Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz
Autoren: Kurt Lehmkuhl
Vom Netzwerk:
einwandfrei, aber immerhin ein Motto in Reimform, und darauf kam es dem Komitee an, wenngleich sich einige Mitglieder an der Erwähnung von Aachen störten.
    Ein wenig aus dem Konzept hatte ihn lediglich die überraschende Ankündigung seines Schwiegervaters gebracht, zu einer Weltreise aufbrechen zu wollen. Wegen des Alltagsgeschäfts hatte er keine Bedenken, wegen der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens hätte er jedoch gerne dessen Rat gehabt. Aber er würde auch ohne den Seniorchef Entscheidungen treffen beziehungsweise die Entscheidungen umsetzen, die sie beide einvernehmlich getroffen hatten. Gespannt war er auf den persönlichen Berater seines Schwiegervaters. Er hatte keine Vorstellung, um wen es sich dabei handeln könnte.
    Die leichten Zweifel, ob sie das Unternehmen ohne den Rat des Alten auf einem erfolgreichen Kurs halten könnten, waren schnell verflogen, als sich Landmann zur Mehrarbeit bereit erklärte. Sein Stellvertreter würde ihm den Rücken frei halten, wie er es ohnehin zugesichert hatte, als sein Plan herangereift war, Prinz Karneval in Köln zu werden. Die paar Wochen bis Aschermittwoch würden sie ohne wirtschaftliche Verluste überstehen. Für das laufende Jahr war das Geschäft ohnehin gemacht. Die Printenproduktion für das Weihnachtsfest war fast abgewickelt und die Ware an die Händler ausgeliefert. Was zu organisieren blieb, war der Verkauf in den eigenen Verkaufsstellen in der Aachener Innenstadt und auf dem idyllischen Weihnachtsmarkt auf dem Katschof, auf dem Markt und rund um den Dom. Das vorweihnachtliche Geschäft zu kontrollieren und zu regeln würde Landmann nicht schwerfallen.
    Das Klingeln eines Handys unterbrach von Sybars Gedankengänge. Die Melodie von ›Wenn et Trömmelche jeht‹ gab das Gerät zu erkennen, das er speziell für die Karnevalszeit angeschafft hatte. Nur er, seine beiden Mitstreiter aus dem Dreigestirn und einige aus ihrem Tross kannten diese Nummer.
    Seine Jungfrau im närrischen Trio, Wolfgang Bartuschak, wollte ihn sprechen. Bartuschak war einer seiner wenigen Freunde, die er von Kindesbeinen an kannte. Der Dritte im Bunde, Bauer Heinrich Mattern, würde später zu ihnen stoßen, wenn Anfang Januar die offizielle Proklamation im Kölner Gürzenich anstünde.
    Bartuschak hatte eine Mitteilung zu machen, mit der von Sybar schon gerechnet hatte. Er würde ihn nicht zu einer Veranstaltung nach Köln begleiten können, bedauerte die jecke Jungfrau. Privat hatten sie eine karnevalistische Aufführung besuchen wollen, sie wollten sozusagen inkognito die Stimmung ausloten, die am Rhein herrschte, nachdem sich die Narren mit den Öcher Exporten anfreunden mussten. So würde er sich alleine auf den Weg machen. Auf die Idee, Elisabeth zu fragen, kam er erst gar nicht. Sie würde sich nicht als Lückenbüßer für Bartuschak zur Verfügung stellen und seinetwegen ihre eigenen Pläne für den Abend aufgegeben. Wenn er ehrlich war, war er froh darüber, dass sie anderweitig beschäftigt war. Dann hatte er wenigstens Ruhe vor ihr.

    Ohne sich von seiner Frau zu verabschieden, verließ von Sybar das Büro. Am Glashaus des Pförtners reichte er seinen Büroschlüssel durch die Schalterklappe, winkte kurz zum Gruße, und sprang in seinen schwarzen Porsche, der direkt neben dem Firmeneingang auf dem reservierten Stellplatz stand. Zunächst führte ihn seine Fahrt direkt in die Tiefgarage des Hotels am Roncalliplatz im Herzen von Köln. Dort hatte ihm das Festkomitee für die Dauer seiner Regentschaft ein Zimmer angemietet, in dem er und seine zwei Begleiter später ihre Kostüme wechseln und sich ausruhen konnten. Aber er hatte nicht die Absicht, sich länger in diesem geräumigen Hotelzimmer im obersten Stockwerk aufzuhalten. Er holte sich aus der Minibar eine Flasche Mineralwasser und schaute trinkend hinaus auf den Platz, der an den mächtigen Dom und dem vom menschlichen Gewusel belebten Hauptbahnhof angrenzte. Der Trubel bei den Karnevalssitzungen und Bällen reichte von Sybar, er brauchte nicht auch noch das hektische Treiben der Millionenstadt. Er würde in den Sälen und auf den Straßen in Köln seine Rolle spielen und danach immer wieder zurück nach Hause fahren, zurück in seine Villa am Hangeweiher in Aachen.
    Im Restaurant nahm er noch eine kleine Mahlzeit zu sich und wunderte sich dabei, dass er von allen Mitarbeitern des Hotels erkannt und höflich behandelt wurde. Das sprach für die Qualität des Hauses, war er doch selbst nur ein einziges
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher