Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie

Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie

Titel: Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie
Autoren: Sheridan Winn
Vom Netzwerk:
Freitag: Sky ganz allein

    Die Augustluft war drückend und heiß. Sky Cantrip saß in den Ästen des großen Zedernbaumes, den Rücken an den mächtigen Stamm gelehnt, die Beine ließ sie über einen seiner breiten Äste baumeln. Heute war sie hoch hinaus geklettert, höher als je zuvor. Sie liebte diesen Baum mit den ausladenden, hängenden Ästen und dem Kleid aus silberblauen Nadeln. Eine warme Brise strich über ihr Gesicht, und sie schloss die Augen und lauschte dem sanften Surren der Insekten. Als Schläfrigkeit sie übermannte und nach und nach sämtliche Geräusche in den Hintergrund drängte, tauchte in ihrem Geiste auf einmal das Gesicht eines Jungen auf. »Stellst du dir manchmal vor, wie es wäre, fliegen zu können?«, fragte er sie, und seine Augen schienen mitten in sie hineinsehen zu können. »Ja«, hörte sie sich erwidern. »Ich träume ständig davon, fliegen zu lernen …«
    Während sie tiefer in ihren Tagtraum versank, meinte Sky mit weit geöffneten Armen und in den Nacken gelegtem Kopf auf dem Rasen zu stehen. Und dann hob sie unter Herbeirufung ihrer magischen Kraft der Luft vom Boden ab. Hoch über die Baumwipfel stieg sie, höher und höher, bis sie wie ein Vogel durch die Luft segelte, hierhin und dorthin flog. Unter ihr lag Cantrip Towers mit seinem gewaltigen Dach, den beiden Türmen und um es herum die Wiesen und Bäume.
    Das Gefühl zu fliegen war so intensiv, dass es sich vollkommen echt anfühlte. Sky kostete es so lange wie möglich aus, aber nach und nach verblasste der Traum. Ich würde so gerne fliegen können, dachte sie und öffnete die Augen. Sie beugte sich auf ihrem Ast vor und sah nach unten. Tief unter ihr lag Archie, der junge Labrador der Familie, schlafend im Gras.
    Sky lehnte sich wieder gegen den Stamm zurück, während ihre Gedanken zu dem Jungen mit den merkwürdigen Augen wanderten. Quinn McIver, der Freund ihrer Schwester Flame, hatte ihn vergangene Woche mit nach Cantrip Towers gebracht und ihnen allen vorgestellt. Sein Name war Zak. Marina schien hingerissen von dem großen Jungen mit der Igelfrisur und den glitzernden schwarzen Augen. Und Zak hatte ähnlich fasziniert von Marina gewirkt. Flame und Quinn hatten eine Partie Tennis gegen Marina und Zak gespielt. Nachdem sie in der drückenden Hitze zwei Stunden lang kreuz und quer über den Platz gestürmt waren, hatten die vier sich auf die Terrasse gesetzt, um eisgekühlte Limonade zu trinken. Sky hatte sich zu ihnen gestellt, obgleich Flame protestierte, sie solle abschwirren. Ohne ihre große Schwester weiter zu beachten hatte Sky sich ein Glas Limonade eingeschenkt und auf dem Stuhl neben Zak Platz genommen.
    Nach einer Weile hatte er sich ihr zugewandt und leise gefragt: »Stellst du dir manchmal vor, wie es wäre, fliegen zu können?«
    Überrascht hatte sie geantwortet: »Wie, mit einem Flugzeug?«
    »Nein, ganz frei wie ein Vogel.« Zak hatte bei diesen Worten rätselhaft gelächelt.
    Sky hatte ihn ungläubig angestarrt, gespürt, wie ihre Wangen glühend heiß wurden, und war schnell vom Tisch aufgestanden. Auf dem Weg ins Haus fühlte sie Zaks Blicke in ihrem Rücken.
    Jetzt, allein auf der Zeder, grübelte Sky über seine Worte nach. Was hat Zak bloß gemeint? Wollte er mir weismachen, ich könnte womöglich fliegen lernen? Ich würde es unheimlich gerne mal ausprobieren, aber bis er davon gesprochen hat, hätte ich nie gedacht, dass es überhaupt möglich sein könnte. Es ist eine Sache, von etwas zu träumen, aber eine ganz andere, es tatsächlich in die Tat umzusetzen. Zak kann nicht wissen, dass ich die magische Kraft der Luft besitze und vielleicht wirklich fliegen lernen könnte. Oder ist das alles bloß Wunschdenken?
    Sky blickte zu Cantrip Towers. Ich bin in meinem Traum über unser Haus hinweggeflogen, dachte sie. Im nächsten Moment sah sie die Gesichter ihrer Eltern und Schwestern vor sich. Sie seufzte aus tiefstem Herzen. Ich bekäme eine gewaltige Standpauke zu hören, wenn ich wirklich fliegen würde, dachte sie. Im Grunde hält mir ständig irgendwer eine Standpauke wegen irgendwas. Das ist das Blöde, wenn man magische Kräfte hat und neugierig ist und dazu auch noch die Jüngste.
    Aber es fiel ihr schwer, Zaks Worte und den Traum, über das Haus und den Garten zu fliegen, zu vergessen, und das Wort Magie begann in ihrem Kopf herumzuschwirren. Ich weiß, dass ich meine Zauberkräfte benutzen kann, um Dinge schweben zu lassen, dachte sie. Wieso also nicht auch mich selbst?
    In diesem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher