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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Elisabeth bemerkte erst spät, dass die Männer aus reinem Selbstzweck handelten. Ihr Vater spielte immer noch die Rolle des zu früh verwitweten Mannes, der sich nach außen hin trotz aller unternehmerischen Tätigkeiten liebevoll um seine Tochter kümmerte. Für Peter war sie schmückendes Beiwerk, wenn er mit ihr auf Empfängen zu Gast war, im Unternehmen ein Fest veranstaltete oder sie zu wichtigen Ereignissen eingeladen waren. Als sie als Prinzenpaar fungierten und Elisabeth dabei duldsam in ihre Rolle geschlüpft war, erkannte sie, welches berechnende Spiel er trieb. Es waren ausschließlich das Geschäft und der wirtschaftliche Erfolg, weswegen sich Peter als Narrenherrscher ausgab. Als er ihr selbstzufrieden ein Jahr später die Bilanzen und die Ergebnisse eines Gutachtens über ihre Zeit als Tollitäten präsentierte, durchschaute sie ihn und seine ursprüngliche Absicht vollkommen.
    Sie führten keine Ehe, sie lebten in einer Zweckgemeinschaft, in der weder für Kinder noch für Liebe, Sentimentalität oder Zärtlichkeit Platz war.
    Elisabeth empfand es als Wohltat, als Wolfgang in ihr Leben trat; erst als Prokurist und Stellvertreter im Printenimperium, dann als zärtlicher und mitfühlsamer Platzhalter in ihrem Ehebett. Peter bekam nichts davon mit, dass sie ihn hinterging und betrog. Als sie einmal bei einem Streit am Frühstückstisch das Gespräch darauf brachte, was er von einer Scheidung hielte, hatte er nur hämisch gelacht und bemerkt, sie sei ohne ihn und ihren Vater ein Nichts. Und auf wessen Seite ihr Vater stehen würde, darüber gebe es ja wohl keine Zweifel.
    Deutlicher hätte er ihr nicht sagen können, was er von ihr hielt. Seit diesem Zeitpunkt wuchs in ihr ein Gedanke: Sie musste Peter loswerden. Irgendwie.

    Wolfgang Landmann hatte niemals damit gerechnet, einmal an Stelle seines Chefs das Bett mit dessen Gattin zu teilen. Elisabeth war zwar zehn Jahre älter als er, aber von einer Besessenheit, die ihn atemlos machte. Es schien ihm, als habe sie ihr sexuelles Verlangen so lange aufgestaut, um es schließlich mit ihm zu befriedigen. Sollte sie, dachte er sich. Er kam nicht zu kurz bei ihren wilden Spielchen, bei denen Elisabeth nicht einmal Hemmungen hatte, sie im eigenen Ehebett zu treiben. Kaum hatte der eigene Mann eine Reise zu einer Messe oder zu einem Lieferanten angetreten, sprang Landmann quasi in die noch warmen Federn.
    Lange Zeit hatte er geschwiegen, wenn Elisabeth von Liebe anfing. Für ihn waren es eher der Trieb, dem sie sich gemeinsam hingaben. Nach und nach war er zusehends dieser Frau verfallen, für die er zum Mittelpunkt des Lebens geworden war, und er musste sich eingestehen, dass er nicht mehr ohne sie sein wollte.
    Wenn sie dieses Gefühl Liebe nannte, so war es wohl Liebe, die er für sie empfand.
    An einen Job mit Familienanschluss hatte er im Traum nicht gedacht, als er vor rund fünf Jahren die Stelle angenommen hatte. Peter von Sybar hatte ihn nicht nur mit einem üppigen Gehalt im sechsstelligen Bereich von einem Aachener Großfabrikanten und Mitbewerber weggelockt, sondern auch mit der Aussicht, nach dem Ausscheiden des Seniorchefs als Stellvertreter des Printenprinzen zu fungieren.
    Nun war die Zeit reif für einen Wechsel an der Spitze. Der Alte machte es nicht mehr lange, so hatte es jedenfalls den Anschein. Immer häufiger kam er nicht ins Büro. Es machte auf den Fluren das Gerücht die Runde, der Alte wäre zum wiederholten Male im Klinikum von einem Herzspezialisten untersucht worden.
    Landmann wähnte sich fast schon am Ziel, wenn da nicht in den letzten Monaten Differenzen zwischen ihm und von Sybar zu Tage getreten wären. Ob der Kerl etwa ahnte, mit wem ihn seine Gattin betrog? Oder hatte er festgestellt, dass Landmann sich nicht hundertprozentig für das Unternehmen einsetzte, sondern gelegentlich seine eigenen Wege ging?
    Sie hatten nie über Privates gesprochen. Bei von Sybar gab es nur ein einziges Thema: Herstellung und Verkauf von Printen. Koste es, was es wolle. Diesem Streben hatten sich alle Mitarbeiter zu widmen. Wer nicht in dieselbe Richtung mit ihm marschierte, der war fehl am Platze. Und es kam Landmann vor, als mache er diesen Marsch nicht mehr im Gleichschritt mit. Es war ihm klar, wenn sein Chef herausbekam, dass er Elisabeths Liebhaber war, war seine Karriere vorbei. Von Sybar würde ihn abservieren, mit einer horrenden Abfindung aus dem Unternehmen hinauskomplimentieren.
    Würde Elisabeth bei ihm bleiben? Sie musste es. Er
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