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1525 - Die Verfluchten

1525 - Die Verfluchten

Titel: 1525 - Die Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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geschehen würde.
    Drei, vielleicht auch vier Minuten dauerte die atemlose Wartezeit an, dann geschah tatsächlich etwas. Diesmal war es keine akustische Meldung, sondern eine optische.
    In der Spiegelfront des Schranks sah sie eine Bewegung. Es wirkte so, als wäre für einen Moment dort eine Wolke entlang gehuscht. Jedenfalls blieb die Fläche nicht starr. In ihr tat sich etwas. Dorothy richtete interessiert ihren Blick nach vorn. Auch jetzt verspürte sie keine Angst.
    Stattdessen stieg Neugierde in ihr auf.
    In der Fläche zeichneten sich Umrisse ab. Sie boten kein kompaktes Bild, aber es waren mehrere Personen.
    »Eins, zwei, drei«, zählte die Frau im Bett flüsternd. Dabei hob sie die Schultern und bemerkte, dass sich ein leichter Schweißfilm auf den Innenflächen ihrer Hände gebildet hatte. So richtig locker nahm sie den Vorgang doch nicht.
    Es passierte schnell. Zackige Bewegungen innerhalb der Spiegelfläche, und das alles nur sehr kurz.
    Wenig später hörten die Bewegungen auf. Das Bild erstarrte. Aber die drei Gestalten waren noch vorhanden. Sie wirkten wie auf die Spiegelfläche geklebt.
    Da sich Dorothy innerlich auf etwas Ungewöhnliches vorbereitet hatte, empfand sie es auch nicht als zu schlimm. Sie konnte sich damit sogar anfreunden.
    Abwarten. Nichts tun. Einfach nur schauen.
    Sie war davon überzeugt, dass sich die andere Seite wieder melden würde. Sie wollte nicht den ersten Schritt machen und blieb deshalb im Bett sitzen.
    Die Spiegelwand war zu einem offenen Tor ins Reich der Geister geworden.
    Vielleicht auch in das Jenseits, wo sich die Seelen der Verstorbenen herumtrieben.
    Die Frau wollte nicht sagen, dass sich für sie ein Traum erfüllt hatte, aber mit einem derartigen Bild hatte sie auch nicht gerechnet. Es war einfach einmalig und würde sich sicherlich auch nicht wiederholen.
    Sie hatte Besuch bekommen!
    Drei Personen, die sie als schwache Abbilder in der Spiegelfläche sah.
    Sie waren nur schwer zu beschreiben. Eigentlich sahen sie aus wie gezeichnet, als hätte ein Maler sie porträtieren wollen.
    Eine Frau und zwei Männer!
    Wie Wachtposten hielten sich die drei geisterhaften Wesen in der Spiegelwand auf. Sie hatten sich auch nicht nebeneinander gestellt, sondern standen versetzt.
    Ein Mann stand vorn. Hinter ihm bauten sich der zweite Mann und die Frau auf. Alle drei mussten als feinstoffliche Gestalten angesehen werden, obwohl sie eine gewisse Konsistenz und auch Farben zeigten.
    Dorothy East flüsterte es vor sich hin: »Grünlich - ja, so ähnlich - und auch feinstofflich.«
    So konnte man die drei Wesen beschreiben, und niemals würde sie diesen Anblick vergessen.
    Die meisten Menschen würden so etwas nicht glauben und von Halluzinationen sprechen. Dorothy East aber glaubte daran, denn sie war ein Medium. Zu ihr kamen Menschen, um Kontakte zum Jenseits zu knüpfen, und noch nie war ihr einer gelungen, der so direkt und intensiv war.
    Ansonsten lief alles anders ab. Zwar nicht geheimnisvoll, aber mit dem Jenseits hatte das nicht viel zu tun.
    Durch geschicktes Ausfragen des Besuchers war es ihr stets gelungen, private Dinge über ihn herauszufinden, die sie dann geschickt in ihre Antworten einflocht.
    Ab und zu hatte es einen fremden Kontakt gegeben. Da hatte sie die fremden Impulse gespürt, und es war ihr dabei nicht besonders gut gegangen. Sie hatte dann mehr das Gefühl gehabt, innerlich zerrissen zu werden.
    Hier war das nicht der Fall gewesen.
    In dieser Nacht war ihr der Beweis gelungen, dass es außerhalb dieser Welt noch eine andere gab, und darüber war sie froh.
    Es gab die Stimmen, es gab die armen Seelen, die sich ihr sogar gezeigt hatten, und sie grübelte über den Grund nach.
    Sie wollte nicht glauben, dass die drei Wesen einfach nur so erschienen waren.
    »Dorothy…«
    Erneut hörte sie den Ruf, und diesmal schrak sie zusammen. Auf ihrer Haut schien plötzlich eine dünne Eisschicht zu liegen.
    Sie konnte nichts tun. Sie musste abwarten, dass die andere Seite reagierte und sich die drei Wesen genauer artikulierten.
    »Was ist denn? Was wollt ihr von mir? Sagt es doch! Bitte, lasst euch nicht so lange…«
    »Erlösung…«
    Alle drei hatten das eine Wort gerufen, und es klang, als hätten sie es mit einer Stimme getan.
    Dorothy atmete scharf ein. Auf ihrer Oberlippe lag ein dünner Schweißfilm. Es war von einer Erlösung gesprochen worden, und das konnte sie sogar verstehen, aber es gab keinen Hinweis darauf, wie diese geschehen sollte.
    »Wer seid ihr
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