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Sternenfaust - 155 - Die Vergessenen

Sternenfaust - 155 - Die Vergessenen

Titel: Sternenfaust - 155 - Die Vergessenen
Autoren: Anonymous
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    RUFUS III, Transalpha
     
    Dunkelheit.
    Schon so lange Zeit Dunkelheit.
    Nicht nur weil die Lichtdioden an Bord erloschen waren, als er den letzten Energiefunken aus den fremden Systemeinheiten aufgesaugt hatte. Es war diese Dunkelheit, die sich auf die Erinnerung des Anfangs gelegt hatte, die ihn wieder und wieder in die Analyseschleife zwang.
    Vater?
    Vater, warum suchen wir?
    Er rief auf allen denkbaren Ebenen nach ihm, nutzte jede Modulation, jede Frequenz.
    Vater?
    Warum antwortest du nicht?
    Er suchte nach einer Anleitung, einem Pfad, einem Wegweiser im Wissen des Schwarms. Doch die Antworten blieben unauffindbar, gelöscht, verloren, und für den Bruchteil einer Mikrozeiteinheit schob sich die Möglichkeit in die Betrachtungsmenge, dass es die Antworten nie gegeben hatte, bevor die Logiksequenz diesen Faktor ausschloss: Eine Suche musste einen Anfang gehabt haben. Eine Bewegung brauchte ein anstoßendes Element. Vater.
    MK-alpha3k19 ließ seine optischen Einheiten über den Rest des Schwarms wandern, der reglos auf der Brücke des alten Frachtraumers kauerte. Seine filigranen Glieder waren eng an den Rumpf gelegt, der Blick aus tiefen Gesichtshöhlen auf ihn gerichtet.
    Lange schon hatte sich kein Lichtbogen mehr über ihre Körper gespannt. Lange schon hatte er keine dieser Berührungen mehr gespürt, wenn sich eine Drohne mit ihm auf mehr als nur der Gedankenebene verband.
    Das Prickeln der Ionen, wenn sie die Bahnen des Körpers entlang rasten, Impulse an die Kontaktsynapsen schickten und die Speicher füllten … Alles in ihm sehnte sich danach, diese Euphorie erneut zu fühlen, mehr Wissen, mehr Daten einzusammeln. Das war seine Bestimmung. Das war die Bestimmung des Schwarms. Zu überleben und weiter zu gehen. Sich an den Möglichkeiten entlang dem Ziel zu nähern, um das Eine zu finden, das ihre Reise beenden würde. Das Eine, das das Programm für die Rückkehr aktivieren würde.
    Mutter.
    Wie sollen wir dich erkennen, Mutter?
    Wo ist deine Spezifikation gespeichert?
    Doch so oft er auch in der Menge der gesammelten Daten las, das Ergebnis blieb eine Unbekannte, die beschreibenden Parameter vage Schemensequenzen, die Annäherungsgleichung ein nicht eingrenzbares Ungetüm.
    Und auch die Suche auf der Informationseinheit, welche von den innewohnenden Lebensformen in ihren Aufzeichnungen als Frachtraumer RUFUS III bezeichnet worden waren, hatte keine weiteren Erkenntnisse gebracht. Wieder einmal.
    Nachdem das Auslesen der systemischen wie organischen Speicher ohne einen Hinweis auf den Weg zu Mutter abgeschlossen gewesen war, hatten sie sich auf den nächsten Zufallssprung vorbereitet. MK-alpha3kl9 hatte seinem Funktionsprotokoll folgend seine Ortungssinne aktiviert, um ein geeignetes Ziel auszuwählen.
    Seither warteten sie.
    Doch auch ruhend verbrauchte der Schwarm Energie. Energie, die sie aus den Resten der materieverhafteten Schaltkreise gepresst hatten, bis nichts anderes übrig geblieben war, als poröses Metall, vertrocknete Kunststoffverbindungen und zu Staub zerfallene Körper.
    Nicht das erste Mal waren sie zu Stillstand gezwungen gewesen. Nicht das erste Mal hatte eine Leitdrohne alternative Versorgungsquellen definieren müssen, um die Suche nicht zu gefährden und gleichzeitig den Fortbestand des Schwarms und damit die Speicherung des Wissens zu garantieren. Doch für die Lösung hatte es eines aufwendigen Gedankenprozesses bedurft, der MK-alpha3kl9 lange in den Tiefen der Wahrscheinlichkeiten und Risikobetrachtungen gefangen gehalten hatte.
    Das Ergebnis und die daraus folgernde Entscheidung waren logisch und unabwendbar gewesen, so wie es viele Male zuvor passiert war: Einer musste in den anderen aufgehen. Einer musste sein Wissen subtrahieren und zum Quell werden. So hatte der Schwarm sich unzählige Male gerettet, hatte die Wartezeit überbrückt und sich aufgeladen, bis das nächste Zielobjekt in Reichweite gekommen war.
    Doch ein Vieles muss mehr sein als Eins, um die Aufgabe bewerkstelligen zu können und die gesammelten Daten abrufbar zu halten. Nie hatte das Warten diese Grenze erreicht oder auch nur annähernd gestreift.
    Doch als die Größe des Schwarms auf ein Drittel geschrumpft war, verlangten die Kontrollprozesse nach einer Abweichung von der Routine. Und das erste Mal seit Anbeginn ihrer Zeit entschied MK-alpha3kl9 entgegen jeder Regel, Vater zu kontaktieren und um Rat zu fragen.
    Er beendete das Ortungsprogramm, ordnete seine Sinne neu und tastete im Kollektivwissen
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