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1525 - Die Verfluchten

1525 - Die Verfluchten

Titel: 1525 - Die Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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»Dorothy - Dorothy…«
    Der Frauenname hallte durch das Zimmer, in dem nur ein Bett und ein Schrank standen, dessen Front verspiegelt war und das Zimmer deshalb größer wirken ließ.
    Im Bett lag eine Frau auf dem Rücken. Ihre Augen hatten sich bei den Rufen sofort geöffnet, aber sie traf keinerlei Anstalten, sieh zu bewegen und das Bett zu verlassen. Steif blieb sie liegen und wurde auch weiterhin von der Dunkelheit umgeben, die das Zimmer wie ein grauer Schleier füllte.
    Das Fenster war nur als Umriss zu erkennen. Es war nicht ganz geschlossen. Doro East hatte es gekippt, um die frische Nachtluft in ihr Zimmer zu lassen.
    Die Frau mit den langen grauen Haaren, die einen blonden Farbschimmer aufwiesen, wusste, dass sie sich nicht geirrt hatte. Sie waren wieder da, und sie wollten den Kontakt mit ihr aufnehmen. Nur mit ihr, denn sie allein war wichtig.
    »Dorothy…«
    Erneut wehte die Stimme durch das Zimmer. Es war nicht herauszuhören, ob es sich dabei um die Stimme einer Frau oder die eines Mannes handelte. Man konnte sie als neutral bezeichnen, und Doro East hatte dafür einen anderen Begriff gefunden.
    Neutral - aber nicht die Stimme eines Menschen. So hörte sich kein Mensch an, es sei denn, seine Stimme wurde technisch verändert.
    Die Frau richtete sich auf. Andere Menschen hätten vor Angst Schweißausbrüche bekommen. Bei ihr war das nicht der Fall. Sie blieb ruhig und lauerte darauf, dass der Ruf noch mal erklang.
    Sekunden tropften in einer absoluten Stille dahin. Urplötzlich war die Stimme wieder da, und diesmal war Dorothy hellwach und hörte genauer hin.
    Ihr Name wurde gerufen. Sie hatte sich daran gewöhnt. Nun nahm sie den nicht kleinen und wichtigen Unterschied wahr, denn sie fand heraus, dass es nicht nur eine Stimme gewesen war, die nach ihr gerufen hatte.
    Es waren mehrere, zwei oder drei. Nur vereinigten sich die Rufe zu einer Stimme, die ihr galt.
    Sie wagte erst jetzt, wieder normal Luft zu holen.
    Wer hatte sie gerufen?
    Auch da wusste sie keine Antwort. Es mussten geisterhafte Stimmen aus dem Jenseits sein. Stimmen von Wesen, die keine Ruhe fanden, und sie war eine Person, die solche Stimmen empfangen konnte. Sie war sensitiv genug, denn nicht grundlos verdiente sie ihr Geld als Medium, und das gar nicht mal schlecht.
    »Ich bin hier!«, rief sie zurück. »Ihr braucht euch nicht zu fürchten, denn ich fürchte mich auch nicht. Ich bin hier, Freunde. Sagt mir, was ihr wollt…«
    »Dorothy…«
    »Ja, ich höre euch.«
    »Es ist so kalt«, lautete die Beschwerde.
    »Wo ist es kalt?«
    »Bei uns…«
    »Und wo seid ihr?«
    »So weit weg, aber auch so nahe.«
    »Dann kommt her, bitte!«
    »Das können wir nicht. Das ist unmöglich. Die Grenze ist noch zu dicht, verstehst du?«
    »Aber ihr wollt es tun?«
    »Wir wollen erlöst werden, erlöst…«
    Das letzte Wort erreichte die Frau wie ein mächtiger Hall, der nur allmählich abebbte. Danach war und blieb es still.
    Dorothy East saß weiterhin in ihrem Bett. Tagsüber hatte sie das lange Haar zusammengebunden, jetzt hing es zu beiden Seiten herab und machte das schmale Gesicht mit der stark hervortretenden Nase noch schmaler. Dazu passten auch die dünnen Lippen, die recht blasse Haut und die hellen Augen. Auf der Stirn hatten sich einige Falten gebildet, das Zeichen dafür, dass die Frau überlegte.
    Sie wusste noch immer nicht, wer die Personen waren, die nach ihr riefen. Sie hatte einen Verdacht, doch mehr war es nicht, nur ein Verdacht.
    Während ihrer Sitzungen hatten sich diese Stimmen auch gemeldet, aber sie hatte nie etwas gesehen. Die Rufenden waren offenbar in einer anderen Sphäre gefangen und blieben es auch.
    Man konnte sie als Verlorene ansehen. Menschen, deren Seelen nicht den Weg in die neue Heimat gefunden hatten und umherirrten, wahrscheinlich erfüllt von einer starken Furcht.
    Sollten diese Hilferufe von mehreren Personen gleichzeitig stammen, hatte sie schon einen bestimmten Verdacht, aber darüber wollte sie nicht weiter nachdenken, weil es nichts brachte.
    Die Angst wollte sich bei ihr einfach nicht einstellen. Sie blieb ruhig sitzen und wartete auf eine erneute Botschaft. Die Frau war davon überzeugt, dass sie einfach kommen musste.
    Es tat sich nichts.
    Die Stille blieb, und so war es auch bei den vorherigen Rufen gewesen.
    Nie hatten sich die Rufer richtig offenbart, was Dorothy nicht passte.
    Sie wusste, dass sie wach bleiben musste. Sie reagierte wie ein Seismograf, und deshalb spürte sie, dass noch etwas
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