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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble
Autoren: Nancy Livingston
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schwerstes
Vergehen war eine Unterlassung gewesen — er hatte ihr nicht gesagt, daß eine
Lebensversicherung bei Selbstmord ungültig wird. Auch als der Anwalt ihr den
Sachverhalt erklärt, ihr die entsprechende Klausel gezeigt hatte, hatte sie es
einfach nicht glauben wollen. Nicht daß sie es sich hätte anmerken lassen! Sie
hatte schon genug Ärger, bis sie endlich die Polizei überzeugt hatte, daß Eric
den Knoten — diesen speziellen Knoten — tatsächlich selbst geknüpft hatte.
Aufgrund ihrer Falschaussage hatte sie es dann für richtiger gehalten, sich
möglichst schnell abzusetzen, und hatte ihren Bungalow in Changi bei Nacht und Nebel
heimlich verlassen. Ihr neues Zuhause, wenn man es denn so nennen konnte, war
ein möbliertes Zimmer in London, in einer der schäbigen Straßen in der Gegend
um die Baker Street.
    Mrs. Arburthnot ließ ihren Blick durch
das mit Marmor gekachelte Bad gleiten und betrachtete wohlgefällig die
vergoldeten Armaturen und die weichen, rosafarbenen Handtücher. Dies war die
Umgebung, die ihr zustand! Sie knauserte das ganze Jahr, um zweimal, im
Frühjahr und im Herbst, herkommen zu können, und es tat ihr gut zu glauben, daß
Mrs. Willoughby sie inzwischen als ‹eine der Unserem betrachtete. Und alldies
war jetzt in Gefahr dadurch, daß van Tenke aufgetaucht war. Auf Aquitaine nicht mehr erwünscht zu sein war das Schlimmste, was sie sich vorstellen
konnte, aber sie zwang sich dazu, auch dies in ihre Überlegungen einzubeziehen.
Ihr Gesicht verfinsterte sich darüber, das Wasser wurde kalt, und der
Badedas-Schaum fiel langsam in sich zusammen.
     
     
    Miss Brown brauchte nur wenige Minuten
zum Auspacken. Sie kippte den Inhalt ihres Koffers auf das Bett, zog die
Fotografie heraus und stellte sie gut sichtbar auf den Kaminsims. Sie hatte das
Foto stets bei sich, waren die dort abgebildeten Kränze auf grünem Rasen doch
der unstreitige Beweis, daß Daddy wirklich zur letzten Ruhe gebettet worden
war.
    Er hatte nicht sterben wollen und einen
schrecklichen Aufstand gemacht. Die beiden pensionierten Lehrerinnen in der
Wohnung unter ihr hatten sich Sorgen um sie gemacht. Sie hatten sogar mit dem
Arzt gesprochen. Der hatte ihr daraufhin ins Gewissen geredet. «Sie müssen auch
an sich denken, Miss Brown, sonst halten Sie nicht durch.» Doch sie hatte es
geschafft.
    Sie warf sich mit einem kleinen
Glücksschrei auf das vertraute Bett — es war wirklich nett von Miss Fawcett,
ihr wieder Nummer vier zu geben —, da fiel ihr plötzlich van Tenke ein. Oh,
verdammt! Komisch, daß er ausgerechnet hier aufkreuzte. Ob er
Unannehmlichkeiten machen würde? Sie hoffte nicht. In Gedanken versunken, stand
sie auf und hängte abwesend ein paar Kleidungsstücke in den Kleiderschrank. Wie
auch immer, sie würde durchhalten. Hier und da ein Gebet — das hatte bisher
noch immer geholfen. Schon wieder ganz optimistisch, machte sie sich auf den
Weg in die Bibliothek.
     
     
    Mrs. Rees wanderte vom Bett zum Schrank
und wieder zurück, ohne ihren Stock zu benutzen. Beglückt stellte sie bei sich
fest, daß die Rehabilitationsmaßnahmen offenbar bereits anschlugen. Auch ihre
Zimmereinrichtung gefiel ihr. Die Möbel waren solide und von guter Qualität,
sie brachen nicht gleich zusammen, wenn man sich einmal auf sie stützte. Genau
wie die Möbel, die sie sich aus ihrem Elternhaus mitgenommen hatte. Und die
würde sie auch behalten, wenn sie das Haus verkaufte. Von allem anderen konnte
sie sich gut trennen. Sie wollte nichts mehr um sich haben, was sie an Harold
erinnerte. Oder an George. Sie würde nur eine kleine Wohnung brauchen, als
Stützpunkt sozusagen. Auf der Frisierkommode lagen verstreut einige
Reiseprospekte. Nevada... Macao! Der Ferne Osten hatte sie schon immer gereizt.
Clarissa würde sie begleiten. Solch ein nettes Mädchen — viel zu gut für
Jonathan. Sie würde zusehen, daß sie ihn irgendwie loswurden. Im Krankenhaus
hatte man ihr gesagt, daß sie noch gut fünf Jahre vor sich hätte. Da ließ sich
noch eine ganze Menge unternehmen, wenn sie die Zeit gut nutzte. Aber dafür
mußte sie zuerst Jonathan loswerden. Irgendwie.
    Besagter Jonathan war nicht eben bester
Laune. Keiner der Anwesenden hier schien ihn erkannt zu haben, und wenn, so
hatten sie es jedenfalls für sich behalten. Selbst Dr. Willoughby hatte ihn die
ganze Zeit nur als «Mr. Dimbleby» angesprochen. Aber wieso hatte er auch
eingewilligt, hier herzukommen. Ausgerechnet nach Yorkshire! Eine Woche ist für
jeden
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