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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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habe, genießen. Und dazu gehört, dass ich mich aus meinem Printenreich verabschiede. Im Prinzip ist die Nachfolge schon seit geraumer Zeit geklärt. Aber jetzt bekomme ich Bedenken. Sie müssen wissen, Herr Böhnke, ich verlasse mich für gewöhnlich auf meinen Bauch. Und mein Bauchgefühl sagt mir, dass etwas nicht stimmt.«
    Der Kommissar runzelte nachdenklich die Stirn. Da kann jemand nicht loslassen, obwohl er loslassen möchte, dachte er sich. Der sucht nur einen Grund, doch nicht abzutreten.
    »Bevor Sie jetzt glauben, ich traue niemandem die Leitung meines Unternehmens zu, muss ich Sie enttäuschen«, fuhr von Sybar fort. »Ich werde in wenigen Tagen Aachen verlassen und eine mehrmonatige Weltreise antreten. Einmal mit dem Schiff rund um den Globus. Überall dort Halt machen, wo es uns gefällt.«
    Wieder stutzte Böhnke.
    Und wieder betätigte sich von Sybar als Gedankenleser. »Wir, damit meine ich mich und meine Partnerin. Ich bin seit fast 30 Jahren verwitwet und habe glücklicherweise eine Frau kennengelernt, in deren Gegenwart ich mich wohl fühle.« Er musste kurz lachen. »Sie ist nun auch in den Ruhestand gegangen und so können wir unbesorgt das Weite suchen.« Endlich legte er den Hut zur Seite, den er zwischen den Händen gedreht hatte, und rieb sich kurz die Nase. »Ich bin davon überzeugt, dass mein Schwiegersohn Peter das Unternehmen gut leiten wird. Er hat bisher immer zu meiner vollsten Zufriedenheit gehandelt, wenn Sie mir den Arbeitszeugnisbegriff nachsehen. Es stehen einige riskante unternehmerische Entscheidungen an, und da ist er der richtige Mann. Er wird Ihnen selbst sagen können, was bei uns passieren wird.«
    »Was soll denn da nicht stimmen?«, fragte Böhnke dazwischen, »wenn doch Ihr Nachfolger alle Qualitäten hat?«
    »Ich sorge mich nicht wegen Peter, ich sorge mich um Peter«, antwortete von Sybar. »Ich weiß nicht, was geschieht, wenn er aus irgendwelchen Gründen ausfällt. Ich habe zwar eine Tochter, aber die kann ich mit der Firmenleitung nicht betrauen. Die ist nur dumm. Das hat mich ein Heidengeld an Spenden für den Förderverein gekostet, damit die am Gymnasium das Abitur machen konnte. Beim Studium sind ihr dann klar die Grenzen aufgezeigt worden. Die kann nett lächeln und hübsch aussehen, mehr leider nicht. Und das reicht nicht für eine Unternehmensleitung. Das Beste, was sie mir aus ihrem Studium mitgebracht hat, war Peter. Der kann’s. Der ist wie ich.« Von Sybar hustete kurz. »Und bei Peters Stellvertreter Landmann, der nach meinem Ausscheiden zweiter Mann werden soll, bin ich mir gar nicht mehr sicher. Am Anfang war der Spitzenklasse, aber ich glaube, ihm sind der Erfolg und das Geld zu Kopf gestiegen. Und er scheint mir ein kleiner Frauenheld zu sein. Peter sieht das zwar anders, aber mein Gefühl sagt mir, dass ich recht habe.«
    »Und was soll jetzt meine Aufgabe sein?« Böhnke konnte sich nicht vorstellen, was von ihm erwartet wurde.
    »Sie sollen beobachten und überprüfen. Peter, Elisabeth und Landmann und alles, was sich bei uns im Betrieb so abspielt.«
    »Und wenn sich nichts abspielt? Wenn alles ordnungsgemäß abläuft?«
    »Dann habe ich zumindest ein beruhigendes Gefühl. Machen Sie’s?«
    Böhnke würde es machen. Aber nicht, weil ihn von Sybar mit einem bettelnden Hundeblick anschaute, sondern wegen Grundler, dem er einen Gefallen tun wollte.
    »Ja.«
    »Okay.« Von Sybar erhob sich schwungvoll. »Ich hab kalt. Wenn Sie mich bitte zu meinem Wagen begleiten. Ich habe noch etwas für Sie.« Am Ausgang schaute er sich suchend um, dann erinnerte er sich, wo er sein Fahrzeug geparkt hatte.
    Es war an der Parkbucht am weit entfernten, ehemaligen Löschteich abgestellt, wie Böhnke feststellte.
    »Haben Sie eigentlich irgendjemandem etwas von mir oder meiner Aufgabe gesagt?«, fragte er von Sybar, als sie vor dem großen Mercedes standen.
    »Nicht direkt. Ich habe Peter gesagt, ich würde während meiner Abwesenheit einen persönlichen Berater einstellen, der für mich den laufenden Betrieb beobachten soll, aber keine Entscheidungskompetenz hat. Die anderen wissen von nichts.«
    »Und was meinte Ihr Schwiegersohn?«
    »Ich glaube, dem ist das egal. Er weiß, was zu tun ist. Und Sie werden ihm kein Klotz am Bein sein.« Von Sybar hatte die Fahrertür geöffnet und beugte sich in den Innenraum. »Hier«, sagte er, als er Böhnke einen Umschlag reichte. »Darin finden Sie einen Generalschlüssel für mein Werk, einschließlich des Zugangs zu
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