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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble
Autoren: Nancy Livingston
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großes schwarzes Kreuz
gekennzeichnet, das leider eine Reihe wichtiger Markierungspunkte in der
näheren Umgebung unleserlich gemacht hatte. Und außerdem lag der Ort genau auf
der Mitte der Doppelseite, wo ohnehin alles schlechter zu erkennen war.
    «Immer schön Ausschau halten, Maeve,
ja? Wenn wir hier tatsächlich über Yorkshire sind, dann ist dies genau die
Gegend, wo die Briten ihre Tiefflugübungen veranstalten. Hast du gesehen? Ich
glaube, das ist es.» Sean ging im Steilflug 500 Fuß tiefer, doch dann sah er,
daß er sich geirrt hatte. Die Hände vor die Augen gepreßt, versuchte er nachzudenken.
    «Also die Küste ist auf jeden Fall
hinter uns, wir haben sie ja beide gesehen. Und die Stadt, die wir gerade
überflogen haben, könnte möglicherweise Scarborough gewesen sein. Süden ist in
der Richtung, also...!» Der Helikopter begann zu gieren, und Maeve steuerte
dagegen. Sie flogen schon seit einiger Zeit im Kreis, aber Sean hatte es
offenbar noch nicht bemerkt. «Ich glaube, es kann nicht mehr weit sein.»
    «Du hast gesagt, daß wir direkt daneben
landen könnten. Ein normannisches Schloß mit einer Landebahn, hast du gesagt.»
    «Ich bin nicht ganz sicher, ob es
wirklich eine Landebahn ist. Die Seite mit den Zeichenerklärungen ist
verlorengegangen. Vielleicht wäre es das beste, wir versuchten möglichst
schnell, irgendwo ein freies Feld zu finden. Wir müssen nur aufpassen, daß
keine Stromleitungen in der Nähe sind.»
    Es war schon fast Nacht. Die im
Handbuch des Automobilclubs ringsum verzeichneten Berge waren alle dunkelbraun
koloriert gewesen.
    «Okay, Sean, wie du meinst. Aber sieh
zu, daß das Feld nicht zuweit ab liegt.»
    «Braves Mädchen!»
    Er begann den Landeanflug über Wade’s
Causeway, der alten Römerstraße.
    Jonathan hatte am Empfang gerade die
Modalitäten der Zimmerreservierung zur Kenntnis nehmen müssen.
    «Einzelzimmer? Spinnst du, Clarissa?»
    «Ich lege nun einmal Wert auf ein
eigenes Zimmer.»
    «Aber warum, um alles in der Welt? Ich
weiß, daß wir unserer Gesundheit wegen hier sind —» er schenkte Mrs. Burg sein
mittlerweile schon etwas abgestandenes Jungenlächeln — «aber das geht dann doch
ein bißchen zu weit, nicht?»
    Doch Mrs. Burg wahrte Neutralität. Bei
Flüssigdiät spielte es ohnehin keine Rolle. Sie schob die Schlüssel über den
Tisch.
    «Die Damen haben die Zimmer eins und
zwei im Erdgeschoß. Mr. Power...»
    «Powers», verbesserte Jonathan gereizt.
    «Sie haben Nummer fünf im ersten
Stock.» Sie blickte Jonathan fest in die Augen. «Ich denke, Sie können Ihr
Gepäck allein hochschaffen? Wir haben zwar dafür einen Mann, aber ich weiß im
Moment nicht, wo er zu finden ist.»
     
     
    Hugh war ungeduldig, aber die Anweisung
auf der Karte ließ ihm keine Wahl. «Alle neu ankommenden Gäste werden gebeten,
sich zunächst bei Dr. Willoughby einzufinden. Ihr Termin ist um 18 Uhr 45.
Bitte seien Sie pünktlich.» Jetzt war es 19 Uhr, und das Abendessen begann um
19 Uhr 30, ebenfalls pünktlich. Langsam wurde er nervös. Er versuchte, sich auf
die vor ihm liegende Ausgabe des Punch zu konzentrieren, eine so uralte
Nummer, daß er glaubte, sie schon vor Jahrzehnten im Wartezimmer seines Vaters
liegen gesehen zu haben. Doch es nützte nichts. Da plötzlich beugte sich die
alte Dame ihm gegenüber vor und schlug ihm mit ihrem Stock leicht gegen den
Knöchel. Mit traumwandlerischer Sicherheit erwischte sie genau die Stelle, wo
er sich bei seinem Sturz verletzt hatte.
    «Ich glaube, Ihre Frau hat Ihren Bademantel
nicht mit der richtigen Temperatur gewaschen.»
    «Das kann schon sein.»
    «Es ist nämlich genau der Farbton, den
sie kriegen, wenn man sie zu heiß wäscht.»
    «Ah, ja?»
    «Warum geben Sie ihn nicht Oxfam? Die
finden für alles eine Verwertung.»
    Aus dem Sprechzimmer ertönte Gelächter.
Mrs. Rees verzog verächtlich die Mundwinkel. «Da ist mein Sohn drin. Sie haben
ihn sicher vorhin erkannt.»
    «Ich glaube, ja. Ich...»
    Es war nicht ganz einfach gewesen. Zwar
ließ Jonathan zu Beginn und zu Ende jeder Sendung ein Porträt von sich
einblenden, aber dies entsprach kaum noch seinem jetzigen Aussehen. Das einst
straffe Kinn warf nun Falten, die Haare hatten sich gelichtet und seinen allzu
flachen Schädel entblößt.
    «Der Daily Telegraph hat
geschrieben, es fehle Jonty an Talent...»
    Hugh teilte das Urteil des Kritikers,
aber das konnte er ja nun schlecht sagen. Er räusperte sich nervös.
    «Er ist mein Sohn aus erster Ehe mit
Harold P.
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