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PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder
Autoren: Perry Rhodan
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keine
Möglichkeit für ein Versteck.
    Hinter dem Tisch oder am anderen Ende des Raumes! sagte mein
Extrasinn.
    Ich spannte meine Muskeln an, huschte im Zickzack durch den halben
Raum und blieb dort stehen, wo sich die Platte des umgestürzten
Tisches in die Höhe reckte. Ich zog die Bogensehne aus, drehte
mich halb herum und machte zwei Schritte zur Seite. Die Pfeilspitze
aus vierfach zugeschliffenem Arkonstahl deutete geradeaus, und
langsam schob ich mich hinter die Platte.
    Eine Frau!
    Sie lag auf dem Bauch, stützte sich mit einer Hand vom Boden
weg und sah mich an. In ihrem Blick war eine Mischung aus Zorn und
Todesmut, aus Niedergeschlagenheit und der Absicht, ihr Leben so
teuer wie möglich zu verkaufen. Ihr Gesicht war schmutzig, aber
ich sah die großen, grünen Augen.
    »Chaire!« sagte ich. Ein griechischer Gruß.
    Sie öffnete den Mund und sagte in skythischer Sprache, leise
und heiser vor Wut und Angst:
    »Keinen Schritt mehr! Ich bin.«
    Ich erwiderte mit ruhiger, halblauter Stimme:
    »Ich bin kein Hunne! Ich bin ein fremder Mann aus dem
Westen. Du brauchst keine Furcht zu haben.«
    Die andere Hand kam unter ihrer Brust hervor. Zwischen den Fingern
hielt sie eine lange Nadel. Sie setzte die Spitze an ihre linke Brust
und sagte leise:
    »Ehe ich von deinem Pfeil umkomme, töte ich mich.«
    Ihr Skythisch klang fremd und falsch betont.
    »Du brauchst dich nicht zu töten«, sagte ich
langsam. »Ich bin ein Feind der Hunnen.«
    Sie starrte mich an, mit einem ausdruckslosen Gesicht, das die
Ereignisse der letzten Stunden nur entfernt widerspiegelte. Es
schien, als seien ihre Empfindungen gestört worden, als weigere
sie sich, zu glauben, was sie gesehen hatte. Ich sah ihre Hände
und entspannte den Bogen wieder, lehnte ihn an die Tischplatte und
steckte den Pfeil in den Köcher zurück. Dann machte ich
einen Schritt nach vorn und streckte die rechte Hand aus.
    »Stehe auf«, sagte ich. »Oder kannst du nicht?«
    »Halt!« sagte sie. »Du bekommst mich nicht
lebend!«
    Ich lächelte zögernd und sagte:
    »Ich will dich nicht. Es ist mir gleichgültig, ob du
auch noch stirbst. Aber du stirbst in diesem Fall aus Mißtrauen
und Dummheit. Laß mich helfen!«
    Langsam und ohne die Augen von mir zu lassen, stand sie auf. Noch
immer hielt sie die lange, zugespitzte Metallnadel in der rechten
Hand. Sie zog sich an der Tischkante hoch und sah mich an. Sie war
groß und schlank und hatte schwarzes, langes Haar.
    »Wer bist du?« fragte sie schließlich.
    »Man nennt mich Atlan«, sagte ich und wiederholte:
»Ich bin kein Freund der Hunnen. Ich suche Attila, um ihm zu
schaden.«
    Sie starrte mich unsicher an.
    Ich bewegte mich nicht und musterte sie genau. Ihre Füße
steckten in dünnen, roten, durch Goldstickerei sehr wertvoll
gemachten Stiefeln, die bis zur Wade reichten. Darüber trug sie
einen zerrissenen, schmutzigen Purpurmantel, der vorn offen war und
lange Schlitze für die Arme besaß. Darunter sah ich etwas
wie ein ehemals weißes Hemd aus grobem Stoff, das durch einen
geschlungenen Gürtel gehalten wurde. Das Haar war, wie auch das
Gesicht, voller Schmutz und Staub, und über ihre Wange zog sich
ein langer Kratzer, eine Spur aus geronnenem Blut. Das Gesicht würde,
gewaschen und gepflegt, sehr ausdrucksvoll sein. Ein römisches
Gesicht, noch jung und unfertig, aber jetzt schon von der klassischen
Schönheit einer Gemme.
    »Dein Name?« fragte ich.
    Vorsichtig zog ich meinen Dolch, spielte mit ihm und richtete ihn
schließlich, ohne ihn anzusehen, auf das rechte Handgelenk des
Mädchens. Sie war nicht älter als zwanzig, zweiundzwanzig
Jahre. »Patricia«, sagte sie. »Ich bin fürstlichen
Geblütes.«
    »Wie schön«, bemerkte ich bitter. »Ich bin
ein Prinz. Wir können also miteinander sprechen.«
    Gleichzeitig betätigte ich kurz den Kontakt, und der
Lähmungsstrahl traf ihre Hand. Sie schrie leise auf und ließ
die Nadel fallen, aber ich sprang bereits nach vorn und blieb dicht
vor ihr stehen. Sie war zu Tode erschrocken. Ich legte meine Hand auf
ihre Schulter und sagte:
    »Ich habe Pferde hier und Essen. Ich kann dich schützen.
Und du brauchst nicht zu befürchten, ich wäre wirklich ein
räuberischer Hunne. Ich bin es nicht! Komm mit mir. Wir.«
    Sie atmete stoßweise und hielt ihre gefühllose Hand
hoch, als habe sie ein rätselhaftes Fundstück vor sich. Ich
legte meinen Arm um ihre Schulter und zog sie langsam, ohne jede
fordernde Betonung, mit mir.
    »Du wirst zweifellos«, sagte ich halblaut
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