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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin
Autoren: M Zagha
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herumrückte; er schien in seinen Taschen nach irgendetwas zu suchen. Dann wurde ein Streichholz angerissen, und er zündete sich eine Zigarette an. Einfach so, ohne sich die Mühe zu machen, sie um Erlaubnis zu fragen! Imogen biss die Zähne zusammen. Es war ihr Auto, und ja, es machte ihr etwas aus.
    »Entschuldigung«, meldete sie sich zu Wort, »aber es wäre mir lieber, wenn Sie nicht rauchen.«
    Jetzt hörte sie sich an wie ein Taxifahrer. Das war doch lächerlich. Sich in Frankreich als Freigeist zu geben erwies sich als schwieriger, als sie gedacht hatte. Dimitri beugte sich in einer übertriebenen Pantomime aus dem Fenster, um den Rauch von seiner Fahrerin wegzublasen, und drückte dann seine Zigarette aus. »Okay, okay. Typisch Engländer«, knurrte er vor sich hin.
    Daraufhin schürzte Imogen die Lippen. Dimitri nahm gelassen die Sonnenbrille ab, um sie unverwandt zu mustern. Er hatte graue Augen und ausgeprägte Wangenknochen und sah mit dem recht langen, lockigen dunklen Haar und dem Stoppelbart wie ein Musketier aus.
    »Absolut typisch, dass Sie was gegen das Rauchen haben«, fuhr er unverschämt in makellosem Englisch fort, wenngleich mit deutlichem Akzent. »Weil die Engländer nämlich Puritaner sind. Die haben was gegen das Vergnügen, das weiß doch jeder.«
    »Ich weiß ja nicht, wo Sie das herhaben, aber das ist bloß ein albernes Klischee«, entgegnete Imogen so geduldig wie möglich. Schließlich war es wichtig, stets gute Manieren an den Tag zu legen, besonders im Ausland. »Das stimmt überhaupt nicht.«
    »Manchmal ist ein Klischee wahr. Ihr seid Puritaner, und deswegen ist das englische Essen auch so schlecht.«
    »Ach wirklich?« Imogen lachte ein bisschen. Es war besonders ärgerlich, dass sein Englisch so viel besser war als ihr Schulfranzösisch.
    »Ja. Ich hab’s probiert. Fett, schwer und nicht besonders gut.«
    Damit traf er einen wunden Punkt, und wie. Doch ehe Imogen erklären konnte, warum sie nach Saint-Jean-les-Cassis fuhr, wechselte ihr Mitfahrer das Thema.
    »Sie haben wirklich tolles Ar«, stellte er fest.
    Tolles Ar? Eine tolle Art? Also, das war jetzt ein wenig kryptisch. Imogen überlegte kurz, was für eine besondere Art sie wohl hatte. Sie hoffte, dass sie kompetent wirkte, oder gelassen und zuversichtlich, passend zu der Tatsache, dass sie unterwegs war, um einen neuen Job anzutreten. Besagter Job war absolut toll, und sie freute sich wirklich darauf, in dieser wunderschönen Gegend ein neues Leben zu beginnen. Natürlich war sie zum ersten Mal von zu Hause weg, und unwillkürlich empfand sie neuen Gesichtern und unbekannten Orten gegenüber ziemliche Scheu. Es war durchaus denkbar, dass sie ängstlich wirkte, sogar ein wenig gehetzt. Denn wenn man es recht bedachte, fühlte sie sich zu Hause in London sehr oft so, wenn sie von ihrer Familie herumkommandiert wurde. Strahlte sie also in Wirklichkeit gar keine Zuversicht aus, sondern das genaue Gegenteil? Unsicher runzelte Imogen die Stirn.
    Dann streckte der Franzose die Hand aus und strich ihr eine verirrte Locke aus dem Gesicht.
    »Oh!« Imogen nickte energisch, um ein ganz leichtes Erschrecken zu kaschieren; sie war nicht unter besonders anfassfreudigen Menschen aufgewachsen. Sie fühlte sich ein wenig unbehaglich dabei, dass Dimitri sie berührte und ihr Haar so intensiv zur Kenntnis nahm; normalerweise diente es als Vorhang, hinter dem sie sich versteckte. »Ich verstehe«, fügte sie hinzu, um zu zeigen, dass sie tatsächlich begriffen hatte. Die Franzosen taten sich immer schwer mit dem H, das wusste sie.
    »Was ist das für eine Farbe?«, verlangte Dimitri mit gefurchter Stirn zu wissen. »Braun?«
    »Also, Dunkelrotbraun, glaube ich«, erwiderte Imogen ein wenig defensiv. »Mit ein bisschen Goldbraun drin.« Sie verschwieg, dass ihre Haarfarbe bei ihrer Familie immer als Englisches Straßenköterbraun bekannt gewesen war.
    Er nickte und verinnerlichte diese Antwort, dann zeigte er auf ihr Gesicht.
    »Die da gefallen mir auch.«
    »Ach, meine Sommersprossen! Ja, davon habe ich jede Menge.«
    »Haben Sie die überall?«, erkundigte er sich im Plauderton.
    Imogen fuhr zurück und starrte ihn an. Er erwiderte ihren Blick mit unerschütterlicher Ruhe. Offensichtlich konnte er sich gut vorstellen, wie sie ohne Kleider aussah. Sie lief rot an. Das war ja mal wieder typisch, dass sie einen Tramper aufsammelte, der sich als Sex-Freak entpuppte. Sie hatte es einfach zu eilig gehabt, Neuland zu erkunden, das war alles.
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