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Das Voodoo-Syndikat

Das Voodoo-Syndikat

Titel: Das Voodoo-Syndikat
Autoren: Jason Dark
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Der Bleiche starrte Tonio Rizzi schon seit fast einer Minute an. Zuerst hatte sich Rizzi nicht darum gekümmert, die Exotin an seiner linken Seite war viel interessanter, dann aber spürte er den kalten Hauch auf Nacken und Rücken. Er wußte, daß etwas nicht stimmte. Jemand sah ihn von der Seite her an. Das störte Tonio Rizzi, der es gewohnt war, immer auf dem Sprung zu sein. Mißmutig drehte er sich um. Der Bleiche neben ihm hatte ein ausdruckloses Gesicht, Augen wie graue Kieselsteine, einen breiten Mund und eine kleine Nase.
    »Kennen wir uns?« zischte Rizzi.
    Der Bleiche schüttelte den Kopf.
    »Weshalb glotzt du dann so?«
    Der Bleiche gab keine Antwort.
    An Rizzis anderer Seite lachte die Exotin perlend auf. Wahrscheinlich kümmerte sie sich bereits um einen anderen Gast. Die Kleine war neu in dem Laden, wie auch der Bleiche.
    »Hau ab«, sagte Rizzi. »Sofort!«
    Der Bleiche nickte. Er bewegte seine Hände ruckartig von der blanken Barplatte. Nicht einmal Schweißflecken blieben zurück, was Tonio sehr wunderte.
    Neben ihm blieb der Fremde stehen. Er roch so komisch. Identifizieren konnte Rizzi den Geruch nicht, weil sich der Gestank von Qualm, Parfüm und Alkohol miteinander mischten und überwog.
    Der Bleiche bewegte den rechten Arm. Er befand sich an der von Rizzi abgewandten Seite. Da er sich dabei drehte, nahm Tonio an, daß er abdrehen wollte.
    Das tat er nicht. Der Bleiche hatte nicht nur seinen Arm bewegt, er holte auch aus. Zwischen seinen knorpeligen Fingern blitzte etwas hell auf. Ein Eispickel!
    Und den schlug er in Rizzis ungeschützten Nacken!
    ***
    Genau zu dem Zeitpunkt betrat ich die Bar!
    Sie nannte sich San Francisco und gehörte zu den Schuppen, die zur Zeit »in« waren. In zahlreichen Menschen war die Sehnsucht nach den sechziger Jahren wieder hochgestiegen. Sie dachten an ihre Zeit, als noch Flower Power regierte, man das Leben leicht nahm und sich vorkam, als würde man auf einem Kranz von Blüten schweben. An der Westküste der Staaten, in Frisco, hatte diese Bewegung ihren Ursprung gehabt und war nicht nur über die Staaten hinweggeweht, sie hatte auch Europa erfaßt und die Menschen damals in eine regelrechte Euphorie hineingerissen.
    Hasch wurde zur Gesellschaftsdroge, die Popstars feierten mit ihren Open-Air-Konzerten Triumphe, an den Krieg wollte niemand mehr denken, Amerika hatte sein Vietnam-Problem, und die Jugend wollte keinen Leistungsdruck mehr. Diese Zeiten waren vergangen, kehrten aber jetzt wieder, zumindest in einer nostalgischen Form, die nicht tiefer drang.
    Dazu gehörten eben auch Lokale wie das San Francisco. Nicht daß dort Blumenkinder herumgeschwebt wären, die Gäste waren zumeist harte Burschen und leichte Mädchen. Hier traf sich alles, was zur Halbwelt gehörte. Auch mancher Unterweltboß verkehrte hier. Die Girls waren Spitze, die Preise auch, die Dekoration erinnerte an Strand, Sand, Meer, Sex und Urlaub.
    Schon im Eingangsbereich leuchtete eine künstliche Sonne, die aus einem kitschig blauen Meer stieg. Das war nicht alles, man konnte die Wellen teilen, weil sie aus einem Vorhang bestanden, und erreichte das Lokal.
    Es sah aus wie ein Schiff. Die Sitzgelegenheiten verteilten sich auf mehreren Decks, und die Brücke diente als Bar. Dort arbeiteten mehrere Keeper und leicht geschürzte Mädchen, angezogen im Matrosen-Look, wobei die Girls der unterschiedlichsten Hautfarben und Nationen nur knappe Jacken zu ihren noch knapperen Hosen trugen. Unter der Decke schwebte die Nachbildung der Golden Gate Bridge, so daß der Gast das Gefühl bekam, er würde unter der Brücke herfahren, wobei der Boden noch blau und wellig gestrichen war, was wiederum das Meer andeuten sollte.
    Fehlte nur der Sand, der unter den Sohlen knirschte. Darauf hatte man verzichtet, die Gefahr des Ausrutschens wäre selbst bei einem Klammertanz zu groß gewesen. Ich war nicht aus freien Stücken im San Francisco. Wenn ich einen Schluck trinken wollte, dann ging ich in einen Pub, wo ich es gemütlicher fand und mir das Bier bedeutend besser schmeckte. Dieser Besuch war dienstlich, und er galt einem Mann, der auf den Namen Tonio Rizzi hörte.
    Das klang nach Mafia und war auch Mafia!
    Was er mir genau berichten wollte, darüber hatte er nicht viel gesagt. Jedenfalls war der Name Logan Costello gefallen, und der hatte mich aus meinen wohlverdienten Feierabendträumen gerissen. In der Kleidung hatte ich mich dem Publikum angepaßt, so jedenfalls dachte ich. Aber in meinem weißen
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