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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Die Filmleinwand flimmerte.
    Rot gloste der Widerschein der Flammenwände, die eine ganze Welt umschlossen. Vor dem großen Tor der Tempelpyramide dröhnte dumpfer Trommelwirbel. Still lag der weiße, nackte Körper des Mädchens auf dem schwarzen Block, und in der Hand Bar Nergals, des Oberpriesters, funkelte das Opfermesser ...
    Der Präsident der Vereinigten Planeten hielt den Atem an.
    Er hatte den Film schon oft gesehen. Aber es fiel ihm immer wieder schwer, sich zu vergegenwärtigen, daß er keine gestellten Bilder sah, sondern Wirklichkeit. Dies alles war geschehen. In einer Miniatur-Welt. Unter Miniatur-Menschen, von den Wissenschaftlern des Mars mit dem Mittel der Micro-Transzendenz zur Winzigkeit verkleinert - doch das änderte nichts. Es war Menschen geschehen, lebendigen, fühlenden Menschen, keinem Spielzeug. Das Messer fuhr wirklich herab. Das Mädchen fiel dem kalten Stahl wirklich zum Opfer. Und auch der schwarzhaarige, bronzehäutige junge Mann war Wirklichkeit gewesen, der mit dem blutigen Schwert in der Faust die endlose Treppe der Pyramide emporstürmte und doch nicht verhindern konnte, daß seine Schwester vor seinen Augen einen schrecklichen Tod starb.
    Charru von Mornag.
    Fürst des Tieflands, Sohn und Nachfolger des letzten Königs von Mornag. Ein barbarischer Krieger in einer Spielzeug-Landschaft, die der Forschung diente und die er für die Welt hielt.
    Und jetzt: Kommandant und Pilot eines uralten Raumschiffs, das mit einem ganzen Volk von Barbaren den Mars verlassen hatte.
    Simon Jessardin blickte in das Gesicht auf der Leinwand - dieses wilde, zornige, verzweifelte Gesicht mit dem langen schwarzen Haar und den saphirfarbenen Augen, in denen ein kaltes Feuer loderte.
    Der Oberpriester wich zurück vor der blutbesudelten Gestalt, die ihn umbringen wollte, die Rache forderte für Arliss von Mornags sinnlosen, grausamen Tod. Peitschen pfiffen. Der schlanke bronzene Körper duckte sich, die sehnige Faust riß das Schwert hoch. Der letzte König von Mornag war allein. Es dauerte nur Sekunden, bis die Obermacht der Priester, Akolythen und Tempelsklaven das Opfer überwältigt hatte. Aber der junge Barbarenfürst beugte sich nicht, auch nicht vor der Drohung des blutigen Opfermessers. Stumm warf er den Kopf zurück, mit einer Gebärde wilden, unbezähmbaren Stolzes - genauso, wie er dann später nach seiner Flucht aus der Mondstein-Welt vor ihm, Simon Jessardin, dem Präsidenten der Vereinigten Planeten, gestanden hatte.
    Ein Knopfdruck hielt die Bilder an.
    Nur noch das zornlodernde bronzene Gesicht füllte die Leinwand. Simon Jessardin atmete tief durch und ließ den Blick über die Männer und Frauen aus der politischen Führungsschicht der Vereinigten Planeten wandern, die gleich ihm den Film gesehen hatten.
    »Schauen Sie sich die Bilder an«, sagte er ruhig. »Vergegenwärtigen Sie sich das Psychogramm dieses Mannes. Irgendwo auf der Erde ist er mit der alten »Terra« gelandet. Ich habe Sie zusammengerufen, um Vorschläge für einen Weg zu erarbeiten, ihn und sein Volk gefahrlos und möglichst ohne einen kriegsmäßigen Einsatz der Raumflotte zu eliminieren.«
    *
    Endlos und still dehnte sich das Meer im Sonnenlicht.
    Terra ... Verheißenes Land, Ziel der Hoffnung und Vision aus zahllosen Träumen. Das Schiff, das die Söhne der Erde zu ihrem Heimatplaneten zurückgebracht hatte, kreiste im Orbit. Zwei Beiboote zogen unter dem strahlenden Himmel dahin, silbrig glänzende Punkte in der Weite. Sie waren unterwegs auf der Suche nach einem Platz zum Leben, nach dem Ort, an dem die Flüchtlinge endlich Ruhe finden konnten. Aber die Menschen an Bord wußten bereits, daß es nicht leicht werden würde. Sie hatten grüne, von Leben überquellende Wälder gefunden, in denen eine tödliche Seuche die Bewohner bedrohte.
    Sie waren auf Menschen gestoßen, die ihre Sprache verstanden in einem kargen, unfruchtbaren Land, das kaum sein eigenes Volk ernährte.
    Jetzt überquerten sie den Ozean, um einen anderen Kontinent zu entdecken. Einen Kontinent, der ihnen aus der Entfernung von Bord des Schiffes ein sprödes, widersprüchliches Gesicht gezeigt hatte. Endlose Wüsten, die Ruinen toter Städte, aber auch grünes Land. Sie konnten nicht warten, bis sie einen Platz fanden, der das Paradies war, der genau ihren Träumen entsprach. Denn die »Terra« mußte so schnell wie möglich landen. Niemand wußte, ob der Präsident der Vereinigten Planeten nicht längst die marsianische Kriegsflotte in Marsch
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