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Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)

Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)

Titel: Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
Autoren: Neal Asher
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Lage nachzudenken und schloss die Schere, und die beiden Hälften des Botschafters stürzten zu Boden. Der Prador streckte jetzt die blutige Klaue aus. Ein türkisfarbener Blitz zuckte durch die Luft - eine Art Partikelkanone, die in der Klaue getarnt war. Drei der Golems stürzten, die Keramalknochen entweder verschmolzen oder zertrümmert. Ein Geschoss traf die Schale des großen Pradors, prallte dort ab und detonierte darüber an der Wand. Als sich der Rauch verzog, sah Jebel, wie Vortex erneut vordrang und mit dieser Kanone immer wieder in die Geschützluken feuerte, und hinter ihm tauchten neue kleinere Prador auf und stolperten dabei vor Eifer übereinander. Während Urbanus ihn durch die Spalte in der Panzerwand zog, sah Jebel, wie einer der Neuankömmlinge ein abgetrenntes Menschenbein aufhob, mit den Mandibeln das Fleisch vom Knochen riss und es verschlang.
    Klar doch, dachte Jebel, große feindselige Außerirdische, die Geschmack an Menschenfleisch finden. Es war ein Szenario, das ein moderner Holofiction-Produzent lachend abgelehnt hätte.
    Jebel hätte gar nicht weniger amüsiert sein können.
 
    Die antiseptischen weißen Wände von Aubron Sylacs Praxis umschlossen glänzendes Chrom und Kettenglas, und sämtliches Glas vermittelte den Eindruck glitzernder Schärfe. Moria vermutete, dass Sylacs Assistentin - ein teilweise katzenadaptiertes Mädchen mit kurz geschnittenen schwarzen Haaren und von entschieden vollbusiger Figur, eingezwängt in eine Schwesternuniform von vor der Jahrtausendwende - hier war, um Patienten zu entspannen, deren sexuelle Neigungen in diese Richtung gingen. Sylac benötigte gewiss nicht viel Assistenz, wovon der sockelmontierte Autodok kündete, der über dem Operationstisch kauerte. Moria musterte das Ding, das mit seinen Zangen, Kettenglasskalpellen, Sägen, Kauterisierern und Zellschweißern an den vielgelenkigen Armen aus der Schattenseite der chromblitzenden Albträume eines Spinnenphobikers zu stammen schien. Sie betrachtete Sylac, der einen schweren grauen Verstärker von Bohnenform seitlich am Schädel trug, hinter dem Ohr. Der Mann war nicht mit der weißen Montur eines Chirurgen bekleidet, trug vielmehr eine dicke Schürze und kam Moria wie die Reinkarnation eines antiken Horrorfilmstars vor. Wie hieß dieser noch gleich? Horis Marko ... Nein, Boris Karloff. Moria überlegte, sich umzudrehen und schnurstracks wieder hinauszugehen, aber das wäre einer Niederlage gleichgekommen.
    Die neuen Zerebralverstärker hatten Moria zunächst Angst gemacht, und das Gleiche taten die Menschen, die sie bereitwillig installieren ließen. Arbeitete man jedoch mit Runcibletechnik, prallte man schließlich auf eine Keramalwand, sofern man nicht ein geborenes Genie oder mit einem Verstärker aufgerüstet war. Moria war schon vor langer Zeit auf diese Wand geprallt und war, wie viele dachten, beim Trajeen-Torprojekt inzwischen über ihre Fähigkeiten hinaus befördert worden. Schlimm genug, dass der einzige Mensch, der Runcibletechnik wirklich kapierte, ihr Erfinder Iversus Skaidon gewesen war. Er erfand die ganze Wissenschaft in der kurzen Zeit, die sein Verstand eine direkte Schnittstelle zur Craystein-KI überlebte. Heute wurde allgemein akzeptiert, dass nichtaufgerüstete Menschen niemals hoffen konnten, das alles vollständig zu verstehen - was nur KIs gelang. Doppelt schlimm war es jedoch, wenn man durch jüngere Techniker, die sich aufrüsteten, auf einen Verwaltungsposten abgedrängt wurde.
    »Der Netcom 48«, sagte Sylac und hielt den genannten Gegenstand hoch.
    Der glänzende Kupferverstärker war kleiner als Sylacs eigener, wies aber die gleiche Bohnenform auf. Wahrscheinlich war er besser, aber Verstärkertech musste erst noch jenes Stadium erreichen, in dem die technische Verbesserung zu einem simplen Vorgang wurde. Es entsprach nicht ganz der Auswechslung des Kristalls in einem Personal Computer - das tat Gehirnchirurgie nie -, und deshalb verstand Moria, warum Sylac sein altes Gerät behielt.
    »Ja, das ist er«, sagte Moria und stieg schließlich über die Schwelle.
    »Dann bitte.« Sylac deutete mit einer Hand im Chirurgenhandschuh auf den Tisch.
    Moria trat widerstrebend vor und suchte nach Möglichkeiten, um hinauszuzögern, was jetzt folgen musste. »Ich habe gehört, dass selbstinstallierende Verstärker bald genehmigt werden.«
    Sylac verzog das Gesicht. Er warf einen Blick auf den Autodok, der vom Operationstisch zurückwich und sich zusammenfaltete, wodurch er sein
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