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Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie

Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie

Titel: Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie
Autoren: Sheridan Winn
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Moment spürte Sky einen Stich in ihren Fingern. »Autsch!«, quietschte sie. »Mäusespeck und Fliegendreck, was war das?« Erschrocken klammerte sie sich an einem Ast fest, während ein sonderbares Kribbeln durch ihre Finger lief. Ein paar Sekunden wartete sie schwer atmend. Das Kribbeln ließ nach, aber dann war es wieder da.
    Ich kenne dieses Gefühl, dachte Sky. Es sind meine magischen Kräfte, die durch meine Hände fließen. Aber warum gerade jetzt? Ich habe meine Kräfte schon seit Ewigkeiten nicht benutzt. Ich denke darüber nach, fliegen zu können, und plötzlich fließt Magie durch meine Hände? Was ist hier los?
    Sky blickte ihre Hände an, die noch immer um den knorrigen Ast geschlungen waren. Sie holte Luft und atmete tief durch. Sobald sie das Gefühl hatte, ihr Gleichgewicht wiederzuhaben, löste sie die Hände vom Ast und streckte sie vor sich aus. Ihre Finger waren länger und schlanker als die der rosigen Kinderhände, durch die das erste Mal Magie geflossen war. Sie erinnerte sich an die Überraschung und die Begeisterung, die sie damals, an ihrem neunten Geburtstag, verspürt hatte. Seitdem waren zwei Jahre vergangen.
    Jetzt, da ihre magischen Kräfte plötzlich wieder durch ihre Finger pulsierten, wurden ihre Augen groß und ihr Herz begann aufgeregt zu pochen. Es geschieht, dachte sie. Es geschieht tatsächlich …
    Als das Kribbeln stärker wurde, hob sie die rechte Hand, ballte sie zu einer Faust und streckte dann den Zeigefinger aus. Es ist lange her, seit ich das letzte Mal Magie angewandt habe, dachte sie. Mal sehen, ob sie immer noch voll da ist. Sie hob den Blick zu den Ästen über sich, dann schaute sie hinunter zum unteren Teil des Baumes. Das Kribbeln war jetzt so stark, dass es beinah schmerzte. Da entdeckte sie eine borstige grüne Raupe, die einen Ast entlangkroch. Sky konzentrierte sich auf die Raupe, zeigte mit dem Finger auf das Tier und hob dann langsam die Hand. Während sie das tat, spürte sie, wie die ihr innewohnende magische Kraft der Luft durch ihren Zeigefinger schoss. Die Raupe löste sich von dem Ast, als würde sie von einem unsichtbaren Faden in die Höhe gezogen. Ein paar Augenblicke baumelte sie in der Luft, dann ließ Sky sie behutsam wieder auf den Ast hinunter.
    »Hey, es hat geklappt!«, rief sie lachend. »Ich habe meine Kräfte noch!« Dann wiederholte sie das Ganze, doch diesmal vollführte sie eine langsame, kreiselnde Bewegung mit dem Finger. Die Raupe drehte sich in der Luft. Sky bewegte ihren Finger nach rechts und links und die Raupe bewegte sich mit ihm. Schließlich setzte Sky sie so sanft wie möglich zurück auf den Ast.
    Sky hatte das Gefühl, vor Aufregung zu platzen. Ich könnte bestimmt fliegen lernen – es ist bloß eine Frage der Übung, dachte sie. Ich habe noch einen ganzen Tag, ehe Flame, Marina und Flora nach Hause kommen, ich muss nur aufpassen, dass Mum mich nicht erwischt.
    Sie warf einen Blick auf ihr Zuhause, Cantrip Towers. Es war erst anderthalb Jahre her, dass Ottalie Cantrip von den magischen Kräften der Cantrips erfahren hatte, die auch ihre Töchter geerbt hatten. Aus Angst um die Mädchen hatte sie sie gebeten, ihre Kräfte des Feuers, des Wassers, der Erde und der Luft nicht länger zu benutzen. Und die Schwestern hatten sich widerstrebend einverstanden erklärt. Von da an hatten sich Flame, die inzwischen fünfzehn war, und Marina mit ihren jetzt vierzehn Jahren ganz auf ihre Freunde konzentriert. Ihre magischen Kräfte schienen sie darüber vollkommen vergessen zu haben. Sogar die zwölfjährige Flora schien jedes Interesse an der Magie verloren zu haben.
    Wir haben unsere Kräfte seit jener Weihnacht vor zwei Jahren nicht mehr benutzt, als wir den von vier Linien durchkreuzten Kreis gebildet haben, dachte Sky. Ich glaube, seit damals haben wir noch nicht einmal über Magie geredet. Es ist, als hätte es sie nie gegeben, aber Magie kann nicht einfach verschwinden, oder? Wozu hat man schließlich magische Kräfte, wenn man sie nicht benutzt?
    Sky lehnte sich an den Baumstamm zurück und seufzte. Arme Mum, dachte Sky. Sie hat nicht an magische Kräfte geglaubt, bis sie mit eigenen Augen gesehen hat, dass sie existieren, und dann hat sie sich deswegen so große Sorgen gemacht, dass sie uns gebeten hat, sie nicht länger zu gebrauchen. Sie wäre fix und fertig, wenn sie mich dabei erwischte, wie ich zu fliegen versuche …
    Skys Finger begannen erneut zu kribbeln. Es fühlt sich an, als wollten sie mir etwas mitteilen,
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