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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble
Autoren: Nancy Livingston
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auf Aquitaine ! Außerdem ist dies hier kein ‹Fremdling›,
sondern vermutlich einer unserer neuen Gäste. Mr. Godfrey, nicht wahr?» fuhr
sie etwas unsicher fort, denn Hugh hatte sich inzwischen halb aufgerichtet und
konnte nun nicht länger ignoriert werden.
    «Ich hoffe, Sie haben sich nichts
gebrochen, Mr. Godfrey?»
    Hugh schüttelte benommen den Kopf. Vor
seinen Augen tanzten Lichtblitze.
    «Willkommen, herzlich willkommen auf Aquitaine .»
Noch immer halb blind, sah er bittend an ihrer beigefarbenen Gestalt hinauf.
«Könnte ich wohl bitte eine Tasse Tee haben? Mit Milch und Zucker — au...!»
Eine wohlmeinende Hand hatte ihn am Arm gefaßt, der vom Sturz geschwollen und
höchst empfindlich war. Die Galle schoß ihm in den Mund — das Magengeschwür.
«Viel Milch bitte», stöhnte er, aber die Beigefarbene schüttelte mißbilligend
den Kopf: «Das kommt gar nicht in Frage, Mr. Godfrey. Höchstens Kamillentee mit
Honig. Es ist wichtig, gleich richtig anzufangen, nicht wahr?» Die übrigen vier
nickten heftig mit dem Kopf. Da sie litten, sollte auch er leiden.
Virginia Fawcett, Sekretärin und persönliche Assistentin von Mrs. Willoughby,
übernahm es auch gleich, ihn vorzustellen. «Dies ist Mr. Godfrey. Es ist sein
erster Besuch bei uns.» Ungeachtet eines Klagelauts packte sie ihn fest am
rechten Ellbogen, gerade als er sich die Brille putzen wollte.
    «Darf ich Ihnen Mrs. Arburthnot
vorstellen? Sie ist schon unzählige Male hier gewesen, nicht wahr, Sheila?»
Hugh sah verschwommen etwas Grünliches, das weiter oben in Rosa überging. Die
Stimme war von solcher Kultiviertheit, daß er sich am liebsten irgendwo
verkrochen hätte.
    «Dreizehnmal, oder vielleicht sogar
öfter? Ich kann mich nie erinnern! Diesmal bin ich in Nummer drei. Das verdanke
ich der lieben Virginia.» Sie reichte ihm eine weiche Schlabberhand. Die Spitze
ihres Taschentuchs kratzte. «Nummer drei ist die Plantagenet-Suite», teilte sie
ihm mit vertraulich gesenkter Stimme mit. «Mit eigener Toilette. Darauf lege
ich immer Wert. Sie auch?»
    Hugh nickte. «Was ist mit Nummer acht?»
erkundigte er sich. «Ist das auch mit eigener Toilette?» In seinem Rücken
kreischte höhnisch ein Pfau. Hugh spürte seine Nackenhaare sich sträuben, aber
er riß sich zusammen. «Wie ich hörte, soll mein Vorgänger, was das Aufsuchen
der Toilette angeht, Probleme gehabt haben...» Seine Schienbeine taten ihm weh.
Er hätte sie gern ein bißchen gerieben, aber Miss Fawcett hatte ihn schon
wieder am Ellbogen gepackt.
    «Das war nicht sein Problem», zischte sie, «und Nummer acht
hat keine Toilette, aber ein Bidet.» Ihre Stimme nahm wieder ihren alten
zuckrigen Ton an. «Dies hier ist Miss Brown, sie ist ebenfalls Stammgast bei
uns.»
    Miss Browns Hand fühlte sich unangenehm
schuppig an. Hugh zog die seine schnell zurück und rieb sie verstohlen am
Hosenbein.
    «Spielen Sie Krocket, Mr. Godfrey?»
    «Leider nein.»
    «Warum versuchen Sie nicht, es zu
lernen. Wir sind ja eine ganze Woche hier.»
    Sie spuckte beim Sprechen. Hugh wollte
sich vorsichtig zurückziehen, doch in diesem Moment tauchte vor ihm eine
verschwommene Gestalt auf, groß genug, einen Schatten auf sein Gesicht zu
werfen. Wieder ertönte das meckernde Lachen. Miss Fawcett sagte ehrerbietig:
«Darf ich Ihnen Mr. van Tenke vorstellen? Er ist ebenfalls zum erstenmal hier;
er ist ein Freund der Familie.» Ihr Ton sagte mehr als alle Worte. Obwohl noch
immer halb benommen, bekam Hugh doch mit, daß zwischen ihm und diesem van Tenke
eine soziale Kluft bestand. Er selbst rangierte offenbar auf der
gesellschaftlichen Stufenleiter ziemlich weit unten, während van Tenke seinen
Platz ziemlich weit oben hatte. Van Tenkes Händedruck war ebenso unerwartet wie
schmerzhaft. Hugh stieß einen kleinen Schrei aus und überhörte so Miss Fawcetts
Ankündigung: «Hier ist Jessie mit Ihrem Tee!» Bei dem Versuch, seine Hand in
Sicherheit zu bringen, stieß er mit dem Ellbogen die hinter ihm stehende Jessie
an. Ein Schwall brühend heißer, goldgelber Flüssigkeit verwandelte die
beigefarbene Seide von Miss Fawcetts Kleid in dunkles Schlammbraun. Jetzt war
sie es, die aufschrie. Ihr Schrei war so inbrünstig und durchdringend, daß ein
ältlicher Pfauenhahn ihn für einen Paarungsschrei hielt und in verzückter
Erwartung ein Rad schlug.
     
     
    Entlang einer der einspurigen Straßen
auf der moorigen Ebene, oberhalb von Danby, schlich im Schneckentempo ein
Lancia Beta. Die Beifahrerin und ein weiterer
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