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Geschichte Irlands

Geschichte Irlands

Titel: Geschichte Irlands
Autoren: Benedikt Stuchtey
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Einleitung
    Geographisch liegt Irland in der Mitte des europäisch-atlantischen Kulturraums. Wie die Geschichte jeder anderen europäischen Nation ist auch diejenige Irlands von der Geschichte seiner Nachbarn geprägt. Sie nur auf die Auseinandersetzung mit England zu reduzieren, wäre aber eine Verkürzung. Von Irischer See und Atlantischem Ozean umgeben, hat die Insel gleichermaßen an europäischen wie an globalen historischen Prozessen teilgehabt und diese mitgestaltet. So waren Iren zuweilen in der Fremde erfolgreicher als zu Hause. Der Erfolg stellte sich manchmal erst nach Generationen ein, wie z.B. bei der Familie Kennedy, bei der irische Herkunft und amerikanische Identität miteinander verschmolzen. Blieb er aus und bildeten die Iren im Gastland lediglich eine untergeordnete Randgruppe wie viele andere Einwanderer, so spricht man von der für die irische Geschichte so charakteristischen Diaspora. Insgesamt ist die Emigration eines der dominanten Themen der irischen Geschichte.
    Ein anderes ist Fremdherrschaft. Der anglo-irische Historiker W. E. H. Lecky meinte einmal, die Geschichte seines Landes sei die der Eroberung durch Wikinger, Normannen und Engländer. Die Römer hingegen hätten darauf verzichtet, auch hier die kontinentale Zivilisation einzuführen. Die Zweiteilung der Insel in eine östliche, in Klima und Bodenbeschaffenheit begünstigte, den Briten nähere Hälfte und eine westliche mit atlantischem Klima und kärglichem Boden ist eine für die irische Geschichte wichtige Konstante. Was in einigen europäischen Ländern das Nord-Süd-Gefälle ist, war in Irland zunächst ein Ost-West-Gegensatz.
    Als Friedrich Engels im Zuge seiner Studien über die britische Arbeiterschaft im Herbst 1869 auch Irland besuchte, prägte er den Begriff des englischen Kolonialismus in Irland. Die Teilung der Insel, ob in Nord und Süd oder in Ost und West, ist eineFolge der schwierigen Beziehung zwischen dem irischen Paddy (Patrick) und dem englischen Mr. Punch: Der eine versuchte stets, sich von der Herrschaft des anderen zu emanzipieren oder sich mit ihr zu arrangieren. Die Engländer waren bestrebt, die Insel zu beherrschen, weil es ansonsten andere getan hätten. Wenn Spanier Ende des 16. Jahrhunderts, Franzosen zur Zeit Napoleons und Deutsche im 20. Jahrhundert Kontrolle über Irland zu gewinnen versuchten, dann war das in erster Linie in der Idee begründet, England auf diese Weise militärisch in die Zange zu nehmen. Wie so manches Juwel seines Empires – Indien, Palästina, Zypern –, so behandelte England auch seine älteste Kolonie: Es teilte sie.
    Das heutige Nordirland hat eine Fläche von 5452 Quadratmeilen (17 % der Insel), die Republik Irland erstreckt sich auf etwa 27.136 Quadratmeilen (83 %). Die gemeinsame Grenze von ungefähr 250 Meilen Länge wurde mit dem Government of Ireland Act von 1922 festgelegt. An die Gründung des Irish Free State, aus dem 1937 de facto, 1949 dann de jure die Republic of Ireland wurde, war die Hoffnung geknüpft, dass die jahrhundertelange irische Geschichte von Gewalt und Gegengewalt zu einem Ende kommen würde. Wie vergebens diese Hoffnung war, ist bekannt.
    Doch die politische Geographie Irlands ist älter als die Geschichte der letzten 90 Jahre. Sie lässt sich bis ins 7. Jahrhundert zurückverfolgen, die noch heute gültige Einteilung in vier Provinzen geht auf vier große Königreiche des 12. Jahrhunderts zurück. Zuvor schon hatten die Normannen im 11. Jahrhundert die Kleineinteilung des Landes, die die Angelsachsen mit der Einführung von Grafschaften begonnen hatten, in Baronien verfeinert und wie auch in der Normandie und in Sizilien einen straff zentralisierten Lehnsstaat eingerichtet. Was zunächst der Eintreibung von Steuern und der militärischen Rechtsprechung gedient hatte, erwies sich im Laufe der Jahrhunderte als wichtige Grundlage für die Erschließung der Insel. Die nördliche Provinz Ulster (26,3 %) umfasst bis heute die Grafschaften Antrim, Armagh, Down, Fermanagh, Londonderry und Tyrone, die zu Nordirland, d.h. zum Vereinigten Königreich,gehören; Cavan, Donegal und Monaghan sind Teil der Republik. Zur östlichen Provinz Leinster (23,4 %) zählen die Grafschaften Carlow, Dublin, Kildare, Kilkenny, Laois, Longford, Louth, Meath, Offaly, Westmeath, Wexford und Wicklow. Munster (29,3 %) im Süden
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