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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin
Autoren: M Zagha
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mit seinem Lieblings-Quietschspielzeug vergnügte. Hinter ihm erhob sich der große Gartenschuppen, der das Atelier ihrer Mutter beherbergte. Ganz bestimmt saß Elsa Peach dort drin in ihrer Latzhose auf dem Boden, die Haare unter einen Turban gestopft, und spritzte voller Begeisterung Farbe auf eine gewaltige Leinwand. Der Himmel war von einem bedrohlichen Grau, und es war ziemlich kalt. Richtiges Sommerwetter erwies sich wie üblich als ein flüchtig Ding. Imogen seufzte und zog den Reißverschluss ihrer Kapuzenjacke hoch.
    Da erblickte sie aus den Augenwinkeln ein leuchtend buntes Objekt, das wie wild über der Gartenmauer tanzte. Es war Di, die auf einer Leiter stand und mit einem roten Halstuch winkte – ihr verabredetes Signal für einen akuten Notfall. Imogen fuhr hoch und stürzte nach nebenan.
    »Gott sei Dank, dass du da bist!«, stieß Di hervor, als sie die Tür öffnete. Sie sah ganz aufgeregt aus. Über der üblichen Stoffhose und Rüschenbluse trug sie eine lange, gestreifte Schürze. Imogen folgte ihr in die Küche.
    »Diesmal mache ich mir wirklich Sorgen«, sagte Di. »Das war nämlich ein Sonderauftrag von unserer Bezirksabgeordneten. Sie hat mir sehr genaue Anweisungen gegeben. Und jetzt ist alles danebengegangen. Oh, Hilfe! Das wird mir das Genick brechen.«
    »Di, hör auf«, entgegnete Imogen besonnen. »Du weißt doch, du bist die beste …«, fuhr sie fort, während sie das, was auf dem Küchentresen stand, kritisch in Augenschein nahm. »Er sieht toll aus – wirklich. Es ist nur … das, äh …«
    »Ich weiß, ich weiß«, jammerte Di. »Das Brusthaar ist völlig missraten, nicht wahr?«
    »Ja«, gab Imogen zu. »Zu stachelig. Wie ein Igel oder wie eine Punkfrisur.«
    »Ogottogott! Das geht doch nicht. Sollen wir einfach alles rausrupfen?«
    »Ich glaube schon«, sagte Imogen entschlossen.
    Das Brusthaar war in der Tat missraten. Und das war ein ernstes Problem, da die fragliche Behaarung zu Tom Jones gehörte, der in seiner ganzen Marzipanpracht auf einer großen Geburtstagstorte stand.
    »Aber du hast das wirklich ganz toll gemacht«, stellte Imogen aufmunternd fest. »Die Schlüpfer sind klasse!«
    Besagte Schlüpfer, mit Rüschen und aus rosafarbenem, rotem und blauem Zuckerguss gefertigt, waren kunstvoll auf dem Rock ’n’ Roll-Podium aus Biskuitteig und Buttercreme verteilt.
    »Und was ist das?«, fragte Imogen und deutete auf einen kugelförmigen schwarzen Gegenstand zu Füßen des Sängers.
    Di schaute kurz hin. »Na, das ist eine Marzipan-Sexbombe, Liebes. Fehlt nur noch die Zündschnur.«
    Liebevoll betrachtete Imogen ihre Freundin. Wie immer strahlte sie mit ihrer schneeweißen ordentlichen Topffrisur, den wachen, schlauen Augen und dem von jahrzehntelangem Gärtnern tief gebräunten Gesicht etwas Zuversichtliches aus. Als Imogen den Blick wieder auf die nunmehr haarlose Brust des Sängers richtete, hatte sie plötzlich eine Eingebung. »Ich hab’s! Wie wär’s, wenn wir schwarzen Zuckerguss durch eine Knoblauchpresse drücken?«
    »Du bist fantastisch! Das ist es!«
    Augenblicke später stellte der Welsh Wizard im weit geöffneten Hemd aus essbarem Goldlamé einen erstaunlich lebensechten lockigen Brustpelz zur Schau.
    »Puh!« Di presste den Handrücken gegen die Stirn. »Wieder eine Katastrophe abgewendet. Setz dich doch, Liebes. Erzähl mir, was es bei dir Neues gibt.«
    »Gar nichts«, antwortete Imogen verdutzt.
    »Nein«, meinte Di trocken und sah ihre junge Freundin an. »Hab ich auch nicht erwartet. Aber ich habe Neuigkeiten für dich.«
    Und dann ließ Imogens Nachbarin die Bombe platzen.

3
    Vor zehn Jahren, als Imogen zwölf gewesen war, hatte ihre Mutter ein metaphorisches »Geschlossen«-Schild an die Küchentür gehängt und das Kochen für alle Zeit aus dem Haushalt der Peaches verbannt.
    Wenn irgendeine unerschrockene Seele (für gewöhnlich jemand, der neu im Zirkel der Peaches war) sie darauf ansprach, pflegte Elsa sich zu ihrer vollen Größe aufzurichten, die blassblauen Augen zusammenzukneifen und zu verkünden, dass keine intelligente Frau ihre Zeit mit Fronarbeit vergeuden sollte. Dann drehte sie ihr blondes Haar zu einem behelfsmäßigen Knoten zusammen, steckte ihn mit einem Malerpinsel fest und fuhr fort, all dieses endlose Geschnippel und Gestopfe hungriger Mäuler sei doch eine geradezu tragische Zeitverschwendung. Man sollte frei sein – frei, um nach Schönheit, Kreativität und Wahrheit zu streben.
    Hier verließ sie normalerweise das
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