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PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder
Autoren: Perry Rhodan
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ihren Mantel zusammen, legte ihn über ihren
Sessel und setzte sich. Dann faßte sie ihr Haar im Nacken zu
einem Knoten zusammen und sagte:
    »Dein Schädel ist nicht geschoren und deine Augen sind
rötlich. Dein Haar ist lang und weiß - du bist nicht aus
diesem Land hier?«
    »So ist es«, sagte ich und schnitt mit meinem Dolch
den Braten in dicke Scheiben. »Ich komme weit aus dem Westen,
aus einem Land, das nicht einmal Attila kennt.«
    Sie betrachtete mich noch immer unsicher und mit leichtem
Mißtrauen.
    »Was tust du hier, Atlan?«
    Ich brach ein Stück Brot auseinander und schmierte dicke,
gesalzene Butter auf die Bruchstelle. Dann goß ich etwas von
dem Wein in den Silberpokal und schob alles zu Patricia hinüber
auf die andere Tischseite.
    »Ich reite nach Osten, um Attila zu treffen«, sagte
ich und trank einen großen Schluck. Der Wein schmeckte leicht
und würzig und hinterließ einen metallenen Nachgeschmack
auf der Zunge.
    »Du hast gesagt, daß du Attila haßt!«
meinte sie verwundert.
    »Wenn der Falke die Taube ergreift, muß er sie vorher
gejagt haben. Ich kann den Hunnen nicht vernichten, wenn ich ihn
nicht finde.«
    »Kennst du ihn?«
    »Ich habe gegen ihn gekämpft«, sagte ich. »Aber
ehe ich ihn töten konnte, kamen andere Krieger dazwischen. Und
dann verlor ich ihn aus den Augen, als Theoderich von einem Speer
getroffen wurde.«
    Patricia aß und trank. Plötzlich spürte sie ihren
Hunger. Ich öffnete die Verschlüsse meines Schuppenpanzers
und legte ihn ab. Trotz des Schattens war es hier sehr heiß.
Die erste Hälfte des Jahres war vorbei und die letzten Züge
der Hunnen bewegten sich hierher in die Theißebene, um sich zu
erholen von der größten Niederlage, die man ihnen je
bereitet hatte. Aber diese Erholung würde nur dazu dienen, einen
neuen Feldzug vorzubereiten, und tatsächlich schoben sich
kleinere Teile des Heeres, von Ostgoten und Gepiden, Alanen und
Skiren verstärkt, auf das Zentrum des Römischen Reiches zu.
Byzantium war tributpflichtig. Und nur die dünne Besiedlung
    dieses Landes verhinderte pausenlose Zusammenstöße
zwischen Siedlern und räuberischen Nomaden.
    »Warum bist du hier?« fragte ich.
    »Ich sollte den Mann treffen, der mich zur Frau nimmt«,
sagte sie. Ihre Hand mit dem Pokal blieb auf halbem Weg zwischen
Tisch und ihrem Gesicht stehen, als erinnere sie sich erst jetzt. Ihr
Gesicht wurde verschlossen, beinahe abweisend.
    »Du hast ihn getroffen?« fragte ich leise.
    »Ich habe ihn gesehen. Er ritt mit den Hunnen und sah zu,
wie sie das Dorf verwüsteten. Sie töteten die Mönche,
raubten die Heiligtümer, und ich konnte mich im Turm verstecken.
Als das Dach brannte, stieg ich wieder herunter, aber da waren die
Hunnen schon fort. Alle Männer sind Feiglinge und unehrlich.«
    »Möglicherweise kenne ich andere Männer als du«,
sagte ich.
    »Vergiß über dem Verwünschen das Essen
nicht.«
    Sie schwieg und trank.
    Ringsum war Stille. Die endgültige Ruhe des Todes. Nur kleine
Singvögel und eine Katze brachten Geräusche und Bewegungen
in das Bild. Der Taubenschwarm kreiste ununterbrochen über den
Ruinen. Aus den Trümmern stieg kein Rauch mehr hoch, aber auch
dieser Geruch nistete selbst in den Blättern der Bäume.
Irgendwo auf dem Feld, weit entfernt, bellte ein Hund. Dann brüllte
eine Kuh, lange und qualvoll. Sie wartete darauf, gemolken zu werden.
    Meine Pferde standen in der dunklen Scheune und ruhten sich aus.
Meine Waffen lagen griffbereit am anderen Ende der Tischplatte. Als
ich mich prüfend umsah, während ich kaute, merkte ich, wie
Patricia mich verstohlen musterte, als sähe sie mich zum
erstenmal.
    »Der große Hund dort. es ist dein Tier?« sagte
sie schließlich und säuberte das Messer an der Tischkante.
Ihre Stimme war ein wenig ruhiger geworden.
    »Es ist ein Steppenwolf«, sagte ich. »Mein
bester Freund. Er sorgt im Augenblick dafür, daß uns
niemand stört.«
    »Wie alt bist du?« fragte sie und leckte über
ihre Lippen.
    Ich zuckte die Schultern und lachte kurz. Sollte ich ihr die
Wahrheit sagen? Sie würde es nicht begreifen, wie alle anderen
vor ihr. Ich antwortete zögernd:
    »Älter als du, Patricia, aber nicht zu alt, um gut
kämpfen zu können.«
    Sie nickte.
    »Du bist sehr klug, nicht wahr?« fragte sie.
    »Man sagt es.«
    Sie starrte mich mit jäh erwachter Neugier an.
    »Du bist einsam, Atlan. Ich sehe die Einsamkeit in deinen
Augen. Du hast niemals ein Weib besessen?«
    »Niemals für lange Zeit.«
    »Noch nicht einmal
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