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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer
Autoren: Jason Dark
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Ja, man hatte ihn gewarnt. Sogar einen Fremden, was sie nicht hätten zu tun brauchen. Aber er gehörte zu den Menschen, die ihre Nase überall hineinstecken mußten. Nicht umsonst gehörte er zu den Detektiven, die bisher jeden Fall aufgeklärt hatten.
    Aber kein Fall war wie dieser gewesen. Da war er hineingeschlittert. Freiwilligunfreiwillig, weil er die Spur nicht mehr hatte aus den Augen lassen wollen.
    Er war mutig gewesen, einfach zu mutig, nun war der Umkehr-Effekt bei ihm eingetreten.
    Bei jedem Aufsetzen des Fußes pumpte er Luft aus den Lungen. Zischend verließ sie seinen Mund.
    Er war in Schweiß gebadet. Alles klebte, alles war naß, und die verdammte Luft tat ein übriges. Es war tagsüber sehr heiß gewesen. Am Abend war die Schwüle gekommen, und sie hatte den Regen mitgebracht, somit Abkühlung. Dann war die Welt zu einer Waschküche geworden, in der das Atmen einer verdammten Qual gleichkam.
    Die Felsen vor ihm glichen schwarzen Schatten. Sie sahen drohend aus, sie schickten ihm ihren dampfenden Atem entgegen. Ein Ungeheuer, das sein Maul aufriß und ihm die kochende Seele entgegenspie. Wolken, Dampf, Gestank, der kaum zu ertragen war.
    Er keuchte weiter.
    Der Regen hatte die pulvertrockene Erde in ein weiches Meer verwandelt. Es gab große Pfützen, deren Oberflächen wie dunkle Augen schimmerten und sich dann, wenn vereinzelte Tropfen in sie hineinfielen, verzerrten wie Gesichter.
    Der Weg führte bergan. Eastland keuchte stark, die Kehle war zugeklemmt, und manchmal würgte er auch. Er schwankte, fing sich wieder und keuchte: »Verdammt, Carter Eastland! Verdammt noch mal, reiß dich zusammen!«
    So machte er sich selbst Mut. Er gab sich den nötigen Schwung, überwand den inneren Schweinehund noch einmal, kämpfte weiter, ließ sich nicht abschütteln, aber seine Beine waren bereits so schwer geworden, daß er sie kaum noch anheben konnte.
    Und der Erdboden war mit Fallen bestückt.
    Natürliche Fallen, kleine Erhebungen, Felsbrocken, die wie Buckel hervorlugten. Zwischen ihnen die kleinen Mulden, Trittfallen, in denen er sich verhaken konnte.
    Und es auch tat.
    Er knickte mit dem rechten Bein weg. Der Fluch sprang noch über seine Lippen, aber es reichte nicht aus, um ihm den richtigen Halt zu geben. Er fiel zur Seite und hatte den Boden noch nicht berührt, als er den Stich in Knöchel und Wade spürte.
    In Sekundenbruchteilen huschten plötzlich Bilder vor seinen Augen weg. Wie ein Filmstreifen, an dem jemand heftig zerrte. Er sah sich liegen, er sah das Grauen, das keine Gestalt hatte, das aber näher kam und sich nicht stoppen lassen würde. Er sah alles, und seine Furcht vor der Zukunft steigerte sich ins Unermeßliche.
    Dann prallte er auf.
    Wieder ein Stich, diesmal nicht so schlimm und hoch in der rechten Schulter, die einem aus dem Boden ragenden Stein im Wege gestanden hatte. Er fluchte, drehte sich auf den Rücken, blieb liegen, hielt die Augen weit offen und starrte in den Himmel.
    Dunkelheit, Wolken, ein schwarzgraues Gebilde, ein Himmel ohne Sterne. Kein Funkeln, kein Strahlen, nicht einmal der Mond war in seinen schwachen Umrissen zu sehen.
    »Eastland«, sprach er wieder zu sich selbst, »du bist ein Idiot. Du bist ein dummes Arschloch! Du hängst dich in Dinge hinein, die dich nichts angehen. Du bist einfach dämlich, verrückt! Jemand, über den man nur lachen kann…«
    Er wollte sich selbst auslachen, aber er konnte es nicht.
    Statt dessen kippte seine Stimmung zur anderen Seite. Am liebsten hätte er geheult und laut losgeschrieen. Einfach alles rausgebrüllt, seine Furcht, seine Sorge.
    Carter Eastland blieb liegen. Er konzentrierte sich auf sein rechtes Bein.
    Vom Knöchel her strahlte der Schmerz ab. Es war eine Verstauchung, doch die erschwerte sein Weiterkommen erheblich.
    Was blieb ihm übrig?
    Sollte er versuchen, sich zwischen den Felsen zu verbergen? Es gab dort Spalten oder kleine Höhlen. Doch wer immer ihn finden wollte, er würde es schaffen.
    Eastland konnte dem Unheil nicht entgehen…
    Er trug sogar eine Waffe, einen schweren Colt Magnum, aber was nutzte sie ihm?
    Das andere war nicht menschlich, es war das Grauen, es war böse, es war von der Hölle geschickt.
    Eine andere Möglichkeit gab es nicht für ihn. Es war der Tod mit all seinen Schrecken, mit seiner Grausamkeit, die alles auslöschte.
    Carter Eastland lauschte in die Dunkelheit. Zwar hatte der große Regen aufgehört, aber es tropfte trotzdem noch. Irgendwo fielen die letzten Regentropfen noch
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