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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht
Autoren: Prinz der Nacht
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ergriff er den Rucksack, in den er den Laptop, das Handy und den MP3-Player verstaut hatte, und trug ihn in seine provisorische Garage, wo er sich auf das Schneemobil setzte.
    Schon beim ersten Versuch sprang der Motor an. Halleluja! Vielleicht erlebte er endlich eine Glückssträhne.
    Während seines Schlafs hatte ihn niemand gegrillt, und der Benzinvorrat genügte für die Fahrt nach Fairbanks, wo er etwas Warmes essen und ein paar Minuten lang auftauen würde.
    Dankbar für solche kleinen Freuden brach er zu seinem langen, holprigen Trip in die Zivilisation auf. Nicht, dass er diese Mühe scheute. Ein wahrer Segen, dass es diese Zivilisation überhaupt gab.
    Kurz nach sechs Uhr abends traf er in der Stadt ein und parkte sein Schneemobil vor Sharon Parkers Haus. Von hier aus konnte er die Stadtmitte zu Fuß erreichen. Vor etwa zehn Jahren hatte er die Exkellnerin kennen gelernt, nachdem ihr Auto am Rand einer selten benutzten Straße in North Pole zusammengebrochen war. Bei fast vierzig Grad minus saß sie weinend am Steuer, in mehrere Decken gewickelt, und fürchtete, ihr Baby und sie selbst würden sterben, bevor ihr jemand half. Ihre sieben Monate alte Tochter litt an Asthma, und Sharon hatte versucht, sie zu einer Atemtherapie ins Krankenhaus zu bringen. Doch man hatte sie abgewiesen, weil sie nicht versichert war und kein Geld besaß, um die Behandlung zu bezahlen. Eine Schwester beschrieb ihr den Weg zu einer Wohlfahrtsklinik. Unterwegs hatte Sharon sich verirrt.
    Zarek brachte die beiden ins Krankenhaus zurück und übernahm die Kosten für die Behandlung des Babys. Während sie warteten, erzählte Sharon, sie habe ihre Wohnung räumen müssen, weil ihr das Geld für die Miete fehlte. Da schlug er ihr einen Deal vor. Wenn er sie mit einem Haus, einem Auto und Geld versorgte, könnte er einen freundlichen Menschen besuchen, wann immer er nach Fairbanks kam, und eine warme Mahlzeit genießen - nur Essensreste, irgendwas, das sie gerade übrig hatte.
    Und das Allerbeste an dem Arrangement war, wenn er im Sommer in seiner Hütte gefangen war, weil es jeden Tag nur eine halbe Stunde dunkel wurde, brachte sie ihm die Post, Vorräte und Bücher, die sie vor seiner Tür deponierte.

    Der großartigste Deal seines ganzen langen Lebens ... Niemals stellte sie ihm persönliche Fragen, sie wollte nicht einmal wissen, warum er seine Hütte in den Sommermonaten nicht verließ. Zweifellos war sie zu dankbar für die finanzielle Unterstützung, um sich über sein exzentrisches Verhalten zu wundern.
    Als Gegenleistung kostete er niemals ihr Blut, und er stellte ihr auch keine privaten Fragen. Sie waren einfach nur ein Arbeitgeber und seine Angestellte.
    »Zarek?« Er schaute vom Motorblock auf, den er gerade mit der Batterie verband, und sah Sharon in der Tür ihres Hauses im Ranchstil stehen. Jetzt trug sie ihr dunkelbraunes Haar etwas kürzer als einen Monat zuvor, bei der letzten Begegnung - gerade und stumpf geschnitten, reichte es bis zu den Schultern.
    Hochgewachsen, gertenschlank und extrem attraktiv, trug sie einen schwarzen Pullover und Jeans. Die meisten anderen Jungs hätten sich längst schon an sie herangemacht. Eines Nachts vor etwa vier Jahren hatte sie angedeutet, falls Zarek intimere Kontakte wünschte, wäre sie sehr gern dazu bereit. Doch das hatte er abgelehnt. Er mochte es nicht, wenn ihm jemand zu nahe kam. Frauen neigten zu dieser lästigen Ansicht, Sex hätte eine tiefere Bedeutung. Das sah er anders. Sex war Sex, einfach nur die Befriedigung animalischer Bedürfnisse. Etwas, das der Körper brauchte, genauso wie regelmäßige Nahrung. Aber einem Steak musste man kein Date versprechen, bevor man es verspeiste.
    Warum mussten die Frauen ständig Liebesworte hören, bevor sie die Beine öffneten? Das würde er nie begreifen.
    Und deshalb ließ er sich lieber nicht mit Sharon ein. In dieser freundschaftlichen Beziehung wäre Sex eine Komplikation, die er nun wirklich nicht brauchte.
    »Bist du das, Zarek?«
    Er schob das Tuch von seinem Gesicht und rief zurück: »Ja, ich bin ' s ! «
    »Kommst du herein?«
    »In ein paar Minuten. Erst muss ich ein paar Sachen kaufen.«
    Sie nickte. Dann kehrte sie ins Haus zurück und schloss die Tür.
    Ein Stück weiter unten an der Straße lag Frank' s General Store, in dem man alles fand, was man brauchte -
    insbesondere ein umfangreiches Sortiment elektronischer Geräte und Generatoren. Bedauerlicherweise könnte er den Laden nicht mehr lange frequentieren. Seit
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