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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin
Autoren: M Zagha
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Aber ich denke, es wird schon gut gehen.«
    Sie hatte eine flache Schachtel aus einem Schrank geholt und sie geöffnet. »Du siehst, ich habe eine ganz schöne Sammlung. Warum suchst du dir nicht den aus, der dir am besten gefällt?«
    Imogen hatte ein surreales Sortiment aus Hufeisen, Glocken, Tauben, Gockeln, rundgesichtigen Männern im Mond, Sternen, Kronen, Herzen und vierblättrigen Kleeblättern durchwühlt und sich für eine kleine Seejungfrau entschieden. Sie hielt sie hoch, damit Daphne sie sehen konnte.
    »Entzückend«, hatte die pâtissière festgestellt. »Immer hinein damit, Liebes. Und jetzt packst du den Teigdeckel drauf. So.« Sie lächelte und ritzte geschickt ein Gittermuster in den Teig. »Und ab in den Ofen damit.«
    Das Mittagessen war vorüber, und es wurde Zeit für die Hauptattraktion des Tages – die galette. Als Daphne sie hereingetragen hatte, war Monsieur Boudins Blick auf Imogen gefallen. »Ah«, hatte er gesagt, »sie ist doch die Jüngste hier im Raum, ja? Also muss sie der Tradition nach den anderen ihr Kuchenstück zuteilen. So ist es wirklich Glückssache. Kriech unter den Tisch, Imogen, und halt dir dabei auch die Augen zu, in Ordnung? So wissen wir, dass du nicht zusehen kannst. Und dann rufst du den Namen desjenigen, der ein Stück von der galette bekommt. Verstehst du?«
    »Ja, Chef« , antwortete Imogen automatisch, obgleich er gar nicht mehr ihr Boss war.
    »Und für wen ist das Stück hier?«, trällerte Daphnes melodiöse Stimme.
    »Für Bunny!«, rief Imogen mit zugehaltenen Augen. Monty, der neben ihr saß, tat mit enthusiastischem Kläffen seine Zustimmung kund.
    Die junge Amerikanerin gab ein entzücktes Aufquietschen von sich. »Hach, ich liebe all diese alten europäischen Traditionen. Enzo, schau dir doch bloß mal diese hübschen goldenen Kronen an. Sind die nicht hinreißend?«
    Sie bekam keine Antwort, doch Imogen glaubte zu hören, wie sich zwei korsische Augenbrauen auf höchst ansprechende Art und Weise zusammenzogen.
    »Und das hier?«
    »Für Amaury!«
    »Merci, chère Madame.«
    »Dass mir ja keiner vergisst«, hörte Imogen plötzlich Michel Boudins Stimme donnern, »ein bisschen diskret zu sein, wenn ihr den Glücksbringer in eurem Kuchenstück findet. Posaunt es nicht in alle Welt hinaus, weil das nämlich die Spannung völlig zunichtemacht. Okay?«
    »Immer mit der Ruhe, Schatz«, beschwichtigte Daphne fröhlich. »Das Ganze soll schließlich Spaß machen.«
    Ein leises Grollen, gefolgt von den Worten: »Ja, Daphne, ich weiß, aber es macht nur Spaß, wenn wir alle das Spiel so spielen, wie es gespielt werden soll. Sonst hat das alles keinen Sinn.«
    »Also gut, alle miteinander«, meinte Daphne und lachte nachsichtig. »Um Michel eine Freude zu machen, geben wir uns also alle besondere Mühe, hier alles richtig zu machen. Versucht so lange wie möglich, euch nichts anmerken zu lassen. Keiner soll wissen, wer den Glücksbringer bekommen hat. Tun wir einfach so, als würden wir Poker spielen.«
    »Für wen ist dieses Stück, Imogen?«, fragte sie daraufhin in ihrer Rolle als Zeremonienmeisterin von Neuem.
    Imogen zögerte. Allmählich verlor sie hier im Dunkeln die Übersicht. Also verlegte sie sich darauf, an den Fingern abzuzählen. Sie hatte versucht, den Gästen die Kuchenstücke in derselben Reihenfolge zukommen zu lassen, in der sie sie kennengelernt hatte: Daphne, Monsieur Boudin, Mitch, Faustina, Enzo, Bunny, Amaury und Gene. Blieb also nur noch … der, auf den sie wartete und dessen Ankunft durch die verschneiten Straßen verzögert worden war.
    »Nun, natürlich stellen wir ein Stück für den armen Bettelmann zur Seite, der vielleicht an unserer Tür klopfen könnte«, verkündete Michel Boudin. »So ist es Brauch. Und in diesem établissement weichen wir nicht von alten Bräuchen ab.«
    »Ist schon recht, Michel«, erwiderte Daphne so völlig gelassen, dass Imogen sich nicht zum ersten Mal fragte, ob die pâtissière sich nicht eine Art inneren Michel-Boudin-Regler zugelegt hatte (oder sogar mit so etwas auf die Welt gekommen war), der es ihr gestattete, die Stimme ihres lautstarken Gatten nach Belieben leiser zu drehen. Wahrscheinlich war das genetisch bedingt, denn Di hatte eine ganz ähnliche Fähigkeit an den Tag gelegt, als sie ihren frisch gebackenen Schwager näher kennengelernt hatte. »Dagegen sagt ja auch niemand etwas. Trotzdem brauchen wir noch ein Stück für –«
    Als sie den Mund öffnete, um seinen Namen aufzurufen, hörte
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