklich zu kläffen. Das Tischtuch wurde angehoben, und Archers Gesicht erschien. Er lächelte, als er die beiden unter dem Tisch hocken sah. »Komm her«, sagte er, und sie streckte ihm die Hand hin und kroch hinaus ins Licht.
    In der grünlichen Unterwasser-Atmosphäre des Restaurants, dessen schimmernde Meereskacheln um diese Tageszeit am besten zur Geltung kamen, wirkten seine grünbraunen Augen golden und durchsichtig. Zärtlich berührte sie sein von der Kälte fleckiges Gesicht und lächelte, als sie sah, dass Schneeflocken in seinem Haar und sogar in seinen Wimpern hingen.
    »Du siehst toll aus«, stellte sie fest und wischte sie zart fort. »Aber nicht ganz von dieser Welt. Du musst erst mal auftauen.«
    »Hey, Schneeprinz«, meinte Bunny und winkte Archer lässig zu.
    »Hey, Bun.«
    »Archer, mein Lieber«, wies Daphne ihn an, »geben Sie mir Ihren Mantel, nehmen Sie Platz, und ich hole Ihnen ein Glas Champagner.«
    »Vielen herzlichen Dank.«
    »Und Imogen, dieses letzte Stück ist natürlich für dich«, verkündete Daphne und legte es ihr auf den Teller.
    »Okay«, knurrte Michel Boudin verdrossen, »wo der kleine Amerikaner jetzt da ist, können wir dann essen? Ich will meine galette! Das ganze Jahr habe ich mich auf diesen Moment gefreut!«
    »Ja, Michel, mein Schatz. Und nicht vergessen, dass auch ja alle so lange wie möglich ein Pokerface aufsetzen.«
    Die galette war köstlich, und bald waren sämtliche Teller – deren Rand in blauen Lettern die Worte »Chez Michel« zierten – leer, doch kein Glücksbringer war aufgetaucht. Ein angespanntes Schweigen entstand, und alle sahen sich an.
    »Okay«, sagte Monsieur Boudin in Al Capone-Manier. »Wo ist das Ding?«
    »Ich habe es nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Fehlanzeige.«
    »Tut mir leid, nein.«
    »Keiner hat es!«
    »Du bluffst doch, nicht wahr, Michel, mein Liebling?«, schmeichelte Daphne. »Ich dachte nämlich, ich hätte da etwas Weißes aus deiner Mandelcreme hervorschauen sehen …«
    »Nein.« Michel Boudins Lächeln wurde breiter, als Daphne ihn unter dem Kinn kitzelte. »Hahaha, nein, nein, hör auf!« Er wischte sich die Augen, dann wimmerte er: »Ich bluffe nicht.«
    »Du hast doch nicht etwa vergessen, einen Glücksbringer in den Kuchen zu tun, Imogen?«, fragte Faustina.
    Imogen schüttelte den Kopf, und Daphne beteuerte: »Ich habe es selbst gesehen. Nein, er muss hier irgendwo sein, aber wo?«
    »Schaut mal«, bemerkte Amaury und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, einen Arm um Faustinas Schultern geschlungen. »Die Sonne kommt raus.«
    Durch die verglaste Front des Restaurants war der Hafen als strahlende, heitere Winterszenerie zu sehen. Schneebedeckte Palmen glitzerten vor dem blassen Hintergrund, wo Meer und Himmel eins wurden.
    Archer wandte sich von dem Anblick ab und sah Imogen an, woraufhin diese lächelte, die kleine Meerjungfrau unter ihrer Zunge hervorgleiten ließ, wo sie sie versteckt hatte, und sich vorbeugte, um sie per Kuss an ihn weiterzugeben. Lachend zog er die kleine Figur aus seinem Mund und hielt sie hoch.
    »Ah, mais non!«, stieß Monsieur Boudin entrüstet hervor. »Das ist aber nicht die traditionelle Art zu zeigen, dass man den Glücksbringer hat!«
    »Michel«, sagte Daphne mit fester Stimme. »Sei still. Sie lieben sich eben.«
    »Ja, Daphne, aber man soll den Glücksbringer doch dem anderen ins Glas werfen. So erwählt man seinen König.«
    »Solange sie eindeutig klarmacht, wen sie erwählt«, meinte
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