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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble
Autoren: Nancy Livingston
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Powers.»
    «Ah, ja.»
    «Meine zweite Ehe mit George — er ist
auch schon tot — ist kinderlos geblieben.» Von drinnen erklang erneut
stürmisches Gelächter. Hugh stellte sich innerlich auf ein längeres
Zwiegespräch ein.
    «Harold war sehr viel älter als ich...
Ein unangenehmer Mann. Aber komisch, als Jonty noch klein war, ist mir nie in
den Sinn gekommen, daß er Harold nachschlagen könnte...»
    Hugh wußte nicht, was er dazu sagen
sollte.
    «Und George entpuppte sich im Laufe der
Zeit ebenfalls als Scheusal. Ich denke, es ist ungerecht, daß ich gleich
zweimal so gräßliche Männer erwischt habe, finden Sie nicht?»
    Gab es denn keine Rettung? «Ja, das
kann ich verstehen...» sagte er höflich.
    «Zum Glück haben die beiden mir eine
ganze Menge Geld hinterlassen. Jonty kann gar nicht abwarten, es in die Finger
zu kriegen — der Telegraph hatte nämlich recht, er hat wirklich kein
Talent, und obendrein lebt er über seine Verhältnisse —, aber da kann er lange
warten. Ich habe nämlich vor, es selbst auszugeben. Bis auf den letzten Penny,
wenn ich kann.» Sie saß auf einmal kerzengerade, mit funkelnden Augen, die
Wangen gerötet. Hugh fragte sich unbehaglich, ob sie wohl ihre Tabletten dabei
hatte; er hatte gleich gesehen, daß sie herzkrank war. Hoffentlich werde ich
erlöst, bevor sie sich noch mehr aufregt, flehte er inbrünstig. «Clarissa hat
gesagt, sie nimmt mich mal mit zum Roulette...!»
    «Mr. Godfrey?»
    « Doktor Godfrey.»
    Überrascht, daß sein Stoßgebet so
schnell erhört worden war, hatte Hugh ganz automatisch geantwortet. Sein Titel
war ihm im Grunde völlig egal. Hauptsache, er war entronnen. Er humpelte an
Jonathan vorbei ins Sprechzimmer.
    Dr. Willoughby war seinem Bruder so
unähnlich, daß sich seine Mutter nach der Geburt etlichen mißtrauischen Blicken
ausgesetzt sah, die sie ihr Leben lang begleiten sollten. Der Arzt war schlank
und weißhaarig und genoß unter Kollegen den zweifelhaften Ruf, in punkto
Geschäftstüchtigkeit konkurrenzlos zu sein. Als seine Schwägerin vor einigen
Jahren vorgeschlagen hatte, daß Schloß den ‹Nouveau Gros› als Sanatorium zu
öffnen, hatte er sofort die sich bietenden finanziellen Möglichkeiten gesehen.
Die Einwände des Colonel hatte er als unbedeutend vom Tisch gewischt. Und auch
das Solarium hatte seinen Beifall gefunden. Immer noch besser als ein
Safari-Park! Da sein Bruder und seine Schwägerin Consuela keine Kinder hatten,
würde er eines Tages ihr Erbe sein und das einträgliche Unternehmen in seine
Hände übergehen. Er nahm Flugunterricht; die Kosten für die Landebahn ließ er
durch seinen Vermögensberater von der Steuer absetzen. Gleich zu Anfang hatte
der Doktor den Colonel darauf hingewiesen, daß es zweckmäßig sei, alle Gäste
sofort nach ihrer Ankunft untersuchen zu lassen. Auf diese Weise könnte man
überraschenden Todesfällen wirkungsvoll Vorbeugen. Und in der Tat genoß Aquitaine unter den Sanatorien einen einzigartigen Ruf — noch nie war jemand dort gestorben.
    Der Doktor haßte Nachtflüge;
andererseits wurde er am nächsten Morgen in London erwartet. Er sah auf die Uhr
und bemerkte, daß die Zeit allmählich knapp wurde. Aber er hatte Jonathan,
nachdem dieser angedeutet hatte, daß er für eine seiner Fernsehserien noch
einen medizinischen Berater suchte, nicht so einfach vor die Tür setzen mögen.
So ließ er ihn ungehindert reden, während er in Gedanken einen sich allmählich
füllenden Bildschirm vor sich sah:
     
    Medizinische
Beratung des Produzenten
    DR. T. W. R. WILLOUGHBY
     
    In seiner Unkenntnis der Fernsehbranche
kam ihm nicht in den Sinn, daß Jonathan sich den Abspann möglicherweise ganz
anders vorstellte:
     
    Der Arzt, der
    JONATHAN P.
POWERS
    beratend zur
Seite stand,
    wünscht aus
Gründen des Berufsethos
    ungenannt zu
bleiben.
     
    Nun, da Jonathan gegangen war, hatte
Dr. Willoughby es plötzlich sehr eilig. Er hängte hastig sein Jackett über den
Stuhl, wobei er aus Gewohnheit darauf achtete, daß das ‹Jermyn Street›-Etikett
auch gut sichtbar blieb, und rückte sich mit einer energischen Geste seinen ‹Turnbull
& Asser›-Schlips zurecht, der auch nach vielen Jahren des Tragens noch
ganz passabel aussah.
    «Sie reisen inkognito, Dr. Godfrey?»
    «Ja. Wegen der anderen Gäste. In den
Ferien möchte ich auch mal meine Ruhe haben.»
    «Ich verstehe. Meine Frau besteht auf
unseren Kreuzfahrten auch immer darauf. Wenn wir mit Cunard fahren, läßt es
sich allerdings nicht machen. Dort
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