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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit
Autoren: Val McDermid
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    Einleitung
    W ie Alison Carter wurde ich im Jahr 1950 in Derbyshire geboren. Wie sie wuchs ich in einem Tal in der Gegend um den White Peak auf und kannte die schroffen Kalksteintäler und die winterlichen Schneestürme gut, durch die wir oft vom übrigen Land abgeschnitten waren. Nur in Buxton war es möglich, daß im Monat Juni ein Kricketspiel gegen eine andere Grafschaft wegen Schneefalls abgebrochen werden mußte.
    Als Alison Carter im Dezember 1963 verschwand, bedeutete das für mich und meine Klassenkameradinnen mehr als für die meisten anderen Leute. Wir kannten Dörfer wie das, in dem sie aufgewachsen war. Wir kannten die Dinge, mit denen sie sich jeden Tag beschäftigt hatte. Wir durchlitten ähnliche Schulstunden, und wenn wir danach unsere Mäntel holten, führten wir ähnliche Diskussionen darüber, welcher der glorreichen Vier für uns der tollste Beatle war. Wir glaubten, wir hätten die gleichen Hoffnungen, Träume und Ängste wie sie. Deswegen waren wir alle von Anfang an sicher, daß Alison Carter etwas Schreckliches passiert war, denn wir wußten auch, daß Mädchen wie sie und wie wir nicht wegliefen. Jedenfalls nicht in Derbyshire mitten im Dezember.
    Nicht nur die dreizehnjährigen Mädchen dachten so. Mein Vater war einer aus der Schar der Hunderte von Freiwilligen, die die Hochmoore und die waldigen Täler um Scardale absuchten, und sein grimmiger Gesichtsausdruck nach einem ergebnislosen Tag ist mir noch lebhaft im Gedächtnis.
    Wir verfolgten die Suche nach Alison Carter in den Zeitungen, und noch wochenlang setzte täglich irgend jemand in der Schule neue Vermutungen in Gang. Und nach all den Jahren hatte ich immer noch mehr Fragen an den pensionierten Polizeibeamten George Bennett, als er beantworten konnte.
    Ich habe mich beim Schreiben meines Buches nicht ausschließlich auf die damaligen Notizen George Bennetts und seine heutigen Erinnerungen gestützt. Während der Recherchen zu der Geschichte besuchte ich Scardale und die Umgebung mehrmals und sprach mit vielen Personen, die in dem Geschehen um Alison Carter eine Rolle gespielt hatten, sammelte ihre Eindrücke, verglich ihre Aussagen über die Ereignisse, wie sie sie erlebt hatten. Ohne die Hilfe von Janet Carter, Tommy Clough, Peter Grundy, Charles Lomas, Kathy Lomas und Don Smart hätte ich das Buch nicht schreiben können. Bei den Gedanken, Gefühlen und Aussagen der Personen habe ich einige Freiheit walten lassen, aber die Grundlage dieser Textpassagen sind meine Gespräche mit den noch lebenden Hauptpersonen, die bereit waren, mich in meiner Bemühung um ein wahrheitsgetreues Bild sowohl von einer Gemeinde als auch ihrer einzelnen Mitglieder zu unterstützen.
    Über einige der Dinge, die an jenem schrecklichen Dezemberabend im Jahr 1963 geschahen, werden wir natürlich nie etwas erfahren. Aber für jeden, der auch nur von ferne mit Alison Carters Leben und Tod in Berührung gekommen ist, gibt George Bennetts Bericht einen faszinierenden Einblick in eines der grausamsten Verbrechen der sechziger Jahre.
    Allzulang lag ihre Geschichte im Schatten der verständlicherweise weit bekannter gewordenen Moor-Morde. Aber Alison Carters Schicksal ist nicht weniger schrecklich, nur weil sie das einzige Opfer ihres Mörders war. Und ihr Tod hat uns auch heute noch etwas zu sagen. Wenn Alison Carters Geschichte eine Botschaft vermittelt, dann ist es die, daß sich die größten Gefahren hinter einem freundlichen Gesicht verbergen können.
    Nichts kann Alison Carter ins Leben zurückbringen. Aber die Erinnerung an das, was ihr geschah, kann vielleicht andere davor bewahren, zu Schaden zu kommen. Wenn mein Buch dieses Ziel erreicht, wird das sowohl für George Bennett als auch für mich eine gewisse Genugtuung bedeuten.
     
    Catherine Heathcote
Longnor, 1998

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    Prolog
    D
as Mädchen nahm Abschied von seinem Leben. Und es war kein leichter Abschied.
    Wie alle Teenager hatte sie sich immer über jede Menge Dinge zu beklagen gehabt. Aber jetzt, wo sie im Begriff war, dieses Leben zu verlieren, schien es plötzlich sehr wertvoll. Endlich begann sie zu verstehen, warum ihre älteren Verwandten so zäh an jedem kostbaren Augenblick hingen, selbst wenn er von Schmerzen erfüllt war. So schlimm dieses Leben auch war, die Alternative war unendlich viel schlimmer.
    Sie hatte sogar angefangen, gewisse Dinge zu bereuen. Zum Beispiel, daß sie ihrer Mutter oft den Tod gewünscht und gewollt hatte, ihr Traum, ein Wechselbalg zu sein, möge in
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