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Geschichte Irlands

Geschichte Irlands

Titel: Geschichte Irlands
Autoren: Benedikt Stuchtey
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und Frankreich, später bei den Alemannen am Zürichsee und am Bodensee. Klostergründungen unter der Prämisse strenger Mönchsregeln wie Luxeuil in Burgund und Bobbio in Oberitalien gehen auf Columban zurück. Sein Schüler Gallus missionierte ebenfalls in Frankreich und seit Anfang des 7. Jahrhunderts bei den Alemannen, wo er 612 eine Klause gründete, aus der 150 Jahre später das Kloster St. Gallen entstand.
Gesellschaftliche Strukturen
    Die schriftliche Überlieferung über das soziale Leben im frühmittelalterlichen Irland lag in den Händen des adligen Klerus. Es gab eine breite Schicht abhängiger und unabhängiger Bauern, die Sklaven – oft Kinder aus verarmten Familien – auf den Feldern und zur Viehaufsicht beschäftigten. Die Bevölkerungszahl lag nicht höher als bei einer Million und wurde immer wieder durch Seuchen und Hungersnöte dezimiert. Für die Mehrheit war das Leben arbeitsreich, voller Entbehrungen und kurz. Die große Bedeutung von Landbesitz zeigte sich wie anderswo in Europa in der frühen sozialen Untergliederung unterhalb von Königtum und Adel in landbesitzende Freie und an die Pacht gebundene Unfreie. Die Familie als Zentrum der Gesellschaft definierte sich nicht über Ehe und Abstammung, sondern als ein sozialer Verband, dem alle Mitglieder des Haushalts angehörten. Weder Ehescheidungen noch Polygamie waren im mittelalterlichen Irland ungewöhnlich, was bei europäischen Kirchenreformern häufig für Befremden sorgte. Eine Folge dieser Gesellschaftsstruktur war die Multiplizierung und Aufsplitterung adliger Haushalte, die zu deren sozialem und wirtschaftlichem Abstieg und somit zur allmählichen Verdrängung der landbesitzenden Mittelschicht führte.
    Den insgesamt 80 bis 100 Kleinkönigen kam eine nahezu sakrale Funktion zu. In der mittelalterlichen Literatur werden die Wohltaten des Königs und seine heroischen soldatischen Tugenden gepriesen. Tatsächlich gehörte es zu seinen zentralen Aufgaben, seine Provinz im Inneren zu befrieden, Gesetze zu erlassen, Steuern zu erheben und Land unter seinen Gefolgsleuten zu verteilen. Letzteres geschah zumeist über einen Freibrief, für den der König im Gegenzug militärische Dienste einforderte. Hierin unterschied sich der Feudalismus Irlands kaum von dem im übrigen Europa der Zeit.
Weltliche und geistliche Herrschaft
    Im Jahr 1101 wurde die Festung Cashel in der Grafschaft Tipperary zum Erzbischofssitz. Wie auch die vorkeltische Stätte Tara in der Grafschaft Meath, seit dem 5. Jahrhundert Hauptsitz der Dynastie der O’Neills, war dieser Ort mehr als nur das Machtzentrum eines Provinzialherrschers, sondern besaß unschätzbaren symbolischen Wert. Die Kirche gab dem König ihren Segen, weihte sein Amt und erwartete im Gegenzug von ihm, gegen äußere Angriffe und innere Unruhen verteidigt zu werden. Ob es aber im Zeitalter der Wikinger-Invasionen bereits ein übergeordnetes, ganz Irland beherrschendes Königtum gegeben hat, wird von Historikern intensiv diskutiert. Zumindest hätte es das Bewusstsein von einer geeinten Insel zur Voraussetzung gehabt.
    In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gelang es dem König von Leinster, Dermot MacMurrough, im Kampf gegen den König von Connacht, Rory O’Connor, nicht, die blühende Machtzentrale Dublin zu seinem Verbündeten zu machen. Er bat daher den englischen König Heinrich II. um Hilfe, lud somit gewissermaßen zur Invasion ein und öffnete Irland politisch und militärisch dem anglo-normannischen Feudalismus. In dem Moment, in dem die Einheit der Insel zum Greifen nahe war, wurde sie den regionalen Rivalitäten geopfert. Im Jahr 1169 setzte die Eroberung unter Gilbert Fitz Richard, genannt Strongbow, ein, 1172 wurde Heinrich II. auf der Synode von Cashel zum Alleinherrscher über Irland ernannt.
    Als die Anglo-Normannen im 12. Jahrhundert in Irland einfielen, fanden sie viele Elemente der von den Wikingern geschaffenen Infrastruktur vor, die für eine zügige auch administrative Durchdringung des Landes vorteilhaft waren. Anders als in Schottland, wo sie sich als Bauern und Fischer niederließen, kontrollierten die Anglo-Normannen in Irland als Händler und Seefahrer vor allem die Küsten. Siedlungen wie Galway, Waterford und Wexford wurden rasch wohlhabende Umschlagplätze für Waren wie z.B. teure Seidenstoffe. Die
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